Reiner Hofer - der Kandidat für alle Fälle

Nach zwölf Jahren als Präsident der Bayerischen Taekwondo Union trat Reiner Hofer im März diesen Jahres nicht mehr zur Wahl an. Er wurde von den Vereinsvertretern mit Standing Ovations verabschiedet. 

Danach hat sich Reiner Hofer zwar etwas zurückgezogen, ist aber in Bayern und in Deutschland in Sachen Taekwondo immer noch aktiv dabei. Für die vom Gericht beschlossene Mitgliederversammlung, die am 21. November in Hamburg stattfindet, hat er sich als Kandidat für das Amt des Präsidenten beworben.

Im Gespräch mit Peter Bolz erklärt Reiner Hofer, was es mit seiner Kandidatur auf sich hat und weshalb er sich momentan große Sorgen über das deutsche Taekwondo macht.

PB:
Herr Hofer, im März 2015 haben Sie nach zwölf Jahren als Präsident der Bayerischen Taekwondo Union nicht mehr für dieses Amt kandidiert. Bereuen Sie heute, dass Sie nicht mehr zu dieser Wahl angetreten sind?

RH:
Nein, wenn ich mal eine Entscheidung getroffen habe, dann ziehe ich diese in aller Regel auch durch. Ich bin auch heute noch fest davon überzeugt, dass ich mich damals - für mich persönlich und den Sportfachverband - richtig entschieden habe.

Bei dieser Wahl sind gleich drei Kandidaten angetreten. Ich habe Gerd Kohlhofer unterstützt, da ich mit ihm während der zwölf Jahre immer eng zusammen gearbeitet habe und deshalb auch davon überzeugt war und bin, dass er der richtige Mann für dieses Amt ist. Im Rückblick kann ich sagen, dass ich mich nicht getäuscht habe. Gerd ist ein durch und durch kompetenter Nachfolger, der den erfolgreichen Weg der BTU weiter führt. Da ein Großteil des Gesamtvorstands im Amt geblieben ist, hat er einen hervorragenden Rückhalt für seine Aufgaben.

PB:
Gibt es in Ihrem Leben jetzt noch Platz für Taekwondo?

RH:
Ja, natürlich. Ich verfolge aufmerksam, was in der Taekwondoszene vor sich geht. Nach den Wahlen wurde ich zum Ehrenpräsident ernannt und nehme den einen oder anderen Termin wahr. Außerdem bin ich in Bayern noch der Vorsitzende des Fördervereins Taekwondo und auf Bundesebene der Leiter der Antidoping-Kommission.

PB:Weshalb haben sind Sie denn eigentlich nicht mehr für das Präsidentenamt angetreten?

RH:
Als ich 2003 mit überwältigender Mehrheit zum Präsident gewählt wurde, habe ich mir fest vorgenommen, nicht zu denen zu gehören, die buchstäblich auf ihrem Stuhl kleben. Für mich wäre es unerträglich, wenn ich den Eindruck gewänne, Vereine und Mitglieder wollen mal wieder einen anderen Präsidenten. Nein, da habe ich eine andere persönliche Struktur.

PB:
Hatten Sie denn den Eindruck, dass Ihre Zeit als Präsident abgelaufen ist?

RH:
Eigentlich nicht. Ich habe aber erfahren, dass ein verdienter Sportler aus Bayern unter anderem vom deutschen Präsidenten mehr oder weniger aufgefordert wurde, gegen mich zu kandidieren. Ich empfand das als äußerst unanständig, intrigant und im höchsten Maße unfair – und habe nach einem Gespräch mit Mitgliedern aus meinem Vorstand und im Kreise meiner Familie beschlossen, nicht mehr anzutreten.  

PB:
Weshalb hat sich der DTU-Präsident denn in den bayerischen Wahlkampf eingemischt?

RH:
Das kann ich so kurz nicht beantworten. Es  liegt an einer seit Längerem undurchsichtigen Bundesentwicklung. Ich denke mal, dass er davon ausging, dass Bayern dafür stimmen würde, ihn als DTU-Präsident abzuwählen. Um sich die Stimmen aus Bayern zu sichern, wollte er einen "getreuen" Kandidaten zum Präsidenten machen.

PB:
Ärgern Sie sich heute noch über diese Einmischung in den Wahlkampf?

RH:
Nur mit solchen Mitteln im Amt bleiben zu können, ist nicht mein Stil. Es ist eine Charaktersache, die ich vor mir persönlich so nicht vertreten könnte. Ich könnte nicht mehr mit reinem Gewissen in den Spiegel schauen. Ich selbst bin mit mir im Reinen, und das ist für mich das Wichtigste! So gesehen ist die bayerische Wahl ist aus meiner Sicht positiv verlaufen, damit belasse ich es.

