Deutsche Meisterschaft in Ingolstadt

 

Dass auch in diesem Jahr in der Saturn-Arena in Ingolstadt wieder eine gemeinsame deutsche Meisterschaft für den Wettkampf und den Formenlauf ausgetragen wurde, lag an der überaus erfolgreichen Organisation der Deutschen Meisterschaft im Jahr zuvor. Obwohl durchaus berechtigte Zweifel bestanden, ein gemeinsames Turnier für beide Wettkampfbereiche in einer Sporthalle durchzuführen, ließ sich das DTU-Präsidium auf dieses Experiment ein. Nachdem die bei einer Zusammenlegung befürchteten Störungen ausblieben und die Organisatoren zur allgemeinen Überraschung ein beeindruckendes Highlight auf die Beine stellten, vergab das DTU-Präsidium die Ausrichtung einer gemeinsamen deutschen Meisterschaft für weitere drei Jahre an das Ausrichterduo, dem Polizei-SV Eichstätt und der Unicorn Ingolstadt 2000.

Nachdem die Organisation der Deutschen Meisterschaft im letzten Jahr nahezu perfekt über die Bühne ging, wurden in Robert Mittenhuber und Michael Bussmann, den beiden Verantwortlichen der Ausrichtervereine, relativ hohe Erwartungen gesetzt. Für Robert Mittenhuber ist diese Einstellung absolut legitim. „Wir haben uns selbst zum Ziel gesetzt, das Niveau vom letzten Jahr auf jeden Fall zu halten und - soweit möglich - noch weiter zu perfektionieren.“

Was den Aufbau der Kampfflächen und insbesondere der Wettkampfbühne anbelangt, standen die Ausrichter und ihre Heerschar an Helfern unter einen enormen Zeitdruck. Ungefähr eine Woche vorher wurde ihnen nämlich mitgeteilt, dass das Trainingshalle des Ingolstädter Eishockeyteams wegen der Schneemassen, mit denen in Bayern viele Regionen zu kämpfen hatten, das Dach der Trainingshalle einsturzgefährdet ist. Aus diesem Grund müssten die Spieler des ERC Ingolstadt am Freitag, also am Tag des geplanten Hallenaufbaus, noch bis Mittag in der Saturn-Arena trainieren. Die Organisatoren mussten wohl oder übel mit den Aufbauarbeiten so lange warten, bis nach dem Eishockeytraining die Eisfläche komplett mit Holz abgedeckt war.   

Man kann den beiden Ausrichtern auch dieses Mal wieder bestätigen, dass sie ihre selbst gesteckten Ziele erreicht haben. Für einen Außenstehenden sah die Arena optisch betrachtet genauso toll wie im letzten Jahr aus. Im Detail gab es dafür aber einige erfreuliche Verbesserungen, wie beispielsweise der wesentlich besseren Aufteilung der Kampfflächen in der Halle oder der deutlich besseren Beleuchtung, was vor allem bei den zahlreich erschienenen Fotografen besonders gut ankam.

Im Bezug auf das Interesse bei den Medien war in Ingolstadt eine deutliche Steigerung spürbar. Neben drei Fernsehsendern waren auch wesentlich mehr Fotografen als sonst üblich in die Saturn-Arena. Für DTU-Präsident Heinz Gruber kommen mit dem anwachsenden Medieninteresse ganz neue Anforderungen auf die DTU. „Als Verband müssen wir uns rechtzeitig auf die steigenden Anforderungen der Medien vorbereiten. Unser Ziel muss es sein, dass wir Zeitungsverlage, die keinen Journalisten in die Sporthalle schicken konnten, direkt von der Halle die wichtigsten Informationen liefern können.“    

Übrigens, einer der Fotografen verzichtete sogar freiwillig auf seinen Einsatz beim Fußballspiel FC Bayern München gegen 1. FC Frankfurt, da ihm dass im letzten Jahr das Fotografieren beim Taekwondo so viel Spaß machte.

