Weltmeisterschaft in Puebla/Mexiko

Vom 15. bis 21. Juli wird im mexikanischen Puebla die Weltmeisterschaft ausgetragen. Das deutsche Nationalteam ist in 12 der 16 Gewichtsklassen  vertreten. Für fünf Gewichtsklassen bei den Damen und zwei bei den Herren wurden Kadermitglieder aus bayerischen Vereinen in das deutsche Team nominiert. 

Eröffnungsfeier
Einen Tag vor der Eröffnung der Weltmeisterschaft fand vor der mit 6.400 Zuschauern ausverkauften Centro-Esposito-Sporthalle eine spektakuläre Feier statt. Neben viel mexikanischer Folklore, atemberaubenden Eiinlagen des WTF-Demoteam fand auch der traditionelle Einmarsche der 145 Nationen statt. Die Fahne wurde immer von einem Wettkämpfer - wegen der schweren Fahne war ausschließlich nur das männliche Geschlecht vertreten - der jeweiligen Nation getragen. Als Fahnenträger für Deutschland wurde Schwergewichtler Volker Wodzich ausgesucht.

1. Wettkampftag

Damen bis 46 kg - Sinem Güldali
Sinem Güldali (TSV 1865 Dachau), die bei dieser Weltmeisterschaft zum ersten Mal für Deutschland an den Start ging, war die erste, die für Deutschland auf die Kampffläche gehen musste. In der Klasse bis 46 kg hatte sie es mit der routinierten und wettkampferfahrenen Peruanierin Katherine Calderon zu tun. Von Anfang diktierte die Dachauerin das Geschehen auf der Kampffläche und ließ ihrer Gegnerin keine Chance. Am Ende gewann sie die Begegnung deutlich mit 5 zu 0 Punkten.

Im Achtelfinale stand ihr die Weltranglistenerste Yvette Yong aus Kanada gegenüber. Obwohl Sinem von der Papierform her hoffnunglos unterlegen war, nahm sie ihr Herz in die Hand, attackierte die Kanadierin und ging mit einem Punkt in Führung. In der zweiten Runde konnte die Dachauerin ihren Vorsprung sogar auf 3 zu 1 Punkten ausgleichen. Bei einem Angriff konnte die Kanadierin einen Kopftreffer landen - und traf die Dachauerin beim Fallen noch einmal am Kopf. Nach langen Protesten bekam Yvette Yong für diese Aktion gleich sechs Punkte gutgeschrieben und lag damit mit 7 zu 3 in Führung. Bis zum Schlußgong versuchte Sinem alles und setzte die Kanadierin mächtig unter Druck. Am Ende konnte sie noch auf 6 zu 7 Punkte aufholen, verlor aber den Kampf. Trotz der Niederlage verdient die Dachauerin absoluten Respekt für ihre Leistung!

2. Wettkampftag

 

 

Damen bis 49 kg - Sabrina Nölp
Bei den Damen bis 49 kg musste Sabrina Nölp (MDK Bad Windsheim) nicht auf die Kampffläche, da ihre Gegnerin aus Angola nicht zum Kampf antrat.

In der nächsten Runde hatte Sabrina mit der Mexikanerin Jannet Allegira eine harte Nuss zu knacken, denn die Mexikanerin wurde in der ausverkauften Halle von ihren Landsleuten lautstark unterstützt. Die Sportsoldatin ließ sich davon aber nicht aus ihrem Konzept bringen und besiegte die Mexikanerin deutlich mit 5 zu 2 Punkten.

Im Achtelfinale sah nach der ersten Runde alles so aus, als würde sich Sabrina auch gegen Charlotte Craig aus den USA durchsetzen können. Nach der ersten lag sie mit 1 zu 0 in Führung. In der zweiten Runde konnte sich die Amerikanerin deutlich besser auf den Kampfstil der Deutschen einstellen. Sie ging zum Ende dieser Runde mit einem Punkt in Führung. Bis zum Schlussgong baute die Amerikanerin gegen Sabrina, die zu keinem Zeitpunkt aufgab, weiter aus und gewann mit 2 zu 4 Punkten.

3. Wettkampftag

Am zweiten Wettkampftag musste kein bayerisches Kadermitglied auf die kampffläche. In der Klasse bis 68 kg musste Daniel Manz als einziger aus dem deutschen Team antreten. Leider verlor er gleich seinen ersten Kampf gegen den Vladislav Arventii aus Moldawien.

