Marco Scheiterbauer

 

Bei den German Open bekam Marco Scheiterbauer während der Abendveranstaltung mit einer feierlichen Zeremonie eine VIP-Karte für seine sportlichen Leistungen überreicht. Mit dieser Karte hat er ab sofort zu allen Meisterschaften der DTU freien Eintritt und hat freien Zugang zum VIP-Bereich.
Im Gespräch mit Peter Bolz schaut Marco Scheiterbauer auf seine bisherige Karriere zurück und äußert sich zu seinen Zukunftsplänen.

PB: Bei den letzten German Open wurde Dir bei einer feierlichen Zeremonie von DTU-Präsident Heinz Gruber eine VIP-Karte überreicht. Was hat es denn damit auf sich?

MS: Die VIP-Karte wird für sportliche Erfolge überreicht. Außer mir haben auch noch Aziz Acharki und Faissal Ebnoutalib diese VIP-Karte bekommen. Als Sportler wurde ich schon öfter ausgezeichnet. Dass ich mit einer VIP-Karte geehrt wurde, hat mich wirklich angenehm überrascht. Ich finde das von der DTU eine ganz tolle Idee.

PB: Reden wir mal von Deinen sportlichen Erfolgen. Vor zwei Jahren hast Du das letzte Mal eine Deutsche Meisterschaft gewonnen. Danach hast Du noch einmal bei der Militär-Weltmeisterschaft 2006 teilgenommen. Läuft es momentan nicht so gut bei Dir?

MS: Nein, nein. Das waren tatsächlich die letzten beiden Turniere, bei denen ich angetreten bin.

PB: Heißt das, dass Du vom Wettkampf zurück getreten bist?


MS: Als Sportler macht sich natürlich irgendwann Gedanken darüber, wann es an der Zeit ist, seinen Rücktritt zu verkünden. Dass ich im letzten Jahr und heuer nicht bei den Deutschen Meisterschaften angetreten bin, hat aber nichts mit einem heimlichen Rücktritt zu tun.

PB: Weshalb machst Du Dich dann so rar?

MS: Als ich 2005 bei der Deutschen Meisterschaft die Goldmedaille holte, habe ich darauf spekuliert, dass ich bei der Weltmeisterschaft in Madrid dabei bin. Das wäre dann meine fünfte Teilnahme an einer Weltmeisterschaft gewesen. Da die Bundestrainer ein junges Team aufbauen wollten, wurde ich nicht berücksichtigt.

PB: Hat es Dich geärgert, dass Du nicht nominiert worden bist?

MS: Naja, die Art und Weise, wie man mit dem Thema Nominierung umgegangen ist, hat mich schon ein bisschen geärgert. Da ich damals bereits seit 15 Jahren im Nationalkader war, hätte ich mir gewünscht, wenn der Bundestrainer mit mir darüber gesprochen hätte. Die Gründe, weshalb ich nicht nominiert wurde, konnte ich dagegen nachvollziehen. Deshalb war das für mich kein Problem.

PB: Wie ging es denn danach weiter?

MS: Ich habe danach nur trainiert und nicht mehr bei Turnieren gekämpft. Für die Militär-Weltmeisterschaft 2006 habe ich mich für die 84-kg-Klasse vorbereitet, musste dann aber im Schwergewicht starten und bin im Viertelfinale rausgeflogen. Danach reizte es mich einfach nicht mehr, bei einer Deutschen Meisterschaft anzutreten. Ich habe gemerkt, dass es mir einfach mehr Spaß macht, als Trainer dabei zu sein.

PB: Das klingt aber so, als hättest Du Deinen Rücktritt schon beschlossen, oder?

MS: Meine Zielrichtung war immer auf ganz oben gerichtet. Ich hätte mich auch gefreut, wenn ich im eigenen Land bei der Europameisterschaft dabei gewesen wäre. Ohne die Perspektive, noch einmal für das deutsche Nationalteam nominiert zu werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich noch einmal kämpfen werde. So gesehen ist das jetzt wohl mein Rücktritt.

PB: Wann hast Du denn mit dem Wettkampf angefangen?

MS: So genau weiß ich das nicht mehr. 1988 habe ich als 14-Jähriger zum ersten Mal die Bayerische Meisterschaft gewonnen, ein Jahr später wurde ich deutscher und internationaler deutscher Meister. Mein erster Einsatz im Nationalteam war dann bei der Europameisterschaft 1990. Dort habe ich die Bronzemedaille gewonnen.

