Rücktritt von Siegmund Lang: "Es war eine schöne Zeit!"

Bei der letzten Mitgliederversammlung gab Siegmund Lang seinen Rücktritt vom Amt des Vizepräsidenten für Breitensport und Technik bekannt. Dass er sein Amt ein Jahr vor dem Ende der regulären Amtsperiode niederlegt, hat viele Mitglieder etwas erstaunt. Dass die Amtsniederlegung nicht nur, wie offiziell verlautet, aus „privaten Gründen“ erfolgt sein dürfte, ist Insidern natürlich klar. Dass es unterschiedliche Meinungen im Technikbereich gab, war allgemein bekannt. Wer aber bei diesem Thema bei Siegmund Lang nachhakt, bekommt nur ausweichende Antworten zu hören. Für ihn gab und gibt es auch eine Zeit nach einem Funktionärsamt. Deshalb war es ihm wichtig, sich nach sieben Jahren rechtzeitig von seinem Posten zu trennen und eine vernünftige Übergabe an seinen Nachfolger Wilfried Pixner durchzuführen. So eine Einstellung verdient allergrößten Respekt!

PB:  Weshalb sind Sie denn wirklich zurückgetreten?

SL:  Nach sieben Jahren als Vizepräsident haben sich vor allem in der letzten Zeit einige Sachen angehäuft, die bei mir auch ins Privatleben hingespielt haben. Deshalb ist es eigentlich schon richtig, dass ich aus privaten Gründen mein Amt niedergelegt habe. Auf Details möchte ich jetzt aber nicht mehr eingehen. Ich wollte einen anständigen Schlussstrich ziehen, was ich meiner Meinung nach auch gemacht habe.

PB:  Wie geht es für Sie jetzt weiter?

SL:  Ich werde mich jetzt verstärkt um meinen Verein, dem Kampfsportcenter Isartal, kümmern. Außerdem möchte ich mich intensiver als Punktrichter beim Formenbereich einbringen. 

PB:  Wenn Sie rückwirkend auf die sieben Jahre als Vizepräsident zurückblicken, was war für Sie das schönste Erlebnis?

SL:  Es gab natürlich viele tolle Situationen, die man nie vergisst und auf die man auch ein bisschen stolz ist. Wenn ich aber die ganze Amtszeit ins Auge fasse, dann war es die positive Entwicklung, die der Formenbereich in den vergangen sieben Jahren erlebt hat. Dass das Interesse für den Technikbereich so rasant nach oben ging, ist einzig und allein der Verdienst der bayerischen Vereine. Im persönlichen Gespräch konnte ich viele Vereinsvertreter überzeugen, einige Leute an den Start zu schicken. Die meisten sind dann immer wieder gekommen.

PB:  An was kann man denn den rasanten Anstieg beim Technikbereich festmachen?

SL:  Vor sieben Jahren waren beim Poomsae-Cup nur 80 Teilnehmer am Start. Damals hat man sich schon überlegt, ob man ihn absetzen soll. Im letzten Jahr sind beim Poomsae-Cup fast 600 Teilnehmer angetreten, bei den letzten Bavarian Open waren Formenläufer aus acht Nationen dabei. Mit solchen Zahlen steht Bayern bundesweit sehr gut da.

PB:  Was war denn Ihr persönliches Ziel?

SL:  Ich wollte mindestens ein Mal ein zweitägiges Turnier auf die Beine stellen, bei dem die 1.000-Teilnehmer-Marke geknackt wird. Ich denke, dass  es so ein Turnier auch irgendwann geben wird, allerdings wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis es so weit ist.

PB:  Sie sind ja auch der Erfinder der Klebeetiketten.

SL:  Das ist richtig. Früher mussten alle Teilnahmen an Turnieren und Lehrgängen mit der Hand eingetragen werden. Mittlerweile haben sich die Klebeetiketten überall durchgesetzt.

PB:  Sie haben auch sehr viele interessante Lehrgänge organisiert. Hatten Sie dabei immer ein bestimmtes Ziel vor Augen?

SL:  Mir ging es immer darum, dass der Taekwondosport einfach mal über den Tellerrand schauen soll. Man kann nämlich auch von anderen Kampfsportverbänden etwas lernen. Obwohl ich am Anfang mit Widerstand zu kämpfen hatte, habe ich immer wieder bewusst Referenten von anderen Verbänden eingeladen, zum Beispiel vom Ju-Jutsu oder vom Keysi-Fighting. Bei Gesprächen mit den Lehrgangsteilnehmern und mit den Referenten habe ich feststellen können, dass Taekwondo dadurch bei den anderen Verbänden sehr viel Ansehen gewonnen hat.

PB:  Was war denn für Sie der interessanteste Lehrgang?

SL:  Eine schwierige Frage, denn auf seine Art war für mich jeder Lehrgang etwas Besonderes. Wenn ich mich aber für einen entscheiden müsste, dann würde ich den Lehrgang nennen, bei Konstantin Gil und Kim Chul-Hwan, die beiden Autoren der erfolgreichsten Taekwondo-Bücherreihe „Taekwondo perfekt“ zusammen mit dem ehemaligen Bundestrainer Shin In-Shik als Referenten in der Sporthalle standen.
Der Lehrgang war übrigens der Auslöser dafür, dass die vor ungefähr 15 Jahren eingestellte Buchreihe vom Verlag wieder aktualisiert wurde. Dafür hat sich Konstantin Gil bei mir mit einem netten Schreiben bedankt. Seit dem letzten Jahr sind die drei Taekwondobücher, die ich jedem nur empfehlen kann, wieder im Handel.

PB:  Trauern Sie Ihrem Amt als Vizepräsident nach?

SL:  Nein. Es war eine schöne Zeit, aber ich bereue nichts. Das Amt hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe immer versucht, mich mit hundert Prozent für die Sache einzusetzen und das ist mir meiner Meinung nach auch zum größten Teil gelungen.
Besonders erwähnten möchte ich an dieser Stelle unseren Präsident Reiner Hofer, der durch seine offene und ausgeglichene Art sehr viel zu den Erfolgen im bayerischen Taekwondo beiträgt und mir immer hilfreich zur Seite stand, sowie Gerd Kohlhofer, dem Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen, der für meine Vorhaben stets den finanziellen Rahmen bereitstellte. Beiden gehört mein herzlichster Dank.

PB:  Vielen Dank für das Gespräch.