Europameisterschaft der Jugend

Zur Jugend-Europameisterschaft, die in Paphos ausgetragen wurden, reisten 43 Nationen – ein neuer Rekord! - mit einem mehr oder weniger großen Team nach Zypern. Unter den über 400 Wettkämpferinnen und Wettkämpfern befand sich auch das deutsche Team. Deutschland gehörte zu den wenigen Nationen, die mit einer kompletten Mannschaft antraten, also in allen zehn Gewichtsklassen bei der weiblichen und den zehn bei der männlichen Jugend einen Teilnehmer auf die Kampfläche schickten.

Für die Jugend-Euro wurden insgesamt acht Teilnehmer aus bayerischen Vereinen für das deutsche Nationalteam nominiert, die mit einer Goldmedaille, einer Silber- und drei Bronzemdaillen einen erheblichen Anteil zum deutschen Erfolg beisteuerten. In der Nationenwertung belegte Deutschland hinter Russland und der Türkei den dritten Platz.

Die Wettkämpfe im Einzelnen:

Jugend weiblich bis 49 kg - Sabrina Nölp

Sabrina ging als erste aus dem deutschen Team auf die Kampffläche. In der mit 16 Teilnehmerinnen besetzten Gewichtsklasse traf sie im ersten Kampf au Stavroula Kontou aus Griechenland. Die Griechin erwies sich über die gesamte Kampfzeit als ebenbürtig -  zumindest nach dem Punktestand. Denn ein ums andere Mal entging sie knapp einem Kopftreffer. 

Die Kämpferinnen gingen in allen drei Runden mit einem Unentschieden in die Pause. Am Ende musste die Siegerin im Sudden Death ermittelt werden. Und den konnte Sabrina Nölp relativ schnell für sich entscheiden. Der Kampf endete mit 7 zu 6 Punkten für Deutschland. 

Das Viertelfinale verliert Sabrina gegen die Türkin Kübra Serdar mit 21 zu 17 Punkten.

Jugend weiblich bis 52 kg – Roxana Nothaft
Auch Roxana Nothaft profitierte als an Nummer 3 Gesetzte von einem Freilos und musste im Achtelfinale gegen Gunay Aghayeva aus Aserbeidschan auf die Kampffläche. In den drei Runden kontrollierte sie den Kampf von Anfang an und gewann am Ende deutlich mit 15 zu 9 Punkten.

Im Viertelfinale musste die Nürnbergerin gegen Alessia Sanese aus Italien antreten. Nach der ersten Runde lag Roxana mit 4 zu 3 Punkten in Führung, allerdings konnte die Italienerin zum Ende der zweiten Runde zum 5 zu 5 ausgleichen. Nachdem auch die dritte Runde mit 6 zu 6  unentschieden ausging, fiel die Entscheidung im Sudden Death. Und dort konnte Roxana Nothaft den entscheidenden Punkt anbringen - und hatte schon eine Medaille sicher.

Gegen Aikaterini Piperaki, ihrer Halbfinalgegnerin aus Griechenland, ließ es Roxana Nothaft in den ersten beiden Runden recht vorsichtig angehen. Nach zwei Runden lag Roxana mit 2 zu 1 vorne. In der dritten Runde suchten beide den offenen Schlagabtausch. Und der verließ eindeutig zu Gunsten der Griechen, die am Ende mit 8 zu 5 Punkten gewann. Roxana hatte damit zwar den Kampf verloren, aber am Ende die Bronzemedaille gewonnen! Die Griechen gewann am Ende die Goldmedaille.

Jugend weiblich bis 63 kg - Rabia Gülec
In ihrer mit 14 Teilnehmerinnen besetzten Gewichtsklasse musste die an Nummer 1 gesetzte Rabia in ihrem ersten Kampf gegen Ekaterina Mitrofanova aus Russland antreten. Sie gewann das Viertelfinale relativ deutlich mit 14 zu 7 Punkten und sicherte sich damit bereits einen Platz in den Medaillenrängen.

Im Halbfinale musste die Nürnbergerin gegen die Türkin Sule Yilmaz ein 14-zu-10-Niederlage akzeptieren. Für Rabia war der Einzug ins Finale zum greifen nahe, denn einige Entscheidungen waren - zumindest aus deutscher Sicht - etwas umstritten. Im Nachhinein wird sich aber wohl nie klären lassen, was passiert wer, wenn..! Als durchaus beachtlicher Trost bleibt Rabia immerhin die Bronzemedaille.   

Jugend männlich bis 45 kg - Hasan-Ahmed Koca
Im Achtelfinale hatte Hasan-Ahmed gegen Elmar Badalli aus Aserbeidschan keine Probleme. Er gewann die Begegnung locker mit 15 zu 6 Punkten.
Im Viertelfinale musste Hasan-Ahmed gegen den Griechen Charalampos Vlachos antreten. In einem über weite Strecken ausgeglichenen Kampf konnte sich am Ende der Hasan-Ahmed mit 9 zu 7 Punkten durchsetzen.

Im Halbfinale konnte sich Hasan-Ahmed dann auch noch gegen den Kroaten Josip Tenjer durchsetzen und steht nun im Finale.

Mihajlo Manic aus Serbien konnte sich auf der anderen Poolseite durchkämpfen und stand Hasan-Ahmed Koca im Finale gegenüber. In dem über eine lange Zeit relativ ausgeglichenen Kampf stand es nach zwei Runden 6 zu 6. In der dritten Runde konnte der Deutsche nach einem Kopftreffer in Führung gehen. Der Serbe musste nun angreifen. Das nutzte der Nürnberger geschickt für seine Konter. Am Ende gewann er das Finale mit 14 zu 10 und gewann die GOLDMEDAILLE.