Eine andere Sache konnte Robert Mittenhuber dieses Jahr noch nicht umsetzen. Nachdem der die Automobilfirma Audi als Hauptsponsor gewinnen konnte, wollte er das Logo von Audi auf die äußeren Kampfmatten drucken lassen. Dass er sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen konnte, lag am Aufbau und an der Oberfläche der Kampfmatten. „Von allen Firmen, mit denen ich Kontakt wegen der Bedruckung der Matten aufgenommen hatte, bekam ich die Auskunft, dass dies wegen der Beschichtung nicht möglich ist. Ich hoffe, dass es bis zum nächsten Jahr möglich wird.“

In Ingolstadt konnte DTU-Präsident Heinz Gruber neben den vielen Ehrengästen auch den bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider begrüßen. Da der Minister bis zum Ende der Abendveranstaltung blieb und sich dabei immer wieder für Siegerehrungen zur Verfügung stellte, hatte Heinz Gruber viel Zeit, den  einen oder anderen Punkt zu besprechen.

Apropos Ehrungen. Am Nachmittag des ersten Wettkampftages wurden verdiente Sportler und Funktionäre mit Ehrennadeln und verliehenen Dangraden ausgezeichnet (siehe Kasten). Dass die Ehrungen in der VIP-Lounge und nicht in der Arena vor den Augen des Publikums vorgenommen wurden, hatte für Heinz Gruber seinen guten Grund. „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass den Zuschauern die Ehrungen im Grunde egal sind. Um den Ehrungen einen würdigen Rahmen zu geben, haben wir einen Sektempfang in der VIP-Lounge der Saturn-Arena vorbereitet.“ Angesichts der Vielzahl an Ehrungen war dies sicherlich eine weitsichtige Entscheidung.

Die Abendveranstaltung war zweifellos das Highlight am Samstag, den sich trotz Faschingswochenende ungefähr 3.000 Zuschauer in der Saturn-Arena nicht entgehen lassen wollten. Bei der ausgewogenen Mischung an Spitzensport und Show kam sicherlich jeder auf in der Sporthalle auf seine Kosten.

Wie bereits im letzten Jahr begeisterten die „Showfunken“, die amtierenden Weltmeister aus Taufkirchen/Vils im Showtanzen, auch dieses Mal das Publikum mit ihren atemberaubenden Formationen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit und Anmut „bauten“ sie drei Personen hohe Pyramiden und lösten diese mit gewagten Sprüngen blitzschnell wieder auf. Eine weitere Attraktion war zweifellos Hado Yun, der dem Publikum mit seiner Showtruppe „Flying Feet“ ein Feuerwerk an akrobatischen BudoKunststücken zum Besten gab - und kurz darauf als Finalteilnehmer beim Formenlauf im gleichen Abendprogramm den deutschen Meistertitel gewann.

In Ingolstadt wurde zum ersten Mal nach dem neuen Regelwerk der WTF gekämpft. So bald es bei einem Kampf zu einer Differenz von sieben Punkten oder ein Endstand von zwölf Punkten oder mehr kam, wurde der Kampf sofort abgebrochen und der Punktbessere zum Sieger erklärt. Da die Verwarnungen sofort abgezogen wurden, konnte in einigen Fällen ein vorzeitiger Abbruch verhindert werden.

Falls es nach drei Runden zu einem Punktgleichstand kam, wurde in der letzten Runde bis zum ersten erzielten Punkt gekämpft. Wer den Treffer landen konnte, wurde zum Sieger erklärt.

