Anti-Doping-Infotag in München

Der BLSV-Vizepräsident Leistungssport Harald Stempfer lud für Freitag, 24. April 2015, 10.00 Uhr zu einer Anti-Doping-Informationsveranstaltung ins Haus des Sports (Großer Saal) ein. Hintergrund sind die bundesweit intensiv geführten Diskussionen unter anderem über den Gesetzesentwurf der Bundesregierung. Das Bayerische Justizministerium hat einen eigenen Entwurf zum Schutze der Integrität des Sports formuliert und veröffentlicht. Der Infotag war aufgeteilt in den "politischen Vormittag" und in den "sportfachlichen Nachmittag". Die Teilnehmer der Bayerischen Taekwondo Union waren Georg Streif und Reiner Hofer (der Autor dieses Berichts).

BLSV-Präsident Lommer begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Vertreter verschiedener Ministerien, die NADA-Vorstandsvorsitzende Dr. Andrea Gotzmann, Tobias Angerer (ehemaliger Weltklasse-Skilangläufer) sowie Vertreter des  Bayerischen Rundfunks, etc. Interessant war von ihm zu hören, dass die Vertretung des Deutschen Anwaltsvereins mit einigen Tausend Juristen, gewisse Skepsis gegen den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzesentwurf hätte.

Prof. Dr. Bausback informierte nun im Haus des Sports unter dem Motto: "Kampf gegen Doping - Der bayerische Weg" über den aktuellen Stand eines Anti-Doping-Gesetzes. Es war insbesondere für die Sportfachverbände die Gelegenheit, aus erster Hand die Polarisierung der Gesetzesentwürfe einerseits und die Position des im DOSB organisierten Sports andererseits wahrzunehmen. Jedoch, beide Seiten, der Staat sowie der DOSB, beraten auf der gemeinsamen Grundlage: "Kein Doping im Sport"!                                                                      

Hr. Raabe vom BR übernahm die anschließende Moderation und stellte selbst eine Reihe von Fragen an die Podiumsgäste: Minister Bausback, Dr. Gotzmann, Angerer, Lommer und Stempfer.

Auf die Frage, worin die Skepsis der Anwälte bestehe, die den Deutschen Anwaltsverein vertreten, antwortete der Justizminister, dass es sich nicht um die Gesamtheit der Anwälte des Anwaltsvereins  handele und, dass es um das Herzstück des Gesetzentwurfs gehe. Das "Herzstück" eines Anti-Doping-Gesetzes sei der "Betrugstatbestand", dem eigentlichen Sportbetrug. Dieser Tatbestand müsse noch intensiver definiert und ausgearbeitet werden. Da gäbe es noch Handlungsbedarf, den die Bayerische Staatsregierung bereits formuliert und den Beratungsgremien zugesandt habe. Ziel sei vor allem, und da seien sich alle Beteiligten einig, die intensivere Bekämpfung des organisierten Handels. Schwieriger sei die Frage, ob die Sportgerichtsbarkeit Bestand gegenüber der Zivilrechtsordnung habe, und zwar vor dem Hintergrund einer rechtsstaatlichen Zusammensetzung der Schiedsgerichtsbarkeit (CAS). Ein weiterer Schwerpunkt des Gesetzes komme den staatsanwaltlichen Ermittlungen im Sinne der Strafprozessordnung zu.

BLSV-Präsident Lommer, der sich bei dem heutigen Anti-Doping-Infotag als Sprachrohr des DOSB verstehe, sei gespannt, wie die Diskussionen bei der demnächst durchgeführten Tagung der Landessportbünde ausfallen werden. Auch hier gebe es noch eine gewisse Skepsis einzelner Länder gegenüber dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung. Er werde jedoch eindeutig die bayerische Linie vertreten.

Die Vertreterin der NADA, Frau Dr. Andrea Gotzmann, unterstützt den Gesetzesentwurf und die Initiative der bayerischen Staatsregierung, da und dort Verbesserungen im Sinne der Rechtssicherheit einzufügen. Es gehe primär um einen "sauberen Sport".

Den "sportlichen Nachmittag" eröffnete Dr. Karlheinz Zeilinger vom Bayerischen Sportärzteverband mit einer zum Teil erschreckenden Bilanz. Eine seriöse anonyme Umfrage bei über 1.000 Spitzensportlerinnen und -sportlern in Deutschland ergab, dass bei einer eventuellen Einnahme von Substanzen, die eine Leistungssteigerung ermöglichten, gesundheitliche Schäden in Kauf genommen würden. Von den über 1.000 Befragten, äußerten sich so 40,5 %! Einige Folgeschäden zeigte Dr. Zeilinger transparent auf. Der Missbrauch fände, und das müsse man deutlich sagen, vor allem in Fitness-Studios und ähnlichen Einrichtungen statt.

Harald Stempfer bekannte sich eindeutig zur NADA, zur Kooperation mit dem Sportärzteverband und einem Anti-Doping-Gesetz. Außerordentlich wichtig für den BLSV sei die Präventionsarbeit innerhalb der Sportfachverbände und bedauerte gleichzeitig das Fehlen vieler Verbandsvertreter am heutigen Antidoping-Info-Tag. Er appellierte an die Anwesenden noch mehr als bisher Eigeninitiativen zu entwickeln, um die Problematik "Anti-Doping" breit gestreut zu kommunizieren. Er machte nochmals deutlich, dass der BLSV-Lehrausschuss in dem auch das Kultus- und Innenministerium vertreten sind, beschlossen habe, die Prävention müsse vor allem bei der Ausbildung zum C-Trainer (Übungsleiter) und den jährlichen D-Kadermaßnahmen als verbindlicher Lehrinhalt im Volumen von zwei Stunden Anwendung finden.

Die Anti-Doping-Prävention sei ein wichtiger nicht zu unterschätzender Bestandteil der "Sportförderrichtlinien" der bayerischen Staatsregierung, so die Vertreter des Innenministeriums. MR Grillenberger sagte, er bedauere die geringe Teilnehmerzahl aus den Sportfachverbänden und gerade die, die heute nicht anwesend sind, hätten sicherlich Bedarf an Information. Präventive Maßnahmen im Bereich Anti-Doping werde mit Staatsmitteln unterstützt und müssten nachgewiesen werden. Das eine sei mit dem anderen eng verbunden.

Die NADA-Experten Dr. Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied und Dominic Müser, Ressortleiter Prävention, machten deutlich, dass die "Kontrolle" und die "Prävention" zwei wichtige Säulen seien.

Es gebe ein Präventionsprogramm der NADA in enger Zusammenarbeit mit Ernährungswissenschaftlern, das von den Verbänden genutzt werden könne. Des Weiteren könne man sich einer Präventionsdatenbank bedienen und über eine e-Learning Plattform würden Kurse mit Zertifikat angeboten.

Zielgruppen der Präfention sind: C/D, C, Landeskader (12-20 Jahre), A, B (21-20 Jahre), Trainer, Anti-Doping-Beauftragte, Eltern, Lehrer und Betreuer. Unterstützend fänden die Broschüren "ATHLETEN-BROSCHÜRE" / "ELTERN BROSCHÜRE"  Anwendung.

www.blsv.de