Weltmeisterschaft in Kopenhagen

 

Der Austragungsort für die in diesem Jahr zum 19. Mal ausgetragene Taekwondo-Weltmeisterschaft war Kopenhagen. Mit der „Ballerup Super Arena“ hatten sich die dänischen Organisatoren eine Sporthalle ausgesucht, die den Ansprüchen einer Weltmeisterschaft in allen Punkten gerecht wurde.

Bevor sozusagen der Startschuss für den Beginn der Wettkämpfe fiel, ging es einen Tag vorher bei der WTF General Assembly ziemlich ganz heiß her. Es stand nämlich die Wahl des WTF-Präsidiums und die Wahl einiger ExCo-Mitglieder auf dem Programm. Von besonderem Interesse war vor allem die Wahl des Präsidenten, denn zum ersten Mal in der Geschichte des Weltverbandes gab es mit Dr. Nat Indrapana aus Thailand einen Gegenkandidaten für dieses Amt. Am Ende wurde aber Dr. Chungwon Choue mit 104 zu 45 Stimmen in seinem Amt bestätigt.

Für die 1.000 Teilnehmer aus 139 Nationen – ein neuer Rekord - wurden in der Arena fünf Kampfflächen ausgelegt. Die mittlere Fläche befand sich auf einer Bühne und war so ausgelegt, dass darauf neben den Halbfinal- und Finalkämpfen auch die auf mehrere Tage verteilten Showprogramme aufgeführt werden konnten. Zur Eröffnung am Mittwoch fand die Show am Nachmittag statt, an den anderen Tagen während der Mittagspause.

Mit den Wettkämpfen wurde um 09:00 Uhr in der Frühe begonnen. Da die letzten Finalkämpfe zum Teil kurz vor 22:00 Uhr ausgetragen wurden, befanden sich um diese Zeit deutlich weniger Zuschauer in der Sporthalle.

Vieles in Kopenhagen wurde bei einer Weltmeisterschaft zum ersten Mal zugelassen. Gekämpft wurde beispielsweise mit elektronischen Kampfwesten der Firma „LaJust“, die im Großen und Ganzen reibungslos funktionieren. Die Einstellungen und der vor jedem Kampf erforderlich Funktionstest bewegten sich in einem akzeptablen zeitlichen Rahmen.   

Bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen wurde zum ersten Mal nach den neu eingeteilten Gewichtsklassen gekämpft. Da es sich hierbei nur um Verschiebungen im minimalen Kilogrammbereich handelte, bedeutete die Neueinteilung für die Teams keine gravierende Veränderung.

Interessanter war dagegen die neue Punkteregelung. Während es in der Vergangenheit für jeden Treffer immer nur einen Punkt gab, wurden in Kopenhagen zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft für einen Kopftreffer gleich drei Punkte gegeben.

Die einen Tag vor den Wettkämpfen angesetzte Auslosung für die Pool-Liste dauerte dieses Jahr etwas länger als gewohnt, da auch hier eine sinnvolle Neuerung zum tragen kam. In jeder Gewichtsklasse wurden nämlich die besten zwanzig Teilnehmer aus dem WTF-Ranking gesetzt.

Ebenfalls neu war die Einführung eines Videobeweises, dem so genannten „Video replay“. Um diesen durchführen zu können, wurden auf allen Kampfflächen die Wettkämpfe mit einer Videokamera aufgezeichnet. Vor dem Wettkampf bekam der Coach entsprechend der Kampfweste eine blaue oder rote Karte. Sofern ein Coach während des Kampfes das Gefühl hatte, dass eine Wertung nicht gegeben wurde oder vielleicht auch eine falsche Entscheidung getroffen wurde, musste er die Karte deutlich sichtbar nach oben halten. Daraufhin wurde der Kampf unterbrochen und die entsprechende Szene auf dem Video besichtigt. Wenn der Coach mit seinem Einspruch Recht hat, bekam er die Karte zurück. Wenn dies nicht der Fall war, steckte der Kampfleiter die Karte ein und der Coach konnte in diesem Kampf keinen Videobeweis mehr verlangen. Beim nächsten Kampf bekommt der Coach wieder die Karte. Pro Gewichtsklasse sind zwei Ablehnungen möglich.       