Dass nicht alle Trainer das neue Regelwerk im Detail verstanden haben, zeigte sich am Sonntag auf eine ziemlich peinlich Weise. Der Schützling des besagten Trainers konnte während der drei Runden zwei Punkte erzielen. Diese wurden ihm aber durch Verwarnungen wieder abgezogen. Da der Kampf unentschieden ausging, mussten beide Kämpfer in die vierte Runde. Nachdem dort keiner von beiden einen Treffer landen konnte, mussten die Punktrichter auf einer Überlegenheitskarte den ihrer Meinung nach besseren Kämpfer bestimmen. Zum Entsetzen des Trainers entschieden sie sich für den Gegner. Nach der Meinung des Trainers hätte sein Schützling aber schon wegen der wieder abgezogenen Treffer zum Sieger erklärt werden müssen. Ziemlich lautstark brüllte er heraus, was er von der Entscheidung hielt. Angesichts dieser Unkenntnis kann Kampfrichter-Obmann Wolfgang Thormählen nur den Kopf schütteln. „Die Kampfrichter dürfen für ihre Entscheidung nur die vierte Runde bewerten. Und in dieser Runde war der Schützling des Trainers nach der überwiegenden Meinung der Kampfrichter eben nicht der Kampfbestimmendere.“         

Die neue Punkteregelung kam in Ingolstadt übrigens wesentlich häufiger als erwartet zum tragen. Bei den Senioren wurden von den 48 ausgetragenen Halbfinale und Finale insgesamt 17 vorzeitig abgebrochen. Noch drastischer sah es bei den Kadetten aus, denn dort wurde bei 58 Halbfinale und Finale in sage und schreibe 38 Kämpfen vorzeitig der Sieger bestimmt.  

Mit 235 Teilnehmern waren die Gewichtsklassen bei den Damen und Herren relativ stark besetzt. Wegen der im Mai anstehenden Europameisterschaft ging es für die Mitglieder des Nationalkaders nicht nur um Medaillen. Wer sich eine Chance auf eine Nominierung ins Euroteam ausrechnete, hatte in Ingolstadt die richtige Plattform, um sich bei den anwesenden Bundestrainern mit einer Spitzenleistung für eine Euro-Nominierung ins Gespräch zu bringen.

Im Bezug auf die Nominierungen hielt sich Herren-Bundestrainer Waldemar Helm und Damen-Bundestrainer Markus Kohlöffel noch bedeckt. „Für die Nominierung der Teilnehmer für die Europameisterschaft werden auch noch die Ergebnisse der offenen holländischen und belgischen Meisterschaft mit eingezogen, möglicherweise sogar auch noch die Resultate von der German Open“, erklärte Markus Kohlöffel das weitere Vorgehen.

Dem einen oder anderen wäre es wahrscheinlich lieber gewesen, wenn die deutsche Meisterschaft zu einem späteren Zeitpunkt stattgefunden hätte. Für Bundestrainer Waldemar Helm ist das durchaus nachvollziehbar. „Ein Teil des Kaders war zwei Wochen zuvor bei der US-Open in Dallas am Start. Für diese Mitglieder war die Erholungsphase bis zur deutschen Meisterschaft etwas kurz.“

In der Klasse der Herren bis 54 kg wurde Sergej Kolb (KSC Leopard Nürnberg) von seinen Konkurrenten nicht ernsthaft gefordert. Er gewann seine vier Kämpfe in absolut überlegener Manier, davon drei Kämpfe wegen der 7-Punkte-Regel sogar vorzeitig, und empfahl sich mit seiner Leistung als heißer Kandidat für die Europameisterschaft.  

Als amtierender Europameister und Titelverteidiger war Tuncat Levent (TC Laar) bei den Herren bis 58 kg der Topfavorit für den deutschen Meistertitel. Wie erwartet kam er ohne Schwierigkeiten ins Finale und musste dort gegen Jannis Dakos (VdS Nievenheim) antreten. Nach drei Runden, in denen sich beide einen technisch sehenswerten Kampf lieferten, hatten beide sechs Punkte auf dem Konto. Beim alles entscheidenden Golden Point belauerten sich beide eine ganze Zeit lang, bevor sie beide zeitgleich den Schlagabtausch suchten. Siegessicher rissen danach beide die Hände nach oben. Kurz darauf war klar, dass die Kampfrichter den Treffer für Levent Tuncat werteten. Letztendlich war es – je nach dem Blickwinkel des Betrachters - ein glücklicher Sieg oder eine unglückliche Niederlage.