4. Wettkampftag:

Herren bis 54 kg - Sergej Kolb
Sergej Kolb (KSC Leopard Nürnberg) konnte bei seinem ersten Kampf gegen Shokan Yerzhanov aus Kasachstan voll überzeugen. Er dominierte von Anfang an das Geschehen auf der Fläche und gewann die Begegnung deutlich mit 8 zu 3 Punkten.

Im zweiten Kampf musste der Nürnberger gegen den einen Kopf größeren Koreaner Tae-Hun Kim antreten. Gegen den späteren Weltmeister kam Sergej in den drei Runden nicht optimal zurecht. Obwohl er alles versuchte, verlor er die Begegnung deutlich mit 2 zu 12 Punkten.

Damen bis 53 kg - Roxana Nothaft
Bei ihrem ersten Kampf musste Roxana Nothaft (KSC Leopard Nürnberg) gegen Wan Chu Lo, der amtierenden Jugend-Asienmeisterin aus Taiwan antreten. Nach einer ersten punktlosen ersten Runde ging die Nürnbergerin in der zweiten Runde sogar mit einem Punkt in Führung. In der letzten Runde konnte die Taiwanesin einen Kopftreffer anbringen und zwang die Nürnbergerin, ihr Glück im Angriff zu suchen. Die Taiwanesin nutzte diese Gelegenheit um kontern und traf Roxana zwei Mal mit einem Kopftreffer. Am Ende verlor Roxana den Kampf mit 3 zu 9 Punkten. Trotz der Niederlage eine respektable Leistung!

5. Wettkampftag:

Herren über 87 kg - Volker Wodzich

Volker Wodzich (TG Allgäu) hatte in seinem ersten Kampf gegen den Spanier Adrian Cabo keine großen Probleme und gewann überlegen mit 2 zu 0 Punkten.

Im Achtelfinale musste er gegen den an Nummer 2 gesetzten Robert Despaigne, dem Olympia-Dritten aus Kuba, antreten. Volker zeigte vor dem Kubaner keinen Respekt und konnte den sehr harten und taktisch gut geführten Kampf ausgeglichen gestalten. Am Ende stand ein 4 zu 4 auf dem Scoreboard. Auch im Sudden Death konnte sich keiner der beiden Kontrahenten einen Vorteil verschaffen. Deshalb mussten die Kampfrichter einen der beiden zum Sieger bestimmen. Und die sahen den Kubaner vorne – obwohl unser Sportsoldat aktiver wirkte und der Kubaner einmal verwarnt wurde. Eine knappe und unglückliche Niederlage, die aber sehr viel Respekt verdient.

Damen bis 73 kg - Melda Akcan
Im ersten Kampf musste die an Nummer 4 der WTF-Weltrangliste gesetzte Melda Akcan (KSC Leopard Nürnberg) gegen Glennis Hernandez aus Kuba antreten. Nach zwei punktlosen Runden konnte die Kubanerin in der letzten Runde gleich zwei Kopftreffer und gewann am Ende mit 6 zu 1 Punkten.

6. Wettkampftag

Am sechsten Wettkampftag gab es keine Wettkämpfe mit „bayerischer Beteiligung“. Aus dem deutschen Team musste Anna-Lena Frömming (NWTU) in der Damenklasse bis 57 kg auf die Kampffläche. Nach vier gewonnenen Kämpfen, unter anderem auch gegen die amtierende Weltmeisterin und Olympiazweiten aus China kam sie ins Halbfinale und unterlag erst dort gegen Korea.

7. Wettkampftag

Damen bis 62 kg – Rabia Gülec
Ihren ersten Kampf gegen Iris Carvallo aus Ecuador gewann Rabia Gülec (TKD Özer Nürnberg) relativ deutlich mit 8 zu 4 Punkten.

Im Achtelfinale hatte es die Nürnbergerin mit Rangsiya Nisaison, der amtierenden Weltmeisterin aus Thailand, zu tun. Unbeeindruckt von der kämpferischen Erfolgsbilanz ihrer Gegnerin übernahm Rabia sofort die Initiative auf der   Kampffläche, setzte die Thailänderin ständig unter Druck und gewann am Ende deutlich mit 7 zu 1 Punkten – Wahnsinn!

