Universade 2007

 
Zur heiteren Stimmung der grandiosen Eröffnungsfeier des Vorabends bildete die aufgeladene Atmosphäre der Taekwondo-Wettkampfstätte am heutigen Morgen einen harten Kontrast.


Robert Vossen im Kampf gegen den Russen Musaef


Pünktlich mit dem Startsignal zur ersten Runde begann mit Mittelgewichtler Robert Vossen (Europa FH Fresenius) für das deutsche Taekwondo-Team die Jagd nach den Podestplätzen. Mit Deutschland gehen 582 Athleten aus 69 Nationen an den Start. Der international eher unerfahrene Kölner Student des Medienmanagements kämpfte gegen den Phillipino Briones, der bereits WM-Erfahrung hatte.
Die erste Runde verlief erwartungsgemäß abtastend und endete folgerichtig mit 0:0.
Runde zwei ergab ein kaum lebendigeres Bild. Vossen geriet unerfreulich oft in Bodenlage, unverschuldet, was dann auch endlich zu einer Verwarnung wegen Werfen gegen Briones führte.
Erst die dritte Runde offenbarte das technische und athletische Potenzial beider Kontrahenten. Unglücklich lief Vossen beim Angriff in einen treffsicheren Paltung des Phillipinos. Den Vorsprung seines Gegners konnte der deutsche beim blitzschnellen Paltung-Austausch auf 1:1 verkürzen, wobei ihn die zeitgleiche Aktion seines Gegners unter die Gürtellinie traf und zu Boden schickte.
Nach rascher Erholung setzte Vossen die taktischen Anweisungen von Bundestrainer Holger Wunderlich präzise in Bewegung um und holte sich 9 Sekunden vor Schluss den Siegtreffer mit Konter-Paltung und somit einen erfreulichen fünften Platz.
Am Nachmittag kämpfte Robert Vossen gegen den Russen Musaef um die Bronzemedaille. Die erste Runde vermittelte durchaus den Eindruck, dass Bronze machbar sei.
Auch Runde zwei brachte Musaef durch die Wertung eines schwachen Paltungs nur einen Punkt weiter, während ein kraftvoll eingesprungener Nerio des Deutschen den Kopf seines Gegners nur um wenige Millimeter verfehlte.
Wer nun glaubte, dass selbst am Ende der zweiten Runde das Ende noch offen sei, durchlebte in Runde drei bittere Minuten: Beinahe im Sekundentakt erhöhte sich die russische Score-Board-Zahl auf 5 - einmal sogar um zwei Punkte für Doppelpaltung - während Vossen lediglich mit einem verwertbaren Paltung kontern konnte. Ein Minuspunkt reduzierte den Endstand auf 4:1.
Dennoch gelang Vossen mit einem beachtlichen fünften Platz ein glänzendes Debut auf internationaler Bühne, schließlich verlor er gegen den späteren Finalisten und Silbermedaillen-Gewinner.       
    