Da es für diese Weltmeisterschaft vorher bekannt gemachte Vorgaben für eine Nominierung gab und diese in einigen Klassen nicht umgesetzt werden konnten, wurden nur in zwölf statt der möglichen 16 Gewichtsklassen deutsche Teilnehmer gemeldet. Bei den Herren waren sieben Klassen besetzt und bei Damen nur fünf.

Unter der Leitung von Vizepräsident Musa Cicek kümmerten sich neben den Bundestrainern Waldemar Helm und Bundestrainer Carlos Esteves auch noch die beiden Assistenz-Bundestrainer Marco Scheiterbauer und Özer Gülec sowie Georg Streif, dass alle Athleten optimal vorbereitet auf die Kampffläche gehen. Das körperliche Wohl des Nationalteams lag in den Händen von Teamarzt Dr. Hajo Riesner und Physiotherapeut Thomas Brombacher. Außerdem war der Psychologe Werner Miklas in Kopenhagen ständig mit dem deutschen WM-Team zusammen. Für Musa Cicek ein durchaus sinnvolles Terrain. „Werner Miklas arbeitet auch eng mit dem DFB zusammen und kennt sich mit der Psyche des Sportlers aus. Wir arbeiten schon seit einem Jahr mit ihm zusammen und wollen das in Zukunft auch weiter intensivieren.“

Aber nun zu den Kämpfen:

Damen bis 67 kg - Helena Fromm
Für Helena Fromm lief zunächst alles nach Plan. Nach einem Freilos hatte sie mit der Ukrainerin Yevgeniya Koshlyak ein leichtes Spiel. Beim Stand von 23 zu 0 Punkten wurde der Kampf in der dritten Runde abgebrochen.

Danach musste Helena fünf Stunden warten, bis sie im Achtelfinale gegen die türkische Jugendeuropameisterin Nur Tatar wieder auf die Kampffläche durfte. Für Bundestrainer Esteves war die Türkin keine Unbekannte. „Helena hat in diesem Jahr bei den Spanish Open gegen die türkische Kämpferin gewonnen.

In Kopenhagen konnte Helena, die auf der Kampffläche dominierte, in der dritten Runde mit einem Punkt in Führung gehen. Eine halbe Minute vor dem Ende des Kampfes kassierte sie einen leichten Kopftreffer und lag plötzlich mit 1 zu 3 zurück.“ Bis zum Schlussgong konnte die Wahlmünchnerin zwar noch einen Punkt anbringen, verlor aber als große Medaillenhoffnung des deutschen Teams den Kampf mit 2 zu 3 Punkten.

Die Türkin verlor danach gegen Gwladys Epangue, die spätere Weltmeisterin aus Frankreich.


Herren über 87 kg - Ulvi KAYA
Nach einem Freilos reichte Ulvi Kaya bei seinem ersten Kampf gegen die Isländer Haukur Gudmundsson ein einziger Kopftreffer zum 3-zu-0-Sieg.

Mit Mikael Borot, dem französischen Europameister 2006, wartete auf den Swisttaler ein harter, aber durchaus machbarer Gegner. Bei der diesjährigen British Open 2009 konnte sich Ulvi Kaya gegen ihn mit 3 zu 1 Punkten durchsetzen. Aus der Sicht von Bundestrainer Helm lieferten sich beide in Kopenhagen einen relativ ausgeglichenen Kampf. „Ulvi lag in der zweiten Runde einmal zwei Punkte zurück, konnte aber ausgleichen und ging mit einem ausgeglichenen Punktestand in die dritte Runde. In den letzten zwei Minuten konnte der Franzose leider noch zwei Mal treffen. Unabhängig von der Niederlage hat Ulvi einen beherzt gekämpft und bis zum Schluss seine Chance zum Sieg gesucht.“

Mikael Borot konnte sich noch ins Viertelfinale vorkämpfen und unterlag dort knapp gegen Arman Chilmanov aus Kasachstan.