Im letzten Jahr stand Daniel Manz (BSV Friedrichshafen) bei den Herren bis 62 kg zwar auch im Finale, musste dort aber gegen Mohammed Azhamriue eine hauchdünne Niederlage einstecken. Nachdem der Bonner dieses Mal eine Klasse höher startete, gewann der 17-jährige Jugend-Vizeweltmeister alle Kämpfe in souveräner Manier und holte sich seinen fünften deutschen Meistertitel.

In der mit 24 Teilnehmern am stärksten besetzten Klasse bis 67 kg konnten sich die beiden Titelverteidiger, Erdal Aylanc (Tornado Velbert) und der US-Open-Teilnehmer Mohamed Azhamriue (OTC Bonn), relativ locker gegen ihre Konkurrenz durchsetzen und standen sich am Ende im Finale gegenüber. Dort konnte Erdal Aylanc am Ende einen knappen 6-zu-5-Sieg für sich verbuchen.

Viel Bewegung war in der 72-kg-Klasse. Während man mit Osman Karaman, der für den ASV Berlin nach an Start ging, nach seinem Sieg bei der deutschen Juniorenmeisterschaft noch als Favorit im Auge behalten musste, hatte den bis dahin noch nicht mit Erfolgen in Erscheinung getretenen Anton Stolz (Kobra Bielefeld) wohl niemand auf der Rechnung. Doch genau an diesem Anton Stolz biss sich Titelverteidiger Mohammed Adam im Viertelfinale die Zähne aus und musste eine knappe Niederlage einstecken. Auch Özgür Yesilkaya (Sharks Hamburg), der deutsche Meister 2004, hatte im Halbfinale das Nachsehen. Im Finale scheiterte der Bielefelder recht deutlich an Sebastian Lehmann (1. Gelnhäuser TKD), der zuvor im Halbfinale auch Osman Karaman, ebenfalls ein der Teilnehmer von der US-Open, bezwang.

Zahlreiche Diskussionen gab es nach dem Finalkampf bei der Gewichtsklasse der Herren bis 78 kg, bei der übrigens Mohammed Ebnoutalib nicht am Start war. Während bei Matthias Gabriel (TuSEM Essen) der Einzug ins Finale erwartet wurde, hatte als seinen Finalgegner wohl niemand den 22 Jahre alten Michael Baumgartl (Post-SV München) auf der Rechnung. Ernsthafte Chancen auf einen Sieg trauten dem Münchner wohl nur niemand ernsthaft zu. Wohl mit Recht, denn nach der ersten Runde lag Michael Baumgartl mit 0 zu 5 Punkten zurück. In Runde sah es für ihn mit einem 3-zu-7-Rückstand nicht viel besser aus. Allerdings hatte der technisch versiertere Matthias Gabriel zu diesem Zeitpunkt vier Verwarnungen, da er nach etlichen Techniken immer wieder zu Boden ging. In der letzten Runde setzte Michael Baumgartl alles auf eine Karte und griff den Essener, der offensichtlich nur noch seinen bereits sicher geglaubten Sieg nach Hause bringen wollte, permanent an. Während sich Matthias Gabriel neben sechs Punkten auch noch drei Verwarnungen holte, bekam der Münchener neun Punkte – und wurde mit einem Vorsprung von 12 zu 10 Punkten zum Sieger und deutschen Meister erklärt.

Bei den Herren bis 84 kg gab es eine Wiederholung des Halbfinale vom letzten Jahr. Damals konnte sich Robert Hofmann (TKD Özer Nürnberg) relativ deutlich gegen Robert Vossen (Han-Dok Wiesbaden) durchsetzen. Dieses Mal fand der Nürnberger kein geeignetes Konzept, um die genaueren Treffer von Robert Vossen zu vermeiden. Die Begegnung entschied der Wiesbadener dieses Mal vorzeitig mit 12 zu 7 für sich, unterlag danach aber gegen seinen Vereinskamerad Bashir Adam, der übrigens ebenfalls bei den US-Open am Start war und dort dank der Leistung eines überforderten Kampfleiters vorzeitig ausschied.  