  10.08.2007       
Durchwachsene Resultate im Taekwondo       
      

Unter 26 Mitbewerbern im Teilnehmerfeld der Weltergewichtler (-78) startete Matthias Gabriel, Uni Duisburg-Essen, im zehnten Kampf gegen den Türken Akin Erbas. Bereits bei der letzten Universiade 2005 in Izmir wurde Gabriel von einem türkischen Kämpfer aus dem Turnier geschickt, sodass heute eine Rechnung zu begleichen war. Unerwartet früh geriet Gabriel bereits nach 30sec. durch Paltung des Türken in Rückstand, konnte aber im weiteren Verlauf durch Konterpaltung ausgleichen. Eine gesamte zweite Runde lang bedrängte Gabriel seinen Gegner: Die türkische Rückwärtsautomatik stoppte der Kampfleiter mit einer Verwarnung wegen Passivität. Zu Beginn der dritten Runde erhöhte Erbas auf 2:1. Da er aber wiederum vorwiegend der Grenzlinie zustrebte und er dabei auch noch zu Fall kam, verdichtete sich seine Taktik zu einem Minuspunkt. Mit 1:1 Gleichstand am Ende der dritten Runde wurde die vierte notwendig. Im bisherigen Kampfverlauf war bereits die kämpferische, vor allem aber technische Überlegenheit Gabriels deutlich geworden. Nach fruchtlos verlaufener vierter Runde entschieden sich die Kampfrichter folgerichtig für Deutschland. Zwei Jahre wartete Matthias Gabriel, um die „Schmach von Izmir“ zu tilgen.
Wie Deutschland hatte sich Chinese Taipeh für das 1/8-Finale qualifiziert. Yi-chun Wu, ging in Runde eins durch Paltung in Führung, der aber durch Konterpaltung Gabriels gleichgestellt wurde. Ab Runde zwei begann ein für Gabriel selten erlebter Absturz ins Leere. Mit einem ersten, einfachen Cutstep-Paltung brachte Wu den vorderen Fuß auf Gabriels Trefferfläche. Vom Erfolg seiner schlichten Aktion überrascht, schoss Wu mit gleicher Technik das Scoreboard auf drei. Die despektierliche dritte und vierte Wiederholung beendete die zweite Runde beim Stand von 1:5 und ließ für Gabriel nur eine Diagnose zu: Reaktionsdefizit. Der komplette Einbruch folgte in Runde drei und führte beim Stand von 2:9 zum peinlichen, vorzeitigen Abbruch durch den Kampfleiter.
Warum Gabriel in diesem Kampf sein Potenzial so deutlich unterschritt, kann nur mit einer Fußverletzung (Mittelfußbruch) oder der Aufgrund dieser Verletzung entstandenen Reduzierung des Schlageinsatzes sowie der Schlagkraft auf Null erklärt werden: Einfüßig entstehen solche Ergebnisse im Taekwondo leicht. Gabriel belegt nach seinem Ausscheiden im 1/8-Finale Platz neun.

Sebastian Lehmann (Uni Frankfurt) startete mit 31 Mitbewerbern im zahlenmäßig stärksten Pool der Leichtgewichtler. Das Los hatte ihm den Spanier und WM-Dritten aus 2005 Ichisoa beschert. Mit Dwit-Chaggi ging Spanien in Führung. Der technisch versierte Lehmann beeindruckte durch Angriffsfreude, konnte seinen Reichweiten-Vorteil aber kaum nutzen. Nachdem Ichisoa einen Paltung durchbrachte, punktete Lehmann im Verlauf der zweiten Runde mit einem brilliant gesprungenen Dwit-Chaggi. Schnelle Paltung-Wechsel erhöhten den Punktestand am Ende der dritten Runde doch noch auf 6:3 für Spanien.
Der sichtlich enttäuschte Lehmann scheiterte somit bereits in der Vorrunde
11.08.2007

Hohe Niederlage für Helene Weingart im Taekwondo

Zugegeben, ein leichtes Los wurde für die sympathische Studentin aus Friedrichshafen mit Gegnerin Wan-Tien Hsiao aus Chinese-Taipei nicht gezogen. Dennoch wurden allzu früh erhebliche Schwächen der Deutschen sichtbar. Als beschränke sich die Kollektion möglicher Angriffsabläufe auf eine Variante, versuchte Weingart ausschließlich mit eingesprungenem Auslagen-Paltung die Chinesin in Verlegenheit zu bringen.
Dabei verfehlte der Fuß stets die gegnerische Weste, ohne dass sich ihre Gegnerin vom Fleck bewegte, hinzu kam eine fehlerhafte Distanzeinschätzung. Regelmäßig konnte Hsiao mit Paltung kontern und erreichte bereits in der ersten Runde einen mühelos erarbeiteten Vorsprung von drei Punkten.
Die chinesische Kämpferin sah auch im Verlauf der zweiten Runde keinen Anlass, sich sonderlich zu bewegen wartete geduldig den nächsten Standard-Angriff Weingarts ab, um sie ebenso standardmäßig auszukontern.
In Runde drei ermunterten die deutschen Fans ihre Kämpferin lautstark zur Aufholjagd und forderten endlich Kopfangriffe, denn tatsächlich ist Weingart gedehnt wie eine Kunstturnerin. Vergeblich. Den letzten hilflosen Angriff der Deutschen verwertete Hsiao mit der Nüchternheit eines Zählautomaten. Ihre technische Brillanz blitzte kurz auf, als ein eingesprungener Nereo-Chaggi Weingart wie ein Fallbeil traf.
Beim Stand von 7:0 setzte der Kampfleiter 16 sec. vor Ablauf der Regelzeit diesem Debakel ein vorzeitiges Ende.