Herren bis 80 kg – unbesetzt
In der vom deutschen Team nicht besetzten Herrenklasse bis 80 kg gewann der US-Amerikaner Steven Lopez seinen fünften (!) Weltmeistertitel. Ein unglaublicher Rekord, den so schnell wohl niemand wiederholen kann.


Damen bis 49 kg - Nildem KAYAS

Nildem Kayas musste am zweiten Wettkampftag ihr Können in der mit 56 Teilnehmern relativ stark besetzten 49-kg-Klasse unter Beweis stellen. Ihren ersten Kampf gegen Sandra Ildez Motino aus Honduras gewann sie mit 2 zu 1 Punkten.

Beim zweiten Kampf gegen Anna Soboleva, der spätere Vizeweltmeisterin aus Russland, zog die Kämpferin vom TKD-Internat Swisttal dann aber den Kürzeren. Nachdem in der ausgeglichenen Partie keine der beiden Kämpferinnen in der regulären Kampfzeit einen Punkt anbringen konnte, mussten beide in die vierte Runde. Dort gelang der Russin kurz vor dem Schlussgong einen Drei-Punkte-Kopftreffer anbringen, der ihr den Sieg sicherte.

Aus der Sicht von Bundestrainer Esteves war für Nildem Kayas ein Sieg durchaus machbar. „Die Russin war wegen einer Fußverletzung, die sich bei diesem Kampf zugezogen hat, leicht angeschlagen. Während der drei Runden konnte Nildem zwei Chancen zum Kontern nicht nutzen. Leider hatte sie dann im Sudden Death nicht das notwendige Quäntchen Glück auf ihrer Seite.“

In der 49-kg-Klasse gewann Brigitte Yague aus Spanien als bisher einzige Frau zum dritten Mal eine Weltmeisterschaft.


Damen bis 57 kg - Jennifer KÖPF
Recht furios startete Jennifer Köpf, die zum ersten Mal bei den Damen im Nationalteam stand, in der Klasse bis 57 kg. Ihren ersten Kampf gegen Melvis Contreras aus Venezuela gewann sie souverän mit 7 zu 0 Punkten.
 
Im zweiten Kampf gegen Josipa Lozancic aus Bosnien-Herzegowina musste die Dachauerin gleich in der ersten Runde Drei-Punkte-Kopftreffer einstecken. In der letzten Runde schaffte sie den Ausgleich und holte sich am Ende den Sieg, weil ihre Gegnerin zwei Mal verwarnt wurde.

Gegen Pei-Hua Tseng, der zweifachen Asienmeisterin und amtierenden Studentenweltmeisterin, kam dann im Achtelfinale aber auch für Jennifer Köpf das endgültige Aus. Sie unterlag der Taiwanesin, die mit ihrem schnellen vorderen Fuß zwei Kopftreffer anbringen konnte, relativ deutlich mit 1 zu 8 Punkten. Trotz der Niederlage war Bundestrainer Esteves mit der Leistung der Dachauerin sehr zufrieden. „Jennifer war zum ersten Mal bei den Damen im Nationalteam dabei. Sie hat sich toll geschlagen, allerdings war die Taiwanesin für sie momentan einfach noch zu stark.“

Die Taiwanesin konnte sich bis ins Halbfinale vorkämpfen und unterlag dort gegen die spätere chinesische Weltmeisterin Yu Hou.


Herren bis 58 kg - Levent TUNCAT

Als dreifacher Europameister gehörte Levent Tuncat in Kopenhagen zu dem kleinen Kreis, der aus deutscher Sicht zu den Medaillenhoffnung gezählt wurde. In der mit 76 Teilnehmern besetzten 58-kg-Klasse stand er nach einem Freilos dem (Nation) Hadfi ABDELMAJID gegenüber. Bundestrainer Helm: „Levent gewann die Begegnung mit seinem publikumswirksamen Kampfstil deutlich mit 8 zu 2 Punkten.“

