Passnummern für alle

 

Mit dem Beginn des neuen Jahres wird für alle Mitglieder der bayerischen Vereine eine Passnummer vergeben. Keine leichte Aufgabe, denn für den BTU-Vorstand bedeutet dies, dass er innerhalb kürzester Zeit in allen Pässen der ca. 15.000 Mitglieder die neue Passnummer eintragen muss. Angesichts des bevorstehenden gewaltigen Arbeitspensum hätte man im BTU-Vorstand liebend gerne auf diese Zusatzarbeit verzichtet. Im Gespräch mit Peter Bolz erklärt der bayerische Schatzmeister Gerd Kohlhofer, weshalb die Einführung von Passnummern unumgänglich ist.

PB:
Ist denn tatsächlich beabsichtigt, in jedem Pass der 15.000 Vereinsmitglieder nachträglich eine Passnummer einzutragen?


GK:
Richtig, genau das haben sich die Mitglieder des Gesamtvorstandes vorgenommen. Wenn man bedenkt, welcher Arbeitsaufwand damit verbunden ist, kann man auch verstehen, weshalb bis heute jeder Vorstand auf die Einführung von Passnummern verzichtet hat. Es bringt aber nichts, wenn die unangenehmen Aufgaben immer wieder weggeschoben werden.   

Weshalb ist es denn für den Verband so wichtig, dass alle Mitglieder eine neue Passnummer bekommen?

Es geht gar nicht so sehr um Einzelfälle, sondern schlicht um die Tatsache, dass wir als Verband so gut wie nichts von den Vereinsmitgliedern wissen. Jeder kann sich vorstellen, dass es bei ungefähr 15.000 Mitgliedern immer wieder zu Situationen kommt, bei denen der Verband um eine Lösung gebeten wird.

Können Sie ein Beispiel nennen?


Wenn sich ein Mitglied im Streit von seinem Verein trennen will, wird die BTU oft um eine Klärung in dieser Auseinandersetzung gebeten. Meistens geht es darum, dass das Mitglied seinen Pass für den Vereinswechsel haben will und der Verein den Pass nicht herausgibt. Da ihn der neue Verein ohne Pass nicht aufnehmen will, wird der Verband um eine Klärung gebeten. Hier gilt übrigens immer der Grundsatz, dass die DTU der Eigentümer des Passes ist.

Wo liegt denn bei so einer Sachlage das Problem?

Wenn man den Argumenten des alten Vereins glaubt, dann häufen sich in der letzten Zeit die Fälle, dass die Pässe der Mitglieder auf mysteriöse Weise verloren gegangen sind. Wenn man als Vorstandsmitglied so etwas zu hören bekommt, stellt man sich schon die Frage, ob es den Pass überhaupt gegeben hat.

Wie kann denn jemand ohne gültigen Pass an einer Gürtelprüfung teilnehmen?

Das ist eine sehr gute Frage. Allerdings fällt es mir äußerst schwer, diese Frage ruhig und sachlich zu beantworten.

Haben Sie Anhaltspunkte, dass sich Vereine in dieser Richtung unkorrekt verhalten?

Ja, leider! Vor einiger Zeit haben wir uns überlegt, wie wir den Beitrag für die Vereine günstiger gestalten könnten. Aus diesem Grund haben wir in einmal alle Kosten aufgelistet, die für die Vereine im Lauf eines Jahres anfallen. Dazu gehören neben dem Verbandsbeitrag auch der Kauf der DTU-Pässe und der Kauf von Prüfungsmarken. Als wir die Liste danach durchgegangen sind, standen uns die Haare zu Berge. Dabei fielen auch Kommentare, die ich hier nicht wiederholen kann.

Was war denn so schlimm an der Liste?


Durch die Liste wurde uns drastisch vor Augen geführt, wie sehr unser Vertrauen missbraucht wird.

An was ist das denn für Sie erkennbar?

Wenn wir beispielsweise den Verbrauch der Prüfungsmarken hernehmen, dann sollte sich die Anzahl der Bestellungen pro Jahr in etwa bei der Zahl der gemeldeten Mitglieder bewegen. Wenn aber ein Verein mit 200 Mitgliedern zwei Jahre lang keine Marke und keinen Pass bestellt hat, muss sich ein Verband natürlich so seine Gedanken.
Leider ist es kein Einzelfall, dass – vorsichtig ausgedrückt – berechtigte Gründe für eine Nachfrage bestehen. Was uns zu schafften macht, ist die große Zahl der Vereine, die offensichtlich keine Kup-Prüfungen durchführen!?

Wenn ein Verein von seinen Mitgliedern Gelder einkassiert und nicht an den Verband weitergibt, ist das dem Mitglied gegenüber unehrenhaft. Müsste das nicht dem Rechtsausschuss gemeldet werden?

Natürlich verhält sich der Verantwortliche des Vereins nicht korrekt und tut seiner Schülerin und seinem Schüler bestimmt keinen Gefallen. Hier müssen aber auch die lizenzierten Prüfer an ihrer Ehre angesprochen werden. Denn zwischen dem Prüfer und dem Verband besteht ein Vertrauensverhältnis, das nicht so leicht aufs Spiel gesetzt werden sollte. Wir, die von den Vereinen gewählten Ressortleiter, sind darauf bedacht, gemeinsam eine saubere Verbandsführung zu gewährleisten. Wir wollen niemanden Steine in den Weg legen. Deshalb haben wir nach einer anderen Lösung für dieses Problem gesucht. Wir sind fest überzeugt, dass wir mit der Passnummer auf dem richtigen Weg sind.

Welchen Zweck hat denn die Passnummer in der Praxis?

Ganz einfach, in Zukunft muss bei jeder Maßnahme unseres Verbandes die Passnummer angegeben werden, also beispielsweise bei Gürtelprüfungen, Lehrgängen oder aber auch bei Meisterschaften. Im Endeffekt also immer dann, wenn er Pass eine Rolle spielt. Die Verantwortlichen der Maßnahme sind aufgerufen, ständig zu kontrollieren, das jeder Pass mit einer Nummer versehen ist.

Wie wollen Sie auf die Schnelle alle Nummern in die Pässe eintragen?

Zunächst einmal müssen die Vereine bis spätestens 15. Januar die Liste ihrer Mitglieder mit einer Excel-Liste an die Geschäftsstelle schicken. Wir werden dann für jedes Mitglied eine Nummer vergeben und verschiedene Personen beauftragen, diese Nummer in die Pässe einzutragen. So bald die Nummern vergeben sind, werden von der Geschäftsstelle nur noch Blanko-Pässe mit Nummern ausgegeben.

Haben Sie keine Angst, dass Ihnen das ganze Vorhaben von den Vereinen als Misstrauen gegen sie ausgelegt wird?


Nein, weshalb auch. Die Vereine überprüfen doch auch, ob ihre Mitglieder den Beitrag gezahlt haben. Dass wir jetzt auch quasi kontrollieren, ob alle Mitglieder auch wirklich einen Pass bekommen, ist doch legitim.
Wir haben uns aber auch im Vorfeld mit einigen Vereinensvertretern über dieses Thema unterhalten. Dort erklärten uns alle, dass alle großen Sportverbände ihre Mitglieder namentlich registriert haben. Viele wunderten sich, dass wir erst jetzt auf die Idee mit der Passnummer gekommen sind.

Herr Kohlhofer, vielen Dank für das Gespräch und eine glückliche Hand bei Ihrem Vorhaben!

 

Vereine-Pässe-Urkunden_Pürfer 03- 04.xls