PB:
Welche Erfolge und welche Tiefschläge sind Ihnen denn von den letzten zwölf Jahren besonders in Erinnerung geblieben?

RH:
Es gab in dieser Zeit sehr viele Projekte, die wir im Gesamtvorstand auf die Beine stellen konnten. Eine absolute Erfolgsgeschichte ist natürlich die Bertolt-Brecht-Eliteschule des Sports mit dem angeschlossenen Internat und der Fachoberschule. Die Schülerinnen und Schüler lieferten in den letzten Jahren grandiose Erfolge worauf die gesamte Vorstandschaft stolz ist.

Zu den Erfolgen gehört aber auch, dass der Zweikampfbereich seit Jahren zu absoluten deutschen Spitze gehört und auch der bayerische Formenbereich jedes Jahr herausragende Erfolge feiern konnte - und auch weiterhin kann, wie ich hoffe.

Es gab aber auch andere Bereiche, auf die ich sehr stolz bin. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir acht Jahre lang die Deutsche Meisterschaft im Zweikampf und zeitgleich auch die German Open Technik in der Saturn-Arena in Ingolstadt als ein beeindruckendes Eventspektakel organisiert haben.

Viele werden es wahrscheinlich schon wieder vergessen haben, aber in Bayern wurde die Datenbank aufgebaut, mit der alle Vereinsmitglieder verwaltet werden können. Diese Datenbank wurde dann von der DTU eins zu eins übernommen.

Wenn ich kurz nachdenke, würde mir sicherlich noch einiges einfallen……

PB:
….was denn?

RH:
Zum Beispiel die Coach-Lizenz. Die haben wir eingeführt, weil wir immer wieder feststellen mussten, dass etliche Coaches das Regelwerk nicht kennen. Für die Coach-Lizenz haben wir am Anfang nur 5,- Euro verlangt, jetzt sind es 20,- Euro. Diese Steigerung liegt primär an der technischen Entwicklung dieser Karte. Soviel mir bekannt, hat die Europäische Taekwondo Union diese sinnvolle Idee übernommen. Die ETU-Coach-Lizenz ist leider insgesamt, wenn ich Flug und Übernachtung einrechne, für die Vereine wesentlich teurer!

PB:
Auf was sind Sie denn heute noch stolz?

RH:
Als ich 2003 für das Präsidentenamt antrat, habe ich von allen Seiten gehört, dass ich gegen meine Mitkonkurrenten keine Chance hätte. Dass sich am Ende gewählt wurde, hat mich selbst überrascht. Damals bin ich mit dem Motto „Transparenz nach innen und nach außen“ angetreten. Und daran habe ich mich bis zum letzten Tag auch gehalten.

Diese Transparenz war wohl auch ein Grund, weshalb von den Vereinen in den zwölf Jahren kein einziger Antrag bei Mitgliederversammlungen gestellt wurde. Rückblickend kann ich sagen, ich war ein Präsident für jeden Bereich des Taekwondo und vor allem, ich hatte ein offenes Ohr für jedes einzelne Vereinsmitglied. Das war oft recht zeitaufwendig und anstrengend, aber darauf bin ich besonders stolz.

Die Transparenz war für mich auch indirekt der Grundstein für die Einführung des Präsidententages auf Bundesebene.

PB:
Was meinen Sie denn damit?

RH:
Irgendwann kam es zu der Überlegung, dass es sinnvoll wäre, wenn sich die Präsidenten der Landesverbände irgendwo in Deutschland zu einem Meinungsaustausch treffen würden. Bei diesen Tagungen könnte man dann ohne Zeitdruck in einer angenehmen Atmosphäre die aktuellen Themenbereiche des Taekwondo diskutieren und eine Meinungsbildung herausarbeiten.

Ich habe die Idee dann in die Tat umgesetzt und die Landespräsidenten vier Mal zu einem Präsidententag eingeladen und geleitet. Ich bin überzeugt, dass wir an diesen Abenden sehr viel Positives für das deutsche Taekwondo erreichen konnten. 
   

PB:
Würden Sie von sich behaupten, dass Sie ein Talent zur Führung eines Verbandes haben?

RH:
So eine Frage müssten eigentlich andere für mich beantworten. Ich selbst kann dazu nur sagen, dass es mir unheimlich viel Spaß gemacht hat, mit einem so tollen Team erfolgreich gewesen zu sein. Als ich das Amt in Bayern übernahm, hat es einige Zeit gedauert, bis meine Position als Präsident von allen akzeptiert wurde. Die Erfahrung hat mir gezeigt, wenn man alles zu verbissen sieht, ist der Streit innerhalb eines Verbandes schon vorprogrammiert.