Der nächste Gegner, Amaud Sangue aus Frankreich, war für den Deutschen keine Unbekannter. „Levent stand gegen den Franzosen schon ein paar Mal auf der Kampffläche“, erklärte Bundestrainer Helm. Bereits in der ersten Runde wurde deutlich, dass sich der Franzose sehr gut auf den deutschen Olympiateilnehmer sehr gut eingestellt hat. Bereits in der ersten Runde ging der Franzose mit drei unspektakulären Punkten in Führung. Danach war Levent ständig bemüht, den Rückstand aufzuholen. Er verlor am Ende das 1/16-Finale mit 2 zu 4 Punkten. „Levent konnte in Kopenhagen einfach nicht sein Optimum abrufen“, versuchte Bundestrainer Helm die Niederlage zu erklären.

Der Franzose verlor danach seinen nächsten Kampf gegen Venezuela.


Herren bis 63 kg - Boris WINKLER

Für Boris Winkler, der zum ersten Mal in das Herren-Nationalteam nominiert wurde, lief zunächst alles nach Plan. Mit seinem Gegner aus Nepal hatte er keine Probleme und gewann verdient mit 3 zu 1 Punkten.

Auf beim Kampf gegen den US-Amerikaner Brian Gallagher lief für den Friedrichshafener zunächst alles optimal. In der ausgeglichenen ersten Runde konnte keiner der beiden Kämpfer einen Punkt anbringen. Bundestrainer Helm: „In der zweiten Runde hat sich Boris dann von zwei Kopftreffern überraschen lassen und lag mit sechs Punkten zurück.“ Boris versuchte danach alles, um den Rückstand aufzuholen. Er konnte dabei zwar selbst noch einen Kopftreffer landen, verlor aber am Ende mit 7 zu 4 Punkten.

Den Weltermeistertitel holte sich in dieser Gewichtsklasse der bis dahin noch nicht groß in Erscheinung getretene Koreaner Hyo-Seob Yeom.


Herren bis 68 kg - Daniel MANZ

Auch Daniel Manz zählte zu den Medaillenhoffnungen im deutschen Team. In seinem ersten Kampf ließ er dem Norweger Jo Ness keine Chance. Bundestrainer Helm: „Daniel kontrollierte den Kampf und gewann am Ende verdient mit 4 zu 1 Punkten.“

Deutlich schwieriger hatte es Daniel im nächsten Kampf gegen Jeffrey Figuero. In der ersten Runde ging der Philippine mit zwei Punkten in Führung. Daniel behielt die Nerven und lag bis zum Ende der zweiten Runde wieder mit 3 zu 2 Punkten vorne. Waldemar Helm: „In der letzten Runde kam der sehr unorthodox kämpfende Philippine noch einmal mit einem Kopftreffer durch. Da Daniel alles auf eine Karte setzen musste, war er auch noch offen für Konter und verlor mit 5 zu 10 Punkten.“
 
Auf der anderen Poolseite konnte der in Nürnberg lebende und für die Türkei startende Servet Tazegül den favorisierten Koreaner im Viertelfinale ausschalten. Danach scheiterte er knapp nach einem dramatischen Halbfinalkampf am späteren Weltmeister aus dem Iran mit 3 zu 4 Punkten


Damen bis 53 kg – Melanie HARTUNG

Vor dem ersten Kampf gegen Caroline Fischer wurde es für Melanie Hartung ein bisschen hektisch. Bei der Überprüfung der Kampfausrüstung wurde von der Kampfrichterin nämlich moniert, dass die Fußschützer der Deutschen zu nass wären. Bei der elektronischen Weste die Punkte mit nassen Fußschützern viel leichter fallen, sind die Kampfrichter gehalten, darauf zu achten. Trotz der Kritik ließ die Kampfrichterin die Deutsche in die Arena. Beim Weggehen hörte Bundestrainer Esteves aber, dass sie dem gegnerischen Coach erklärte, dass dieser im Falle eines Sieges einen Protest einlegen könnte. „Ich habe sofort jemanden losgeschickt, um neue Socken zu kaufen.“

Mit neuen Socken zeigte Melanie Hartung dann gegen die englische Vizeeuropameisterin 2008 auf der Kampffläche eine beeindruckende Leistung und gewann am Ende mit 8 zu 0 Punkten und stand damit im Achtelfinale.

