BBS-Schulleiter Dr. Harald Schmidt in den Ruhestand verabschiedet

Dr. Harald Schmidt (BBS-Schuldirektor)

Schüler der Bertolt-Brecht-Schüler vom Schuljahr 2007/2008

BBS-Lehrerkollegium mit Reiner Hofer und Trainer Nurettin Yilmaz

Dr. Harald Schmidt, der langjährige Leiter der Nürnberger Bertolt-Brecht-Schule – eine von vier Eliteschulen des Sports in Bayern – wurde am 16. Februar 2023 hochoffiziell in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.  

An der Verabschiedung, für die in der Aula der neu errichteten Schule ein feierlicher Rahmen aufgebaut wurde, nahmen neben zahlreichen Zuschauern auch viele bayerische und lokale Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Schule und Sport teil. Unter den prominenten Gästen befand sich unter anderem Ministerialrat Matthias Lorenz vom Bayerischen Kultusministerium sowie Karl Freller, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König und Cornelia Trinkl, die Referatsleiterin für Schule und Sport bei der Stadt Nürnberg. Selbstverständlich war auch Dr. Thomas Krapf, der neue Schulleiter der Bertolt-Brecht-Schule, unter den Gästen.

Das bayerische Taekwondo wurde bei diesem feierlichen Anlass von den beiden bayerischen Vizepräsidenten Hasim Celik und Georg Streif sowie und BTU-Ehrenpräsident Reiner Hofer würdig vertreten. Unter den Ehrengästen befanden sich auch Sergej Kolb (Bundestrainer-Bundeswehr) und Assistenz-Landestrainer Aykut Yilmaz, die bei der Abschiedsfeier mit Taekwondo-Schülern der Bertolt-Brecht-Schule eine Taekwondo-Demonstration präsentierten – für die es viel Beifall gab.

Die Redner und Rednerinnen waren voll des Lobes, was das langjährige souveräne und vielseitig orientierte Wirken als Schulleiter der Bertolt-Brecht-Eliteschule des Sports betraf. Unisono waren sich alle Redner einig, dass Dr. Harald Schmidt aus der Bertolt-Brecht-Schule eine Vorzeigeschule „Schule und Sport“ geschaffen hat, die in Deutschland in einer mit hohem Respekt verbundene Anerkennung geschätzt wird.  

Für Dr. Harald Schmidt war die Schule nicht nur eine Institution des Vermittelns von Lehrplänen. Vielmehr legte er auch großen Wert darauf, den Schülerinnen und Schülern innere Werte zu vermitteln. Aufgrund seiner Persönlichkeit und seines erfolgreichen Wirkens über die Grenzen Bayerns hinaus, sei der scheidende Schuldirektor – auch nach seiner Pensionierung – ein gern gesehener Gast, der überall herzlich Willkommen sei. Mehr Lob und Anerkennung gibt es einfach nicht.

Auch wir als Bayerische Taekwondo Union bedanken uns bei ihm und wünschen ihm eine friedvolle, erholsame und schöne Ruhestandszeit.


Die enge Zusammenarbeit zwischen der Bertolt-Brecht-Schule und der Bayerischen Taekwondo Union begann vor 16 Jahren mit ersten Gesprächen zwischen dem BBS-Schulleiter Dr. Schmidt und dem damaligen BTU-Präsidenten Reiner Hofer. Im Gespräch mit Peter Bolz erklärt Reiner Hofer, wie die bayerische Erfolgsgeschichte mit der Bertolt-Brecht-Schule überhaupt möglich wurde.

BTU:
Wie kam es denn zur Zusammenarbeit zwischen der Bertolt-Brecht-Schule und der Bayerischen Taekwondo Union?

Reiner Hofer:
Da muss ich nun etwas ausholen. Den Grundstein für den Einstieg mit unseren jungen Sportlerinnen und Sportlern in Leistungssportklassen bei der Bertolt-Brecht-Partnerschule des Sports legte die damals talentierte 16-jährige Sümeyye Gülec. Landestrainer Özer teilte mir im Jahre 2006 telefonisch mit, dass sich seine Nichte als erste bayerische Sportlerin für die olympischen Sommerspiele in Peking qualifiziert habe. Aus der Sicht von Özer bereitete sich Sümeyye intensiv auf die Olympischen Spiele vor und vernachlässigte dabei ihre schulische Weiterbildung.

BTU:
Dieses Problem hatten damals viele talentierte Wettkämpferinnen und Wettkämpfer. Gab es eine Lösung für dieses Problem?