PB:
Hilft diese Einstellung auch bei der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen?

RH:
Ja, auf alle Fälle. Die Leute, mit denen man zu tun hat, spüren sofort, ob man wirklich an der Sache interessiert ist. Wenn das der Fall ist, dann hilft einem eigentlich jeder bei der Lösung von Problemen. Wenn eine gewisse Sympathie da ist, macht sich das manchmal auch bei der Verteilung von Mitteln bemerkbar.

PB:
Gibt es auch Themen, bei denen nicht alles so lief, wie Sie es sich gewünscht hätten?

RH:
Natürlich. Zum Beispiel der "Schulsport" mit all seinen Facetten müsste flächendeckend koordiniert werden. Das ist bis heute leider nicht gelungen. Hier ist ein erfolgreicher Durchbruch nur möglich, wenn es gelingt, die individuellen vereinspolitischen Interessen den gemeinsamen des Sportfachverbandes zu verbinden.

Ein dabei von mir bei Behörden oft angesprochenes Problem ist die Trainerfrage. Zu den Zeiten, an denen der Schulsport angeboten wird, gibt es einfach nur ganz wenige geeignete Trainer, die auch die Zeit haben, am frühen Nachmittag zu trainieren. Außerdem gibt es so gut wie keine Mittel, um die Trainer entsprechend zu bezahlen. Früher gab es noch den staatlich geförderten Differenzierten Sportunterricht, der heute leider auf Null zurückgefahren worden ist.

PB:
Ansonsten lief für Sie alles optimal?

RH:
Nein, dass kann man jetzt wirklich nicht behaupten. Ein großes Thema, dass momentan wohl den Landesverbänden unter den Nägeln brennt, ist die momentane Situation in Deutschland. Im Präsidium der Deutschen Taekwondo Union haben sich wohl zwei Fraktionen gebildet, die untereinander zu keinem Konsens mehr finden. Diese nicht akzeptable Verbandsführung führt dazu, dass eine konstruktive Arbeit nicht mehr möglich ist. Ich glaube, so eine Zerstrittenheit und so tiefe Gräben hat es bei unserem organisierten Taekwondo-Verband noch nie gegeben.

PB:
Um was geht es denn bei diesem Streit?

RH:
Ich glaube, um was es am Anfang ging, weiß dort heute selbst keiner mehr so genau. Für Außenstehende ist es auch schwierig, die Situation richtig zu bewerten. Jeder schildert das Drama aus seiner Sicht. Jetzt sind - wie schon oben erwähnt - die fünf Präsidiumsmitglieder in zwei Lager gespalten. Das Traurige dabei ist, dass jedes Lager auch etliche Landesverbände auf seine Seite bringen konnte. Mittlerweile sind auch drei Rechtsanwälte eingespannt, die natürlich auch nicht gerade dafür sorgen, dass wieder Ruhe in den Verband einkehrt.

PB:
Wie wirkt sich denn dieser Streit auf die Verbandsarbeit aus?

RH:
Aus vielen Gesprächen ist bekannt, dass der Informationsfluss untereinander eigentlich nicht mehr funktioniert. Es gibt keine Innovationen und auch keine Ideen, die man verwirklichen will. Im Prinzip werden die Ämter lieblos verwaltet. Keiner will einen Fehler machen, um den anderen nicht die Möglichkeit zu geben, ihn in der Öffentlichkeit an den Pranger zu stellen. Auch die Protokolle sind nur noch nichtssagend, weil sich niemand mit irgendwelchen Aussagen festnageln lassen will.

PB:
Die Landesverbände sind doch als sogenannte Mitgliederversammlung das höchste Organ, Können denn die Länder nicht eingreifen, um das Präsidium zu Vernunft zu bringen?

RH:
Das haben sechs Landesverbände bei der Mitgliederversammlung in diesem Jahr im März versucht. Erst gab es dort eine Aussprache, um alle Streitpunkte endgültig aus der Welt zu schaffen. Nachdem diese sechs Verbände der Meinung waren, dass mit einem neuen Präsident wieder Ruhe einkehren dürfte, haben diese einen Antrag auf die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gestellt. Ziel des Antrags ist, Park Soo-Nam als Präsident abzuwählen. Die Einladung ließ jedoch auf sich warten.

PB:
Und warum?

