Weltmeisterschaft 2015 in Chelyabinsk

Bei der Weltmeisterschaft, die in der russischen Großstadt Chelyabinsk ausgetragen wurde, ging Deutschland mit einem 13-köpfigem Team - davon acht aus bayerischen Vereinen - an den Start. Die Weltmeisterschaft, die über insgesamt sieben Wettkampftage lief, wurde in der modernen „Traktor“-Arena auf fünf Kampfflächen ausgetragen. 

Betreut wurde das deutsche Team von den beiden Bundestrainern, Aziz Acharki für die Herren und Carlos Esteves für den Damen. Unterstützt wurden die beiden von einem Trainerstab, in auch die beiden bayerischen Landestrainer Özer Gülec und Nurettin Yilmaz sowie der Jugend-Bundestrainer Marco Scheiterbauer vertreten war. Komplettiert wurde das Betreuerteam von Georg Streif, dem Bundestrainer der Sportkompanie in Sonthofen.

Etwas ungewöhnlich war der Wettkampfmodus, der vom Weltverband für diese Weltmeisterschaft vorgegeben wurde. Die Wettkämpfe wurden nämlich nur bis zum Viertelfinale am gleichen Tag ausgekämpft. Die Semifinale und die Finalkämpfe wurden erst am nächsten Tag ausgetragen.

Mit einer Bronzemedaille sowie zwei Plätze im Viertelfinal, zwei erreichte Achtelfinale und drei 1/16-Finale blieben die Leistungen der bayerischen Wettkämpfer zwar etwas hinter den Erwartungen zurück. Da aber viele Kämpfe nur ganz knapp mit teilweise hervorragenden Leistungen gegen spätere Medaillengewinner verloren wurden, gab es auch keinen Grund zur Traurigkeit.

Ein weiterer Grund zur Freude war der riesige Erfolg von Servet Tazegül, der sich in Russland zum zweiten Mal den Weltmeistertitel erkämpfte. Eigentlich gewann Servet Tazegül, der in Nürnberg wohnt und unter Nurettin Yilmaz trainiert und - leider - für die Türkei startet, seinen dritten Weltmeistertitel, denn neben seinem WM-Sieg von 2011 wurde er bereits 2004 als Jugendlicher Weltmeister. Spektakulär und unvergessen ist natürlich auch seine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012.

Nachfolgend die Kämpfe im Einzelnen:

Rechtzeitig zur Weltmeisterschaft fand Tahir Gülec (TKD Özer Nürnberg), der bis dahin amtierende Weltmeister 2013, wieder zu seiner Bestform. In der Herrenklasse bis 80 kg stand er nach Siegen gegen Ukraine, Usbekistan und Kanada im Halbfinale. Dort musste er sich mit 6 zu 8 Punkten knapp gegen den späteren Weltmeister Mahdi Khodabakhshi aus dem Iran geschlagen geben.

Neben der gewonnenen Bronzemedaille sicherte sich der Nürnberger Sportsoldat auch noch wichtige Rankingpunkte und kann sich deshalb auch berechtigte Hoffnungen auf eine direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio machen.

Für Volker Wodzich (TG Allgäu), der in der Klasse über 87 kg auf die Kampffläche ging, lief zunächst alles nach Plan. Zunächst konnte sich der Sportsoldat, der letztes Jahr das Grand-Prix-Finale gewinnen konnte, gegen Griechenland und Argentinien bis ins Viertelfinale vorkämpfen. Dort unterlag er dann aber mit 2 zu 12 Punkten gegen den späteren Weltmeister Dmitry Shokin aus Usbekistan - den er im letzten Jahr bei den Fujairah Open bezwingen konnte. Trotz der Niederlage hat sich Volker Wodzich wichtige Rankingpunkte für das Ticket nach Rio geholt.