Reiner Hofer:
Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie man für so ein wichtiges Thema eine sinnvolle Lösung finden kann. Schließlich betraf dieses Problem ja nicht nur Sümeyye, sondern viele Kaderathleten, die viel trainieren und für die Teilnahmen bei Meisterschaften immer auf die Unterstützung der Schule angewiesen sind.

Um eine generelle Lösung zu finden, fuhr ich mit dem ICE nach Nürnberg und informierte mich vor Ort beim Leiter des Olympia-Leistungszentrums Nord/Fürth. Bei diesem Gespräch wurde auch erwähnt, dass möglicherweise die Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg als Partnerschule des Sports hilfreich sein könnte. Es kam dann schnell zu den ersten Treffen mit BBS-Schuldirektor Dr. Harald Schmidt und den Schulkoordinatoren der Schule.

BTU:
Konnte für Sümeyye eine Lösung gefunden werden?

Reiner Hofer:
Ein Wechsel in die Bertolt-Brecht-Schule war leider nicht möglich, da bei Sümeyye die Voraussetzungen als Seiteneinsteigerin nicht gegeben waren. Am Ende gab es aber die Alternative, Sümeyye in die Bundeswehr-Sportfördergruppe aufzunehmen.

BTU:
Wurde bei diesen Gesprächen mit dem Schuldirektor Dr. Harald Schmidt die Basis für eine engere Zusammenarbeit mit der Bertolt-Brecht-Schule gelegt?

Reiner Hofer:
Ja, genau so war es. Bei diesen Gesprächen wurde mir klar, dass die Bertolt-Brecht-Schule für unsere jugendlichen Kaderathleten ein Konzept anbietet, mit dem man die schulischen Anforderungen und den Leistungssport unter einen Hut bringen kann.

Bei den vielen Gesprächen, die ich mit dem Schuldirektor Dr. Schmidt führte, ging es um die Frage, ob auch die Sportart Taekwondo in die Bertolt-Brecht-Schule aufgenommen und gefördert werden könne. Vor allem das letzte Sondierungs-Meeting am 25.01.2007 verlief schließlich positiv, Taekwondo bekam den Zuschlag für eine offizielle Zusammenarbeit.

Junge Taekwondo-Talente, die in die Bertolt-Brecht-Schule wechselten, waren schnell gefunden. Nachdem die Ziele „Schule und Sport“ abgesteckt waren und mit Nurettin Yilmaz ein hoch qualifizierter Landestrainer für den Schulsport gefunden werden konnte, wurde das sportliche Konzept ab dem Schuljahr 2007/2008 umgesetzt.

In den weiteren Jahren waren im Durchschnitt stets 25 bis 28 Sportlerinnen und Sportler in den Leistungssportklassen der Eliteschule. Dieses Gelingen ist für den organisierten Taekwondo-Sport in Deutschland und insbesondere für Bayern, das Aushängeschild für die Vereinbarkeit „Schule und Sport“ geworden.

BTU:
Lief von Anfang an alles reibungslos oder gab es Probleme, mit denen vorher nicht gerechnet werden konnte?

Reiner Hofer:
Ehrlich gesagt war ich selbst erstaunt, dass vom ersten Tag an alles so umgesetzt werden konnte, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir haben allen Schülerinnen und Schülern erklärt, dass sie nur im BBS-Kader bleiben können, wenn ihre schulischen Leistungen stimmen und sie sich einwandfrei benehmen. Nachdem Landestrainer Nurettin Yilmaz und ich immer im engen Kontakt zu den Lehrern stand, gab es im Großen und Ganzen keine Probleme.

Als Sportfachverband war es unser Ziel, als verlässlicher Partner kooperativ mit der gesamten Lehrerschaft, voran Dr. Harald Schmidt und den Koordinatoren der BBS, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Bei Problemen ist meist eine tragbare Lösung gefunden worden. Für Schülerinnen und Schüler galt, den sportlichen und schulischen Erfolg zu wollen und mitzutragen. Die Schule war schwerpunktmäßig natürlich „Vermittler“ von Kenntnissen, die benotet werden konnten, aber auch immer bemüht, Tugenden wie Fairness, das Miteinander etc. zu vermitteln, die für das zukünftige Leben sehr wichtig sind, gerade in unserer heutigen Zeit.

BTU:
Wie haben sich denn die sportlichen Erfolge entwickelt, war da eine Steigerung bemerkbar?