Mit seinem Sieg bei den US-Open im Rücken gehörte Volker Wodzich (TG Allgäu) in Ingolstadt zu den Topfavoriten bei den Herren über 84 kg. Während der Vorjahressieger Ulvi Kaya (TKD-Internat Swistthal) bereits in seinem ersten Kampf eine knappe Niederlage gegen Marcel Lange (TuS Mensfelden) akzeptieren musste, kam der Allgäuer Sportsoldat ohne Probleme ins Finale. Dort konnte sich Volker Wodzich dann auch gegen Marcel Lange durchsetzen und gewann seinen fünften deutschen Meistertitel.  

Bei den Damen bis 47 kg wurde Sümeyye Gülec (TKD Özer Nürnberg) ihrer Favoritenrolle gerecht und schafft absolut problemlos den Sprung ins Finale. Dort konnte sie sich beim ersten Kampf in der Abendveranstaltung gegen Sevtap Bilir, die Titelverteidigerin vom TKD-Internat Swissthal, knapp aber vorzeitig mit 13 zu 11 Punkten durchsetzen.

Im letzten Jahr ging die 15 Jahre alte Ebru Askar (Tornado Velbert) bei der B-Jugend an den Start. In Ingolstadt stellte sie ihr kämpferisches Talent beeindruckend unter Beweis, und zwar bei den Damen bis 51 kg. Von den drei Begegnungen, die ihr zum Einzug ins Finale reichten, gewann sie zwei vorzeitig mit der 7-Punkt-Regel. Die Titelverteidigerin Ann-Kathrin Herch (TKD Özer Nürnberg) war zwar noch eine Nummer zu groß, aber die 8-zu-11-Niederlage lässt erahnen, dass in Ebru Askar noch eine Menge Potential schlummert.

Nach dreijähriger Pause ging Claudia Rettschlag (TKD Kerpen) bei den Damen bis 55 kg wieder an den Start. Auf dem Weg ins Finale wurde sie lediglich von Linda Kühl, der Zweitplatzierten des letzten Jahres vom TS Letmathe, im Viertelfinale gefordert. Das Finale gegen Rosalie Wastlhuber (Post-SV München) konnte die Kerpenerin vorzeitig mit 7 zu 0 Punkten für sich entscheiden und sich damit ihren fünften deutschen Meistertitel sichern.

In der Damenklasse bis 59 kg setzte sich Pinar Budak (Wuppertaler Tiger), die bei den US-Open die Goldmedaille gewann zur besten Sportlerin gewählt wurde, in beeindruckender Manier gegen ihre Konkurrenten durch. Erst im Finale gegen Kathleen Blumenthal (Wolves Wolmirstedt) wurde sie mehr als sonst gefordert, konnte sich am Ende mit einem knappen 6-zu-5-Sieg die Goldmedaille gewinnen.

Nachdem sich Anna Poppe (Sharks Hamburg) in ihrem ersten Kampf ganz knapp gegen Halima Elkasmi (TSC Gladbeck) durchsetzen konnte, unterstrich sie mit zwei vorzeitigen 7-Punkten-Siegen, dass sie beim Kampf um die Goldmedaille wieder ein Wörtchen mitreden will. Das wollte auch Arzu Ardali (KDK Attendorn), die gleich alle drei Kämpfe auf dem Weg ins Finale vorzeitig für sich entscheiden konnte. Im Finale setzte sich dann aber doch die routiniertere Anna Poppe durch und gewann ihren sechsten deutschen Meistertitel,

In der mit nur fünf Teilnehmern besetzten Klasse bis 67 kg konnte sich mit Esther Scholten (VdS Nievenheim) die Titelverteidigerin des letzten Jahres wieder durchsetzen. Ihre Finalgegnerin Yvonne Timm (Kenan´s TKD Glinde) setzte sich aber bis zum Schluss zur Wehr, musste aber letztendlich eine knappe 7-zu-8-Niederlage akzeptieren.