Gegen Euda Carias Morales, ihrer nächsten Gegnerin aus Guatemala, musste Melanie gleich in der ersten Runde dreißig Sekunden einen Kopftreffer einstecken – und rannte danach dem Dreipunkterückstand hinterher. Bundestrainer Esteves: „Melanie kam auch mit einem Kopftreffer und auf die Weste durch, bekam dafür aber leider keine Punkte.“ Trotz der Niederlage bescheinigte Carlos Esteves der Kämpferin aus Iserlohn eine gute Einstellung. „Melanie hat gegen die spätere Bronzemedaillengewinnerin bis zum Schluss alles gegeben!“  


Herren bis 54 kg - Sasan DALIRNEJAD
Sasan Dalirnejad, der zum ersten Mal in das deutsche Herrenteam nominiert wurde,  konnte sich in einem taktisch klug geführten Kampf gegen den Österreicher Tehil Dogan durchsetzen. Dazu reichte ihm ein Punkt, der bereits in der ersten Runde fiel.

Wesentlich aufregender wurde es dann für ihn in der nächsten Runde gegen den Usbeken Sobir Nazarliev. Zwei Runden lang lag Sasan nämlich mit zwei Punkten im Rückstand. Sein druckvoller Kampfstil wurde belohnt, denn eine Minute vor dem Schlussgong gelang ihm ein Kopftreffer, der ihn in Führung brachte. Sekunden später kam der Usbeke wieder mit einem Kopftreffer durch und lag wieder vorne. Sasan marschierte nach vorne und landete buchstäblich in der letzten Sekunde den alles entscheidenden Kopftreffer – und war damit eine Runde weiter.

Im Achtelfinale gegen Meisam Bagheri, dem späteren Bronzemedaillengewinner aus dem Iran wäre nach Meinung von Bundestrainer Helm mehr als nur ein achtbares 4-zu-7-Ergebnis möglich gewesen. „Die ersten beiden Runden hat Sasan verschlafen und lag mit sieben Punkten zurück. Danach machte er den Kampf. Er konnte einen Kopftreffer anbringen, musste aber auch einen einstecken und verlor am Ende mit 4 zu 10 Punkten.“


Herren bis 87 kg - Robert VOSSEN

Den ersten Kampf bekam Robert Vossen geschenkt, dass sein Gegner aus Libyien nicht zum Kampf antrat. Gegen den Tschechen Jakub Stastny reichten dem Swisttaler die zwei Punkte, die er sich bereits in der ersten Runde holte und danach bis zum Schluss erfolgreich verteidigte.

Im Achtelfinale hatte Robert mit Bahri Tanrikulu, dem zweifachen Weltmeister aus der Türkei, einen wirklich harten Gegner vor sich. Große Ehrfurcht zeigte der Deutsche aber nicht. Immer wieder versuchte Robert, gegen den türkischen Weltmeister zu punkten. Zwei Runden lang fiel kein Punkt. Erst in den letzten zwei Minuten kam der Türke mit einem Kopftreffer durch. Robert marschierte danach wieder nach vorne und holte sich noch einen Punkt zum 3-zu-1-Endstand. „Robert hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Gegen den Tschechen hat er den Kampf kontrolliert und sich dann gegen den türkischen Spitzenkämpfer sehr gut verkauft.“

Bahri Tanrikulu gewann danach in Kopenhagen seinen dritten Weltmeistertitel. Ebenfalls erfreulich ist die Bronzemedaille, die sich der für Serbien startende Vanja Babic holte.


Damen bis 62 kg - Julia SWIETKOWIAK
In ihrem ersten Kampf konnte Julia Swietkowiak mit fünf Punkten in Führung gehen. Danach machte die Tschechin Lenka Morovoca viel Druck und kam bis auf einen Punkt heran.  

