Drei Tage lang wurde in der „Ranko Zeravica Sports Hall“ in Belgrad / Serbien die Europameisterschaft für die Kadetten (U15) ausgetragen. In Serbien gingen 424 Teilnehmer und Teilnehmerinnen an den Start, die zum Teil über ihre nationalen Verbände nominiert wurden oder sich über eine Platzierung beim PresidentsCup, bei den Multi European Games oder den European Clubs Championships das Anrecht auf einen Startplatz erkämpfen konnten.
Auch bei dieser Europameisterschaft wurden die Teilnehmer bei den männlichen und weiblichen Kadetten in Größenklassen eingeteilt. Außerdem durften die Wettkämpfer aus Russland und Weißrussland an den Start gehen.
Eine rein deutsche Besonderheit gab es hinsichtlich der Nominierung und Betreuung des deutschen Nationalkaders. Da die Durchführung von Kadetten-Meisterschaften nicht über Fördergelder durchgeführt werden darf, musste die Finanzierung von den Landesverbände übernommen werden. Im Endeffekt wurde von Bundestrainer Boris Winkler in Zusammenarbeit mit dem DTU-Leistungsausschuss festgelegt, von welchen Kaderathleten und -athletinnen die Kriterien für eine Nominierung erfüllt wurden. Die Landesverbände mussten dann selbst entscheiden, ob eine Euro-Teilnahme für ihre Kadetten ermöglicht werden kann.
Nachdem die Finanzierung der Teilnahmen von den Landesverbänden übernommen werden musste, waren die Verbände nicht nur für die Flug- und Hotelbuchung zuständig, sondern auch für das Coaching ihrer Wettkämpfer. Bei einigen Verbänden wurde diese Aufgaben von den Landestrainern übernommen, in einigen Fällen reisten aber auch die Heimtrainer nach Serbien. Alle Trainer wurden von Bundestrainer Winkler unterstützt.
Aus Deutschland gingen in Belgrad mit zwanzig Teilnehmern an den Start. Unter ihnen waren auch fünf Kaderathleten aus bayerischen Vereinen. Neben den beiden Landestrainern Özer Gülec und Demirhan Aydin waren auch noch die beiden Vereinstrainer Daniel Wolf und Bernhard Bruckbauer vor Ort.
Am ersten Wettkampftag konnte sich Anna Klein (TV Altmannstein) in der mit 21 Teilnehmerinnen besetzten Klasse bis 156 cm mit zwei gewonnenen Runden gegen die WM-Teilnehmerin Aleksandra Dimova aus Bulgarien durchsetzen. Nach einem weiteren Zwei-Runden-Sieg gegen Eleni Aslanoglou (Griechenland) stand Anna Klein im Halbfinale. Dort unterlag sie knapp mit 1 zu 2 Runden gegen Didar Efsa Karayel, der späteren Europameisterin aus der Türkei. Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Bronzemedaille.
Keinen guten Start erwischte Christos Nitsas vom TSV 1865 Dachau, der als amtierender Vizeweltmeister in der Klasse bis 164 cm an den Start ging und aufgrund seiner bisherigen Erfolge als Topfavorit für den Europameistertitel gehandelt wurde. In Belgrad fand der junge Dachauer, der mit einem großen Erfolgsdruck zurechtkommen musste, nicht zu seinem gewohnten Kampfstil und verlor die Begegnung mit 1 zu 2 Runden.
In der mit 31 Teilnehmerinnen besetzten Klasse weiblich bis 164 cm musste Wend-Nongdo Yanna (Taekwondo Özer Nürnberg) im Auftaktkampf gegen die bis dahin amtierende Europameisterin Sofiia Hinic aus Kroatien antreten. Die zweifache deutsche Meisterin aus Nürnberg verlor den Kampf mit zwei Runden.
In der Klasse über 180 cm musste Marius Henri Wolf (Wolf Taekwondo Vöhringen), der von seinem Vater Daniel gecoacht wurde, gleich im ersten Kampf gegen Jovan Aleksic aus Serbien eine 2-zu-0-Niederlage akzeptieren.
Am dritten und letzten Wettkampftag konnte sich Emilia Laura Rucinski (TSV 1865 Dachau) in der Klasse bis 172 cm mit zwei Runden gegen Fatima Hasanova aus Aserbeidschan durchsetzen. Im Viertelfinale musste die Dachauerin gegen Paula Mora Dominguez, Drittplatzierte bei der Weltmeisterschaft 2023, auf die Kampffläche. In einem ausgeglichenen Kampf konnte sich Emilia mit 2 zu 1 Runden durchsetzen – und sich einen Platz auf dem Siegertreppchen sichern. Beim Kampf um den Einzug ins Finale unterlag Emilia Rucinski nach zwei Runden. Herzlichen Glückwunsch zur gewonnenen Bronzemedaille!
Mit insgesamt vier gewonnenen Bronzemedaillen - Hilal Ayar und Maria Koukousoudi, beide von der TUNRW, erkämpften sich ebenfalls dritte Plätze – war die Medaillenausbeute für Deutschland größer aus in den letzten Jahren. So richtig zufrieden klang Bundestrainer Boris Winkler aber trotzdem nicht. „Vom Potential her waren ein oder zwei Finalteilnahmen möglich. Wenn man aber die Anzahl der gewonnenen Medaillen betrachtet, waren wir dieses Mal erfolgreicher als in den letzten Jahren.“
Text: Peter Bolz
Fotos: Facebook