RH:
In der Satzung steht, dass der Präsident zu einer Mitgliederversammlung einladen muss. Nachdem es aber darum ging, dass Park Soo-Nam als Präsident abgewählt werden soll, hat er sich geweigert, die Landesverbände zu dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung einzuladen. Er hat einfach erklärt, dass er so eine Einladung für unnötig halte und beauftragte für seine Unterlassung einen Rechtsanwalt. 

PB:
Das klingt ja ziemlich kompliziert. Gibt es denn mittlerweile eine Lösung?

RH:
Na ja, die sechs Landesverbände haben beim Amtsgericht in München eine Klage eingereicht, um zu erreichen, dass die außerordentliche Mitgliederversammlung stattfindet. Nach einem fünf Monate langem Hin und Her hat das Gericht entschieden, dass die Länder, die die Klage eingereicht haben, die Einladung verschicken sollen. Als Leiter für diese außerordentliche Mitgliederversammlung wurde Klaus Ermler vom nordrhein-westfälischen Verband bestimmt.

Das Gericht hat außerdem beschlossen, dass bei dieser Versammlung nur das Thema Abwahl behandelt werden darf. Wenn Park Soo-Nam abgewählt wird, dann soll gleich ein neuer Kandidat zum Präsident gewählt werden. Deshalb wurde mit der Einladung auch dazu aufgerufen, dass sich jeder bewerben soll, der Interesse hat, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren.

Als Termin für diese außerordentliche Mitgliederversammlung wurde der 21. November 2015 festgelegt. Die Versammlung wird in Hamburg stattfinden.

PB:
Dann dürfte ja schon bald eine Lösung in Sicht sein, oder?

RH:
Unter normalen Umständen hätte ich das auch so gesehen. Im Februar 2015 hat der amtierende DTU-Präsident Park Soo-Nam mit der südkoreanischen Behörde Kukkiwon als Privatperson eine Vereinbarung abgeschlossen, die die Dan-Prüfungspolitik außerhalb Koreas neu regeln soll. Ein Teil dieser Vereinbarung hätte zur Folge, dass jeder - also die Deutsche Taekwondo Union und alle Privatschulen - die Kukkiwon-Danurkunden bei ihm kaufen müssten. Die Preise für die Danurkunden könne Park Soo-Nam festlegen.

Fast alle koreanischen Meister in Deutschland waren entsetzt, als sie von diesem Deal erfahren haben. Seitdem ist auch außerhalb unseres Verbandes viel Hektik angesagt. Wie man hört, weigern sich die koreanischen Meister beharrlich, diese Danurkunden bei Park Soo-Nam zu kaufen.

PB:
Was haben denn diese Kukkiwon-Danurkunden mit der Wahl in Deutschland zu tun? 

RH:
Der Weltverband hat in seiner Satzung festgelegt, dass jeder, der an einem Turnier teilnimmt, das der Weltverband ausrichtet, eine Kukkiwon-Danurkunde oder eine Urkunde des Weltverbandes vorweisen muss. Da der Weltverband aber keine derartigen Urkunden ausstellt, muss jeder Teilnehmer wohl oder übel so eine Danurkunde bei der Kukkiwon-Behörde kaufen.

PB:
Wieso ist denn Kukkiwon eine Behörde?

RH:
Bis 2010 war Kukkiwon so etwas wie eine private Firma. 2010 wurde Kukkiwon trotz weltweiten Protests in die südkoreanische Regierung integriert. Seit dieser Zeit ist Taekwondo die einzige olympische Sportart, bei der die Teilnehmer bei den Olympischen Spielen oder einer Weltmeisterschaft indirekt eine Art Pflichtbeitrag an die südkoreanische Regierung überweisen muss.

Bis letztes Jahr haben alle Nationen eine Liste mit den Namen der Danprüflinge nach Korea geschickt. Von dort wurden dann die Kukkiwon-Danurkunden wieder an die Länder zurück geschickt. Jetzt will sich Kukkiwon aber ganz offensichtlich in den Nationen breit machen. Kukkiwon will jetzt nicht mehr nur die Danurkunden ausstellen, sondern weltweit in den Nationen auch noch Danprüfungen durchführen.

PB:
Die Danprüfungen werden doch von den Landesverbänden durchgeführt. Wer soll denn die Danprüfungen für Kukkiwon durchführen?

RH:
Das ist alles noch ein bisschen unklar. Da momentan die Aufregung zu groß ist, will sich niemand so richtig dazu äußern. Auf jeden Fall bleibt zunächst mal bis Ende 2015 alles so wie es war.

