Jugend- und Kampfrichterlehrgang in Oberhaching

Am letzten Mai-Wochenende fand in der Sportschule in Oberhaching, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von München, unter der Leitung von BTU-Jugendwart Salvadore Indelicato ein Jugendlehrgang statt. Unter den insgesamt 65 Teilnehmern aus acht bayerischen Vereinen befanden sich auch 27 italienische Gäste aus Neapel und der Toskana. 

Nachdem die Italiener bereits am Donnerstag in München ankamen, wurde der erste Tag für eine kleine Sightseeing-Tour durch München genutzt. Ab Freitag stand dann das gemeinsames Training auf dem Stundenplan.

Jin-Jing Jo
Jin-Jing Jo

Als Referenten standen Salvatore Indelicato neben Jin-Jing Jo vom KSC 04 Fürth auch noch Stewart Pooler, Spezialist für brasilianisches Ju Jutsu, sowie die beiden italienischen Trainer, Bruno Barberio und Pasquale Bellocchio, zur Verfügung. "Am Freitag und am Sonntag stand auch Abdullah Ünlübay als Trainer in der Sporthalle."

Am Samstag kamen 45 bayerische Kampfrichter in die Sportschule, um dort unter der Leitung von BTU-Kampfrichterobmann Abdullah Ünlübay an einem Kampfrichterpflichtlehrgang teilzunehmen. „Jedes Jahr werden zwei solcher Pflichtlehrgänge angeboten. Jeder bayerische Kampfrichter mit einer A-, B- oder C-Lizenz ist verpflichtet, jedes Jahr an einem dieser Lehrgänge teilzunehmen.“

Auch bei diesem Kampfrichterlehrgang stand zunächst die Theorie auf dem Stundenplan. „Dort werden neben allen Neuerungen im Regelwerk auch die Änderungen bei der Auslegung der Regeln angesprochen."

Abdullah Ünlübay
Abdullah Ünlübay

Nach der Theorie trafen sich alle Teilnehmer in die Sporthalle, um dort gemeinsam das richtige Verhalten auf der Kampffläche und die richtigen Handgestiken einzustudieren - und das ist nicht so einfach, wie viele meinen.

Aus der Sicht von Abdullah Ünlübay werden an jeden Kampfrichter enorm hohe Anforderungen gestellt. Während des Zweikampfs müssen zwei der drei Kampfrichter – selbstverständlich unter Beachtung des Regelwerks - innerhalb von eineinhalb Sekunden die Punkte drücken. Als Kampfleiter sollen sie einen Kampf souverän führen, jederzeit die richtige Entscheidung treffen und dann diese sofort mit der korrekten Handgestik anzeigen. „Um diese Anforderungen zu erfüllen, braucht man eine gesunde Portion  Selbstbewusstsein. Außerdem muss man sehr viel üben!“ 

Um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, alle Anforderungen unter praxisnahen Bedingungen einzustudieren, wurde in der Sporthalle eine Kampffläche mit einem kompletten Drückersystem aufgebaut. Während eine Gruppe alle Anforderungen an der Fläche übten, standen die Teilnehmer der beiden anderen Gruppen vor aufgebauten Monitoren, und übten dort die Handzeichen ein. Jedes Mal, wenn ein neues Foto auf dem Bildschirm erschien, mussten alle Kampfrichter die korrekten Handzeichen machen, die in der jeweiligen Situation gefordert wurde.  

Im bayerischen Team startete übrigens Kosta Konstantinidis, Mitglied des deutschen Nationalkaders, der seinen Kampf sozusagen mit angezogener Handbremse durchzog. Es gab bei den Senioren aber auch die gewöhnungsbedürftige Begegnung zwischen "Jadranka" und "Stefano", also Frau gegen Mann.   

Es versteht sich von selbst, dass die Wettkämpfe - unter den gestrengen Augen von Abdullah Ünlübay - von den Lehrgangskampfrichtern geleitet wurden. "Für die Kampfrichter war es natürlich ideal, dass sie zum Abschluss ihrer Ausbildung einen Wettkampf unter echten Rahmenbedingungen leiten durften."

Am Nachmittag wurden dann insgesamt 20 Freundschaftskämpfe ausgetragen. Die Zusammenstellung der bayerisch-italienischen Kampfpaarungen wurde in enger Absprache zwischen Bruno Barberio und Salvatore Indelicato festgelegt. Da die Kämpfe "freundschaftlich" ausgetragen werden sollten, wurde vereinbart, dass alle Techniken zum Kopf strikt verboten sind. "Schließlich ging es in erster Linie nicht um den Sieg, sondern um die Möglichkeit, dass eigene Können auf der Kampffläche auszuprobieren."

Für die meisten Wettkämpfer war der Gang auf die Kampffläche eine große Mutprobe. Ähnlich dürfte es wohl auch bei Ralf Arld gewesen sein, der sich als Betreuer zur Verfügung stellte. Auch für den 45-Jährige Architekt aus Schwabach fand sein Heimtrainer Salvatore Indelicato bei den Italienern einen würdigen Gegner. Trotz anfänglicher Bedenken wegen einer Fußverletzung konnte sich Ralf gegen seinen zehn Jahre jüngeren Gegner mit einem deutlichen Punktevorsprung durchsetzen.

Nach den Wettkämpfen stellten einige der Referenten noch ein kleines Showprogramm auf die Beine - und wurden von den Teilnehmern dafür mit besonders viel Beifall belohnt.

Am Sonntag ging der Lehrgang nach einem Abschlusstraining und einem Mittagessen zu Ende. Für Salvatore Indelicato war auch dieser Lehrgang wieder ein voller Erfolg. Übrigens, eine Gegeneinladung nach Italien liegt auch bereits vor. "Die Einladung werden wir natürlich annehmen. Der Termin steht allerdings noch nicht fest."

Text und Fotos:
Peter Bolz

 

Fotogalerie (Fotos von Peter Bolz)