PB: Könntest Du alle Deine Erfolge aufzählen?


MS: Wenn ich lange genug Zeit habe, würde ich die meisten Medaillen zusammen bekommen. Zum Glück muss ich mir darüber aber den Kopf nicht zerbrechen, da es dafür ja eine Taekwondo-Datenbank gibt.

PB: Laut dieser Datenbank hast Du im deutschen Nationalteam insgesamt 13 Medaillen gewonnen. Welche davon bedeuten Dir denn am meisten?

MS: Für mich war es immer etwas Besonderes, bei den großen Turnieren als Wettkämpfer dabei zu sein. Als Sportler wird man nach der Karriere aber immer an den größten Erfolgen gemessen. Bei mir wäre das der Titel als Vizeweltmeister und meine drei Titel als Militärweltmeister. Persönlich bedeutet es mir aber auch recht viel, dass ich zehn Mal deutscher Meister geworden bin.

PB: Wenn Du eine Niederlage in einen Sieg umwandeln könntest, welche würdest Du Dir dann aussuchen?

MS: Dann würde ich mir wohl das Finale bei der Weltmeisterschaft 1997 aussuchen, das ich knapp mit 4 zu 6 Punkten verloren habe. Da ich alles gegeben habe, ärgere ich mich nicht über die Niederlage. Es gibt aber nur vier Weltmeister in Deutschland, deshalb wäre es schön, wenn ich als fünfter dazu gehören könnte.

PB: Wie wichtig war denn die Bundeswehr für Deiner Karriere?


MS: Dass ich mich in den letzten 14 Jahren bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr voll auf das Training konzentrieren konnte, war natürlich die Basis für meine Erfolge. Neben der optimalen Absicherung war mir aber auch die Kameradschaft in unserer Gruppe immer sehr wichtig.

PB: Wo willst Du denn jetzt Deine neuen Schwerpunkte setzen?

MS: In den letzten Jahren habe ich entdeckt, dass es mir unglaublich viel Spaß macht, meine Erfahrungen weiter zu geben, die ich als Wettkämpfer gesammelt habe. Wenn man als Trainer an der Kampffläche arbeitet, ist das eine besondere Herausforderung. Es bedeutet mir mehr, junge Talente oder eine Mannschaft zum Erfolg zu führen, als selbst Erfolg zu erkämpfen.

PB: Welche Trainerlizenzen hast Du denn schon?


MS: Ich habe die A-Lizenz schon vor einiger Zeit gemacht. Momentan bin ich dabei, das Studium als Diplom-Trainer zu erwerben. Seit einem Jahr bin ich Student an der Trainerakademie in Köln. Zwei weitere Jahre liegen noch vor mir.

PB: Welche praktischen Erfahrungen hast Du denn bisher als Trainer gemacht?

MS: Seit sechs Jahren arbeite ich im bayerischen Landesverband als Trainer. Am Anfang als Assistenztrainer und seit 2003 als Landestrainer. Außerdem trainiere ich auch die Wettkämpfer und die Kinder bei uns im Verein bei der TG Allgäu.

PB: Wo willst Du denn in der nächsten Zeit Deine Schwerpunkte setzen?

MS: Bei der BTU läuft momentan alles wirklich toll. im Verein bin momentan dabei, eine neue Kampfmannschaft aufzubauen. Diese Erfolge möchte ich zusammen mit meinen Trainerkollegen noch weiter ausbauen. Ein großes Ziel ist es natürlich, so viele Talente wie nur möglich aufzubauen und so weit wie nur möglich an die Spitze zu bringen. Daneben werde ich mich natürlich auch voll auf mein Trainerstudium konzentrieren und so viele Erfahrungen wie nur möglich zu sammeln. Dabei möchte ich mich auch von anderen erfolgreichen Sportarten lernen. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen.

PB: Könntest Du Dir vorstellen, später auch einmal das Amt als Bundestrainer zu übernehmen?

MS: Ja, das ist mit Sicherheit eine Aufgabe, die mich reizt und für die ich mich zur Verfügung stellen würde. Für mich ist das aber erst dann ein Thema, wenn ich mein Studium als Diplom-Trainer erfolgreich abgeschlossen habe.

PB: Dann wünsche ich Dir auf den Weg dorthin viel Glück.