PB:
Es kann doch sein, dass alles beim Alten bleibt und Kukkiwon die Danurkunden nach den Angaben der Prüfungsreferenten ausstellt. Oder sehen Sie das anders?

RH:
Ich befürchte, dass man bei der Kukkiwon-Behörde ganz andere Pläne hat, denn im Sommer ist der DTU-Präsident mit ungefähr 10 bis 15 hochgraduierten Sportern aus deutschen Vereinen nach Südkorea geflogen, darunter zwei DTU-Präsidiumsmitglieder und drei Landespräsidenten. Dort haben alle an einem Instructor-Lehrgang teilgenommen. Diese Sportler haben jetzt das Recht, in Deutschland Kukkiwon-Danprüfungen abzunehmen. Für mich sind das keine besonders erfreulichen Voraussetzungen für eine faire Spitzenverbandsarbeit. 

PB:
Welche Befürchtungen haben Sie denn diesbezüglich?

RH:
Das nationale Danprüfungsverfahren in seiner aktuellen Form wird durch einen umsichtigen und sehr aktiven und geachteten Bundesprüfungsreferenten vertreten. Da ist in jüngster Zeit, vor allem in Bayern, sehr viel Positives bewegt worden. Die Sorge, die ich habe ist, dass das Kukkiwon-Danprüfungsverfahren das DTU-Danprüfungsverfahren ablösen könnte.

Ich bin der Meinung, dass die deutschen sogenannten Kukkiwon-Lizenzierten ruhig ihre Sache machen sollen. Unabhängig davon sollte aber der organisierte Taekwondo-Sport in Deutschland, vertreten durch die DTU, das Gewicht auf unsere bisherige Prüfungsordnung legen.

Vielleicht erledigt sich das Problem mit der Kukkiwon aber auch auf andere Weise. Derzeit regt sich nämlich in vielen Nationen ein Widerstand gegen diese südkoreanische Behörde. Bei einer Versammlung der koreanischen Taekwondo Meister in Deutschland und Kukkiwon Korea wurde als Ergebnis festgehalten, dass der "zwischen Kukkiwon Korea und der Privatperson Park Soo Nam getroffene Vorvertrag nur zu seinen Gunsten ausgelegt war und deshalb auf Konfrontation stößt.". Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

PB:
Welche Kandidaten stehen denn im Falle einer Abwahl für das Präsidentenamt zur Verfügung?

RH:
Es liegen die Bewerbungen von drei Kandidaten vor. Neben Park Soo-Nam sind das noch Musa Cicek und meine Wenigkeit.

Ich möchte an dieser Stelle aber ausdrücklich betonen, dass ich meine Bewerbung mehr oder weniger vorsorglich abgegeben habe. Ich unterstütze die Kandidatur von Musa Cicek, weil ich ihn für eine kompetente und intelligente Person halte. Also, nur für den Fall, dass Musa Cicek nicht als Kandidat antreten kann - warum auch immer - stehe ich als Kandidat zur Verfügung.  

PB:
Auf der Homepage der DTU wurde die Einladung zur außerordentlichen Mitgliederversammlung veröffentlicht. Außerdem steht dort als Ergänzung auch noch ein Antrag auf Neuwahl. Was hat es denn jetzt damit auf sich?

RH:
Nachdem das Amtsgericht München beschlossen hat, dass die außerordentliche Mitgliederversammlung durchgeführt werden muss, haben sechs andere Landesverbände ebenfalls einen Antrag auf die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit dem Ziel der Abwahl des Gesamtpräsidiums und anschließenden Neuwahlen gestellt.

Weshalb die beantragten Neuwahlen jetzt im Internet als angebliche Tagesordnungspunkte veröffentlich wurden, ist für mich ein Rätsel und nicht nachvollziehbar. Ich rate, sich an den Beschluss des Amtsgerichts München vom 09.09.2015 zu halten. Aufgrund dieses Beschlusses hat der amtierende DTU-Präsident nicht das Recht, auf die Tagesordnung Einfluss zu nehmen.

PB:
Dann gibt es also keine Neuwahlen?

RH:
Ich bin mir da auch nicht so sicher. Denkbar wäre, dass dieser Punkt als Dringlichkeitsantrag behandelt wird. Um so einen Antrag durchzubringen, braucht man allerdings zwei Drittel der Stimmen. Für mich ist nicht ganz klar, wieso dieser Antrag so spät gestellt wurde.

Möglich ist auch, dass so ein Antrag abgelehnt wird. Wenn das der Fall ist, könnten im nächsten Jahr im Januar oder Februar schon wieder alle zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammen kommen. Na, prima!

PB:
Vielen Dank für das Gespräch.