Reiner Hofer:
Obwohl das niemand erwartet hatte, haben sich die sportlichen Erfolge eigentlich sehr schnell eingestellt. Nur ein Beispiel. Bei der Deutschen Meisterschaft 2009 gingen elf Schülerinnen und Schüler der Bertolt-Brecht-Schule an den Start. Am Ende gewann jeder eine Medaille, fünf von ihnen wurden Deutsche Meister.

Die Liste von BBS-Schülern die bei Welt- und Europameisterschaften auf dem Siegertreppchen standen, ist riesig. Zu nennen wären beispielsweise Tahir Gülec, der 2013 Weltmeister wurde, seine Schwester Rabia, die ebenfalls 2013 WM-Bronze gewann, Antonia Katheder, die bei den olympischen Jugendspielen 2010 die Silbermedaille gewann, oder auch Orcun Öztürk, der Jugend-Europameister von 2019. Besonders gefreut habe ich mich für Hasim Celik, der 2013 in Lausanne die Para-Weltmeisterschaft gewinnen konnte.  Übrigens, Hasim war der erste TKD`ler, der an der Bertolt-Brecht-Schule sein Abitur abgelegt hatte.

BTU:
Das Taekwondo-Leistungszentrum in Nürnberg wurde auf dem Schulgelände der Bertolt-Brecht-Schule gebaut. Wie kam es denn dazu?

Reiner Hofer:
Wegen unseren Schülern in der Bertolt-Brecht-Schule stand ich eigentlich ständig im Austausch mit Dr. Harald Schmidt. Bei einem unserer Gespräche habe ich erwähnt, dass unser Verband froh wäre, wenn wir auch ein eigenes Leistungszentrum hätten, wie dies bei anderen Verbänden der Fall war. Das Thema wurde danach zwischen uns immer wieder mal angesprochen, allerdings eher im Small-Talk.

Irgendwann erklärte Dr. Schmidt, dass man so ein Leistungszentrum doch auf einem Teil des Schulgeländes der Bertolt-Brecht-Schule bauen könnte. Er hat dann die ersten Gespräche mit dem Nürnberger Bürgermeister, Dr. Clemens Gsell, geführt und vermittelt. Nachdem von der Stadt Nürnberg für den Bau eines Leistungszentrums grünes Licht kam, ging alles sehr schnell. Die unzähligen Gespräche mit dem Architekturbüro und der Bauleitung führte dann erfolgreich Georg Streif. Eingebunden war stets die Deutsche Taekwondo Union, vertreten durch Vizepräsident Gerd Kohlhofer.

BTU:
Heißt das mit anderen Worten, dass der BBS-Schuldirektor Dr. Harald Schmidt einen erheblichen Anteil daran hat, dass Taekwondo jetzt ein eigenes Leistungszentrum hat?

Reiner Hofer:
Ja, davon bin ich fest überzeugt. Im Nachhinein kann ich sagen, die Chemie zwischen Dr. Schmidt und mir hat von Anfang an einfach gestimmt. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden, jeder konnte sich auf das Wort des anderen verlassen.  

Natürlich spielte auch die gute Arbeit von Landestrainer Nurettin Yilmaz eine wichtige Rolle. Die sportlichen Erfolge „seiner“ BBS-Schüler waren ein gewichtiges Argument, dass sich die Stadt Nürnberg für das Projekt stark machte und gemeinsam mit dem Bayerischen Kultusministerium und der Sparkasse Nürnberg den Neubau des Leistungszentrums möglich machten. Wichtig war auch die Unterstützung von Harald Stempfer, der in seiner Funktion als Vizepräsident des BLSV für den Leistungssport, den Neubau aktiv befürwortete.

Der olympische Taekwondosport hat Dr. Harald Schmidt sehr viel zu verdanken. Auch heute werden viele Medaillen bei den großen Meisterschaften von Sportlerinnen und Sportlern aus bayerischen Vereinen gewonnen. Viele von ihnen trainieren in der Bertolt-Brecht-Schule oder im Leistungszentrum.

BTU:
Sind nach der Verabschiedung von Dr. Harald Schmidt irgendwelche Änderungen in Sachen Taekwondo und Bertolt-Brecht-Schule im Gespräch?

Reiner Hofer:
Nein, das ist nicht der Fall. In Gesprächen mit Ministerialrat Matthias Lorenz vom Kultusministerium sowie mit Dr. Thomas Krapf, dem neuen Schulleiter der Bertolt-Brecht-Schule und Cornelia Trinkl, der Referentin für Schule und Sport der Stadt Nürnberg, wird Taekwondo in der Schule auch weiterhin ein hohes Ansehen genießen und jederzeit Unterstützung finden.

BTU:
Vielen Dank für das Gespräch.