Jugend männlich bis 48 kg - Abdullatif Sezgin
Im Achtelfinale erwies sich für Abdullatif der Serbe Jovan Sibincic als recht unangenehmer Gegner. Der Deutsche ging zwar immer wieder in Führung, allerdings konnte der Serbe immer wieder ausgleichen. Am Ende der dritten Runde holte sich sein Gegner mit dem Schlussgong den Ausgleichstreffer zum 4 zu 4 und erzwang damit eine vierte Runde. Dort holte sich Abdullatif dann allerdings relativ schnell den Golden Point. 

Im Viertelfinale kam für Abdullatif Sezgin das Aus. Gegen Refik Erdem Koc aus der Türkei lag er von Anfang an nach Punkten zurück und musste am Ende eine 19-zu11-Niederlage akzeptieren.

Jugend männlich bis 51 kg - Ali Adnan-Kerim
In seinem ersten Kampf im Achtelfinale ließ Ali Adnan-Kerim dem Franzosen Lucas Mechenane keine Chance. Er gewann vorzeitig in der zweiten Runde mit 17 zu 3 Punkten. 
Im Viertelfinale hatte es Ali mit Mikayil Aliyev aus Aserbeidschan zu tun. Nach einigen sehenswerten Treffern konnte sich der Deutsche gleich in der ersten Runde einen beachtlichen Vorsprung von bis zu sieben Punkten herauskämpfen. Wer aber glaubte, dass der Aserbeidschaner innerlich aufgab, musste sich eines Besseren belehren lassen. Bis zum Schlussgong griff er an und suchte seine Chance. Am Ende holte sich Ali einen 24-zu-22-Sieg und hat damit schon eine Medaille sicher.   
Im Halbfinale ließ Ali dem Griechen Nikolaos Politis keine Chance. In der ersten Runde setzte er sich mit 4 zu 1 in Führung und kontrollierte danach den Kampf. Am Ende gewann er deutlich mit 16 zu 10 Punkten und steht damit als Finalteilnehmer fest.
Im Finale gegen den Russen Zhanat Iskakov musste Ali Adnan-Kerim ab der ersten Runde einen Rückstand aufholen. Da er ständig angriff, war er natürlich auch offen für Konter. Und die nutzte der Russe immer wieder. Zum Ende der zweiten Runde lag der Deutsche bereits mit 12 zu 2 zurück. Er versuchte zwar alles, unterlag am Ende aber mit 13 zu 4 Punkten. Trotzdem - Silbermedaille für Deutschland!

Jugend männlich bis 59 kg - Christos Pragalos
In der mit 29 Teilnehmern sehr stark besetzten Gewichtsklasse musste Christos Pragalos im ersten Kampf gegen Georgios Psachos aus Griechenland antreten. In dem über lange Strecken recht ausgeglichenen Kampf stand es nach der ersten Runde 3 zu 3. In der zweiten Runde konnte sich der Deutsche einen Punktevorsprung erkämpfen und ging mit 7 zu 5 Punkten in die Pause. Christos konnte seinen Vorsprung bis zum Schlussgong verteidigen, gewann am Ende mit 11 zu 9 Punkten gewinnen und steht jetzt im Achtelfinale. Dort trifft er auf Amin Badr aus Großbritannien.
Nach einer unentschiedenen ersten Runde und leichten Vorteilen in der zweite dachten viele, dass Christos Pragalos den Sieg gegen Amin Badr bereits in der Tasche hatte. Doch der 4-zu-3-Vorsprung war nicht so groß wie gedacht. Nach einem Paltung und einem Kopftreffer lag der Brite kurz vor dem Kampfende mit 8 zu 7 vorne. Buchstäblich in der letzten Sekunde konnte Christos noch einen Paltung anbringen - der dem Protest der gegnerischen Seite standhielt. Das Sudden Death in der vierten Runde konnte - leider - der Brite für sich entscheiden. 

Jugend männlich über 78 kg - Erol-Tarik Yorulmaz
In der mit 18 Teilnehmern besetzten Gewichtsklass muss Erol-Tarik Yorulmaz in seinem ersten Kampf gegen Michalis Charalambous aus Zypern antreten. In der ersten Runde lag der Deutsche mit 2 zu 1 in Führung, musste dann aber einen Kopftreffer einstecken und ging mit einem 2-zu-4-Rückstand in die Pause. Dort redete Coach Özer Güler energisch auf seinen Schützling ein. Es ist zwar nicht bekannt, was er ihm erklärte, aber es scheint geholfen zu haben. Denn danach konnte der Zypriote keinen einzigen Punkt mehr anbringen und unterlag am Ende vorzeitig mit 16 zu 4 Punkten.
Auch für Maamanatua Mu, seinem nächsten Gegner aus Frankreich, war der Kampf bereits nach der zweiten Runde zu Ende. Erol-Tarik gewann auch diesen Kampf vorzeitig, und zwar mit 15 zu 0 Punkten.
Im Halbfinale kam für Erol-Tarik Yorulmaz das Aus. Obwohl der Kampf gegen Jose Rodrigues aus Portugal über drei Runden hinweg im Großen und Ganzen ausgeglichen war, musste Erol-Tarik am Schluss eine 5-zu-3-Niederlage akzeptieren. Trotz der Niederlage darf er aber auf seine Bronzemedaille stolz und glücklich sein.

Text und Fotos:
Peter Bolz