Im nächsten Kampf musste die Lüdenscheiderin gegen Carmen Marton, die Olympiateilnehmerin aus Australien, antreten. Obwohl Julia die Begegnung am Ende knapp mit 0 zu 1 verlor, hätte sie nach Meinung von Bundestrainer Carlos Esteves den Kampf auch gewinnen können. „Der zweite Kampf gegen Australien wurde durch zwei Verwarnungen gegen Julia entschieden, die beide eigentlich nicht notwendig gewesen wären. Von ihrem Potential her hätte Julia die Australierin an diesem Tag schlagen können.“


Herren bis 74 kg - Mokdad OUNIS
Für Mokdad Ounis war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft zugleich auch der erste Einsatz im Nationalteam. Dass sich gerade er als „Neuling“ in Kopenhagen eine Bronzemedaille erkämpfen konnte, ist schon bemerkenswert. „Mokdad hat alle Erwartungen weit übertroffen“, erklärte Bundestrainer Waldemar Helm nach der Weltmeisterschaft.

Aber der Reihe nach. Nachdem der Gegner aus Zambia nicht antrat, kam der für den OTC Bonn startende Mokdad kampflos eine Runde weiter. Auch im nächsten Kampf musste er nicht auf die Kampffläche, da der Franzose Torann Maizeroi wegen einer Verletzung nicht antreten konnte.

Nach einem langsamen Start gegen Thaer Alwan aus dem Irak kam Mokdad langsam in Fahrt. Er holte seinen Rückstand auf und gewann am Ende überlegen mit 17 zu 3 Punkten.

Im Achtelfinale gegen Dmitriy Kim aus der Ukraine wurde den Zuschauern einiges geboten. Mit jeweils vier Punkten gingen beide Wettkämpfer in die dritte Runde. Dort musste Mokdad einen Kopftreffer einstecken und schaffte buchstäblich mit der letzten Sekunde den Ausgleich zum 7 zu 7. Im Sudden Death war der Ukrainer konditionell am Ende. Eine halbe Minute vor dem Schlussgong konnte Mokdad den entscheidenden Siegtreffer anbringen.

Im Viertelfinale ließ der Deutsche seinem Gegner aus Burkina Faso nicht den Hauch einer Chance. Er gewann gegen Seydina Drabo mit 10 zu 0 Punkten und gewann  mit diesem Sieg die erste Medaille für Deutschland. „Der Gegner kam mit dem Kampfstil von Mokdad einfach nicht zurecht“, erklärte Bundestrainer Waldemar Helm den hohen Punktestand.  

Beim Kampf um den Einzug ins Finale musste Mokdad gegen den Kanadier Potvin Maxime antreten. Nach einer punktlosen ersten Runde ging Mokdad zunächst mit zwei Punkten in Führung, die er aber nur kurz darauf nach einem Kopftreffer an den Kanadier abgeben musste. Bis zum Ende der zweiten Runde konnte der Deutsche zum 3 zu 3 ausgleichen. Was Bundestrainer Helm befürchtet hatte, trat exakt 90 Sekunden vor dem Schlussgong ein. „Was das kämpferische angeht, hatte Mokdad gegen den Kanadier leichte Vorteile. Sein einziges Manko war, dass er für Kopftreffer zu offen war.“ Mit einem Kopftreffer ging der Kanadier wieder in Führung und verteidigte ihn gegen den ständig angreifenden Deutschen.

Für Vizepräsident Musa Cicek hat das deutsche Team trotz der Bronzemedaille den erhofften Erfolg nicht erreichen können. „Unser Ziel waren eigentlich zwei Medaillen.“ Einen echten Grund, um den Kopf in den Sand zu stecken, gibt es für Musa Cicek nicht. „Wir haben die Leistungen der vergangenen zwölf Jahre analysiert, da wir natürlich wissen wollen, wo wir heute stehen. Ohne etwas beschönigen zu wollen können wir sagen, dass wir mit Ausnahme der Weltmeisterschaft 2003 immer auf dem gleichen Niveau stehen.“ Stellt sich die Frage, wie Deutschland wieder den Anschluss an die Weltspitze schaffen kann.