Nachdem sich die Sportsoldatin auch noch knapp mit 5 zu 4 gegen die Basilianerin Julia Vasconcelos durchsetzen konnte, hatte Rabia schon eine Medaille ganz sicher in der Tasche.

Im Halbfinale konnte Carmen Marton aus Australien nach einer punktlosen ersten Runde mit zwei Kopftreffern in Führung gehen. Am Ende unterlag Rabia dann mit 2 zu 7 Punkten, holte aber die zweite Bronzemedaille für das deutsche Team. Eine wirklich beeindruckende Leistung!

Herren bis 80 kg – Tahir Gülec
Nachdem sein erster Gegner nicht antrat, durfte Tahir Gülec (TKD Özer Nürnberg) erst nach der Mittagspause auf die Kampffläche. Seinen ersten Gegner, den Franzosen Ynoussa Sawadogo, bezwang er relativ deutlich mit 6 zu 2 Punkten. Im Achtelfinale konnte er gegen Lenn Hypolite aus Trinidad und Tobago mit einem Kopftreffer in Führung gehen und gewann am Ende mit 5 zu 3 Punkten.

Im Viertelfinale konnte Tahir den Kampf gegen den Ramim Azizov, den amtierenden WM-Dritten aus Aserbaidschan, ausgeglichen gestalten. Nach einem 2 zu 2 mussten beide zum Sudden Death in die vierte Runde. Dort gelang dem Sportsoldaten der entscheidende Golden Point – mit dem er sich schon mal einen Platz auf dem Siegertreppchen sicherte.

Auch gegen Anton Kotkov, seinem Halbfinalgegner aus Russland, musste Tahir nach drei ausgeglichenen Runden zum Sudden Death antreten. Und auch dieses Mal bewies der Nürnberger eine enorme Nervenstärke. Er konnte den Golden Point  landen – und stand damit im Finale. Unglaublich!.

Das Finale war dann eine Herausforderung der ganz besonderen Art. In der mit 7.000 Zuschauern restlos ausverkauften Sporthalle, für die übrigens jeden Tag drei Mal Eintrittskarten verkauft wurden, musste Tahir gegen den Rene Lizarraga aus Mexiko antreten. Der Mexikaner wurde von den Zuschauer mit einer unglaublichen Lautstärke angefeuert. Tahir ließ sich von diesem Spektakel nicht sonderlich beeindrucken und ging in der ersten Runde mit einem Punkt in Führung. In der zweiten Runde lag der Mexikaner mit 4 zu 1 Punkten vorne. In der letzten Runde setzte Tahir alles auf eine Karte und holte sich in dem Hexenkessel einen verdienten 8-zu-7-Sieg – und den Weltmeistertitel! Ein wirklicher Wahnsinn!

Die BTU gratuliert dem gesamten deutschen Team zu diesen unglaublich tollen Erfolgen!

Noch ein Wort in eigener Sache

Ich war schon bei vier Weltmeisterschaften als Pressevertreter dabei. Unabhängig von den Erfolgen wird mir diese WM in positiver Erinnerung bleiben. Ich habe das deutsche Team noch nie so locker und entspannt gesehen. Obwohl es am Anfang nicht so optimal lief, waren alle gut drauf. Es gab – soweit ich das mitbekam – keinen Streit. Alle feuerten gemeinsam ihre Teammitglieder auf der Kampffläche an. Eine wirklich tolle Leistung von Sportdirektor Holger Wunderlich und den Bundestrainern.

Für mich lief der Presseeinsatz in Mexiko leider nicht ganz so schön ab. Am fünften Tag wurde mir nämlich mein Fotorucksack mit der kompletten Fotoausrüstung und dem Laptop auf ziemlich dreiste Art gestohlen. Ich habe den Rucksack beim Essen  neben meinen Stuhl gestellt. Wir saßen zu fünft am Tisch. Keiner hat etwas gemerkt. Wegen des Diebstahls konnte ich die Berichterstattung auf unserer BTU-Homepage leider nicht so aktuell halten, wie ich es mir eigentlich vorgenommen habe.

Trotz des Diebstahls hat sich der Einsatz in Mexiko aber trotz allem gelohnt. Zum einen hat mir DTU-Präsident Park Soo-Nam dank seiner vielen guten Kontakte ein Treffen mit Jean-Marie Ayer, dem WTF-Generalsekretär, vermitteln können. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bei ihm bedanken.