Auch Anna-Lena Frömming (TKD Özer Nürnberg) kam bei den Damen bis 57 kg nach Siegen gegen Griechenland und gegen die panamerikanische Meisterin Evelyn Gonda aus Kanada ins Viertelfinale. Dort unterlag die Sportsoldatin dann kanpp gegen die spätere Vizeweltmeisterin Eva Calvo Gomez aus Spanien mit 4 zu 6 Punkten.  

Auch Rabia Gülec (TKD Özer Nürnberg), ebenfalls Sportsoldatin, Drittplatzierte bei der letzten Weltmeisterschaft und ebenfalls aussichtsreiche Kandidatin für die Olympischen Spiele in Rio, gewann ihren ersten Kampf bei den Damen bis 62 kg deutlich gegen Aserbeidschan. einen fulminanten Start hin, verlor danach aber gegen Viktoryia Belanouskaya aus Weißrussland, der späteren Drittplatzierten, mit 6 zu 9 Punkten.

In der mit 70 Teilnehmern besetzten Gewichtsklasse bis 68 kg kam Hamza Adnan-Karim (KSC Leopard Nürnberg) kampflos eine Runde weiter, da sein Gegner aus Afghanistan nicht antrat. Anschließend konnte er sich mit einem knappen Sieg gegen Belgien durchsetzen. Im Achtelfinale musste der erst 18 Jahre alte Nürnberger gegen Alexey Denisenko aus Russland antreten. Gegen den Führenden in der Rangliste machte der Nürnberger den Kampf seines Lebens. Bis zwei Sekunden vor dem Schlussgong lag er in Führung, musste dann aber den Ausgleich hinnehmen. In der anschließenden vierten Runde verlor Hamza Adnan-Karim durch Sudden Death.

Bei den Herren bis 54 kg gewann Sportsoldat Sergej Kolb (KSC Leopard Nürnberg) seinen Auftaktkampf gegen die Elfenbeinküste. Gegen Wahab Zazai aus Afghanistan musste der Sportsoldat nach einer ausgeglichenen dritten Runde ebenfalls zum Sudden Death antreten. Er verlor am Ende mit 8 zu 9 Punkten. 

Pech bei der Auslosung hatte Vanessa Körndl (TV Altmannstein). Gleich im ersten Kampf der Damen bis 67 kg musste sie gegen Melissa Pagnotta, die amtierende panamerikanische Meisterin aus Kanada antreten. Nach einem beherzten Kampf musste die 17-Jährige Deutsche eine knappe 4-zu-6-Niederlage akzeptieren.

Genau an ihrem 18. Geburtstag musste Lorena Brandl (TV Altmannstein) bei den Damen über 73 kg gleich im ersten Kampf gegen Gwladys Epangue, der Topfavoritin aus Frankreich, auf die Fläche. Für seinen Geburtstag kann man sich ein schöneres Geschenk vorstellen, denn ihre Gegnerin ist zweifache Weltmeisterin, zweifache Vizeweltmeisterin und fleißige Sammlerin von unzähligen weiteren Titeln. Wie erwartet verlor Lorena Brandl zwar den Kampf gegen die spätere Vizeweltmeisterin; allerdings nicht haushoch, sondern mit einer durchaus respektvollen 3-zu-7-Niederlage.

Fazit von BTU-Vizepräsident Georg Streif

Als Vizepräsident Zweikampf der BTU bin ich mit den gezeigten Leistungen zum größten Teil sehr zufrieden und freue mich, dass unsere BTU-Athleten auch auf höchster Ebene top vertreten sind. Wie eng da Sieg und Niederlage zusammenhängt, konnten gut im Internet verfolgt werden. Oft wurden Kämpfe noch in den letzten Sekunden „umgedreht“.

Die Organisation des Gastgebers war fantastisch und beinhaltete einen immensen Einsatz an Personal und Finanzen. Hier in Russland ist der hohe Stellenwert des Taekwondo zu sehen. Es wurden alle Kämpfe ab den Halbfinales live im TV zu sehen, die Halle war mit bis zu 7.000 Zuschauern gefüllt.

Diese Weltmeisterschaft war ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Taekwondo Geschichte.