Auch in diesem Jahr hat sich wieder bestätigt, dass die German Open zu den absoluten Topturnieren in Europa gehören. Mit über eintausend Teilnehmern aus fünfzig Nationen stand in der der Bonner Hardtberg-Halle, in der sieben Kampfflächen ausgelegt waren, an den beiden Wettkampftagen nicht nur Masse, sondern zum großen Teil auch hochkarätige Klasse.
Dass die Abendveranstaltung, bislang immer ein echter Highlight bei den German Open, dieses Mal vor leeren Ränken stattfand, dürfte unter anderem daran gelegen haben, dass vielen Zuschauern die Pause davor einfach zu lang war. Außerdem dürfte sich herumgesprochen haben, dass heuer zum ersten Mal kein Showprogramm geboten wird.
In Bonn gingen sechzig Teilnehmer aus bayerischen Vereinen an den Start. Für Georg Streif, den neuen Vizepräsidenten, lag die Medaillenausbeute im Bereich der Erwartungen. „Bei so einem Turnier liegt das Glück und das Pech ganz nah beieinander. Einige von unseren Favoriten verlor knapp gegen Topleute, dafür konnten sich andere überraschend in die Medaillenränge vorkämpfen.“
Eine dieser „Überraschungen“ war mit Stephanie Ollive, die eigentlich in Frankreich wohnt und wegen ihres Studiums in der Damenklasse bis 63 kg für den Post-SV München an den Start ging. Nach drei Siegen und einem kampflosen Halbfinale – ihre Gegnerin war verletzt - gewann die französische Nationalkämpferin gegen Linda Kühl (Internat Swisthal) vorzeitig und holte sich ihre erste Goldmedaille bei den German Open.
Auch für Sümeyye Gülec (TKD Özer Nürnberg) lief in Bonn alles nach Maß. Realtiv ungefährdet kam sie bis ins Finale. Dort musste sie gegen Nergiz Cengay in die vierte Runde, ließ der Türkin nach einer schnellen Attacke aber keine Chance. Da die Nürnbergerin eine Woche vorher auch die Dutch Open gewonnen hatte, führt sie die Rangliste der A-Class-Turniere mit deutlichem Vorsprung an.
Nach drei Siegen stand Tugba Özer, ebenfalls vom TKD Özer Nürnberg, bei der weiblichen Jugend bis 44 kg im Finale. Da es nach drei Runden gegen Jennifer Manz BSV Friedrichshafen) unentschieden stand, mussten beide in die vierte Runde – bei der die Nürnbergerin das Glück auf ihrer Seite hatte und die Goldmedaille gewann.
Beim Finale der männlichen Jugend bis 55 kg standen sich mit Burak Kayhan und Orcun Öztürk zwei Vereinskameraden vom TKD Özer Nürnberg gegenüber. Beim Stand von 5 zu 5 steppten beide ohne Pause und täuschten ihre Kicks nur noch an. Nachdem auch – wie erwartet - in der vierten Runde kein Treffer fiel, lag die Entscheidung beim Kampfleiter. Und der gab den Sieg an Orcun Öztürk. Eine Aufgabe im Vorfeld wäre wohl sinnvoller gewesen!
Jennifer Köpf, die jetzt für den TSV 1865 Dachau an den Start geht, ließ ihren Gegnerinnen in der Jugendklasse bis 49 kg keine Chance. Nach vier souveränen Siegen gewann sie ihr erstes Gold bei den German Open.
In der mit 61 Teilnehmern am stärksten besetzten Herrenklasse bis 67 kg zeigte Servet Tazegül, der beim KSC Leopard Nürnberg trainiert und für die Türkei startet, wieder einmal seine absolute Weltklasse. Nach fünf Siegen stand der im Finale und konnte sich dort knapp gegen den Diego da Silva, den Olympiateilnehmer 2004 aus Brasilien, durchsetzen und gewann die German Open zum dritten Mal in Folge. Nach diesem Sieg steht der Nürnberger auch in der Rangliste der A-Class-Turniere an der Spitze.
Im Schwergewicht konnte sich Volker Wodzich, der Sportsoldat von der TG Allgäu, wie erwartet ins Finale vorkämpfen. Da es nach drei Runden gegen Leonardo Basile (Italien) unentschieden stand, musste er zum Golden Point in die vierte Runde. Und die konnte der Italiener mit etwas Glück zu seinen Gunsten entscheiden.
In der nächsten Zeit wird sich die Konkurrenz bei der weiblichen Jugend bis 55 kg die Kämpfe von Tugba Ucak (MDK Bad Windsheim) wohl etwas genauer anschauen. Mit 12 zu 8 gewann sie vorzeitig das Viertelfinale gegen Ebru Askar, der amtierenden Deutschen Meisterin und WM-Teilnehmerin. Danach gewann sie auch noch deutlich das Halbfinale gegen Madelon van Soelen (Holland), Gewinnerin der letztjährigen German Open. Im Finale unterlag sie dann aber knapp mit 2 zu 3 Punkten gegen Antonija Zeravica aus Kroatien.
Auf welch hohem Niveau bei der German Open mittlerweile gekämpft wird, lässt sich von der Ergebnisliste der Herrenklassen ablesen. Dort steht als einziger Wettkämpfer, der für einen Verein antritt, der Name von Mohammed Ebnoutalib vom TSV 1865 Dachau, er übrigens bei den Herren bis 84 kg die Bronzemedaille gewann. Alle anderen Medaillengewinner gingen für ihre Nation an den Start. Die 32 Medaillen bei den Herren teilten sich übrigens 15 Nationen!