Weltrekord im Bierfassl-Rollen

 

Seit über zwanzig Jahren besteht der Weltrekord im Bierfassl-Rollen, den DTU-Schatzmeister Gerd Kohlhofer zusammen mit fünf Mitstreitern am 15. Juni 1985 im Landkreis Traunstein aufstellte. Was im ersten Moment recht witzig klingt, hat einen sportlichen Hintergrund, der allen Respekt verdient. Bei dem Bierfass handelt es sich nämlich um ein gefülltes 100-Liter-Alufass, dass ein Gesamtgewicht von 113 Kilogramm auf die Waage brachte. Das Ungetüm, das mit einem Gestänge verbunden war und von der Konstruktion eher einer Straßenhandwalze ähnelte, musste über eine Strecke von 50 Kilometer gerollt werden. Der aktuelle Weltrekord, den Handwerker aus dem Sauerland aufgestellt hatten und den es zu knacken galt, lag bei 8 Stunden und 33 Minuten.

Mal ehrlich, wer kann von sich schon behaupten, dass er 50 Kilometer rennen kann? Für den 23 Jahre alten Gerd Kohlhofer, der damals zum Biathlon-Kader gehörte, war das kilometerlange Laufen kein großes Problem.

Die Idee, den im Guiness-Buch eingetragenen Weltrekord im Bierfassl-Rollen anzugreifen, kam von einem Arbeitskollegen von Gerd Kohlhofer. „Damals machte ich im Krankenhaus in Traunstein eine Ausbildung als Krankenpfleger. Bei einem Gespräch mit dem Wolfgang Lenz, einem Taekwondoler, ging es auch einmal um den Rekord mit dem Bierfassl-Rollen. Da wir beide der Meinung waren, dass man die Zeit von achteinhalb Stunden unterbieten kann, suchten wir uns noch vier Kollegen, die so eine lange Strecke durchlaufen können.“ Verständlicherweise dauerte es einige Zeit, bis das Team mit Vernon Surant, Hans-Peter Dietz, Georg Reichel und Reinhold Mielech komplett war.

Am 15. Juni 1985, dem Tag, an dem der alte Weltrekord fallen sollte, waren die Wetterbedingungen denkbar schlecht. „Unsere Stimmung war am Anfang auf dem Tiefpunkt, denn für unseren Plan konnten wir den Regen überhaupt nicht gebrauchen. Wir kamen aber schnell an den Punkt, an dem wir uns sagten, dass jeder einfach sein Bestes geben sollte. Was am Ende rauskommt, wird sich dann schon zeigen.“

Die sechs Traunsteiner merkten ziemlich schnell, dass sie trotz des Regens ziemlich flott unterwegs waren. Während sie über die gesamte Strecke von zwei Polizeifahrzeugen eskortiert wurden, zogen sie das 100-Liter-Bierfass hinter sich her. Obwohl das Gelände über weite Strecken recht eben war, mussten zum Teil auch Steigungen von bis zu acht Prozent gemeistert werden. In solchen Fällen war absolute Teamarbeit gefragt. „Nach der Hälfte der Strecke waren wir so schnell dran, dass wir uns Gedanken darüber machten, ob wir das Tempo nicht zu schnell angegangen sind. Denn eins war uns klar: Um den Weltrekord zu schaffen, mussten wir zu sechst ankommen.“

Wie sich bald zeigte, waren die Sorgen völlig unbegründet. Nach sage und schreibe 4 Stunden und 9 Minuten, also in weniger als der Hälfte der alten Weltrekordzeit, gingen die sechs Traunsteiner über die Ziellinie – und waren damit die neuen Inhaber des Weltrekords im Bierfassl-Rollen. Auch heute noch, also nach über zwanzig Jahren, kann man sich vor so einer Leistung nur respektvoll verneigen.

Übrigens, rein rechnerisch steht die Siegerzeit mit einer Kilometerleistung von exakt 4:49 Minuten zu Buche. Aber mal ehrlich, wer würde auf den Gedanken kommen, dabei auch noch ein 113 kg schweres Fass hinter sich herzuziehen?