Auch Susen Berger (1. Gelnhäuser TKD), die Topfavoritin bei den Damen bis 72 kg, nutzte das neue Regelwerk für sich und beendete alle ihre Begegnungen vor der regulären Kampfzeit. Im Finale konnte Maade Pitang (Sportwerk Düsseldorf) zwar noch nach Punkten halbwegs mithalten, verlor aber beim Stand von 12 zu 9 Punkten.

Sehr knapp ging es bei den Damen über 72 kg zu. Auf dem Weg zum Halbfinale hatte jede der späteren Medaillengewinnerinnen eine Konkurrentin, gegen die sie sich nur knapp durchsetzen konnte. Nachdem Sandra Bümmerstede (TS Letmathe) im Halbfinale gegen Monika Pikelj (BSV Friedrichshafen) den kürzeren zog, musste die amtierende Vizeweltmeisterin aus Friedrichshafen im Finale den Sieg mit 7 zu 6 Punkten ihrer Finalgegnerin Sonja Langer vom Budokwai Öhringen überlassen.

Auch beim Formenlauf steht ebenfalls eine Nominierung in den Nationalkader an, und zwar für die erste Formen-Weltmeisterschaft, die Anfang September 2006 in Seoul ausgetragen wird. „Die deutsche Meisterschaft in Ingolstadt ist für die Nominierung zur anstehenden Weltmeisterschaft einer von mehreren Bausteine“, erklärte Bundestrainer Hans Vogel die weitere Vorgehensweise. Die Vorschlagsliste für die Nominierungen wird in gemeinsamer Absprache mit DTU-Vizepräsident Roland Klein ungefähr Anfang April 2006 erstellt und dem Präsidium zur Bestätigung übergeben.

Bei der Vergabe der Medaillen in den 30 Kategorien für die Jugend-, Senioren- und Masterklassen gab es keine größeren Überraschungen. Im Großen und Ganzen konnten sich in Ingolstadt die Leistungsträger des letzten Jahr mit ihrem Können durchsetzen. Ausnahmen bildeten vor allem die Formenläufer aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, die mit einigen Newcomern in der Ergebnisliste auftauchen. „Dass Schleswig-Holstein dank dieser Erfolge in der Länderwertung auf den dritten Platz kam, ist natürlich ein wirklich tolles Ergebnis“, freute sich Bundestrainer Hans Vogel.    

Einen großen Anteil am Erfolg des norddeutschen Landesverbandes hat zweifelsohne der 16 Jahre alte Daniel Albrecht (Eintracht Segeberg), der gleich in drei Kategorien – und zwar im Einzel Jugend, Paar Jugend und Team Jugend – die Goldmedaille gewann. Er war in Ingolstadt aber nicht der einzige, der drei Mal auf den ersten Platz kam. Neben Markus Ketteniß (TKD Broicher Siedlung), der neben dem Paarlauf und dem Synchron auch im Herren-A-Einzel den deutschen Meistertitel gewann, schaffte diesen Goldhattrick auch noch die 15 Jahre alte Ramona Grohmann (Po-Eun Hamburg) im Einzel-, Synchron- und Teamlauf.

Auch für Franz Bartl (DJK SB Kolbermoor), der in der Kategorie Master C startete, war am Samstag die Welt wieder in Ordnung. Bei der letzten Internationalen Deutschen Meisterschaft in Reutlingen lag er nämlich nach zwei Durchgängen relativ deutlich in Führung. Nach dem Finallauf ging die bereits sicher geglaubte Goldmedaille an Carsten Runge (TV Jahn Levese). In Ingolstadt lag Franz Bartl nach zwei Durchgängen noch deutlicher in Führung und gewann nach einem gelungenen dritten Lauf wieder die Goldmedaille.