Europameisterschaft 2018 in Kazan / Russland

Vom 10. bis 13. Mai 2018 wurde in Kazan (Russland) in der Sporthalle „Ak Bars“ die 22. Europameisterschaft der Senioren ausgetragen. In den jeweils acht Gewichtsklassen bei den Damen und Herren gingen insgesamt 346 Teilnehmer auf die Kampffläche.

Das deutsche Nationalteam reiste mit einer komplett besetzten Mannschaft nach Kazan, darunter auch elf Kadermitglieder aus bayerischen Vereinen. Allerdings konnte Anna-Lena Frömming, die sich während der German Open 2018 in Hamburg eine Verletzung zuzog, wegen ihrer körperlichen Verfassung nicht an den Start gehen. Genaueres ist nicht bekannt.

Das deutsche Damenteam wurde von der Bundestrainerin Yeon-Ji KIM betreut und das Herrenteam von Bundestrainer Georg Streif. Beide wurden von den Disziplin-Bundestrainern Dong-Eon LEE, Özer GÜLEC, Boris WINKLER und Sergej KOLB, dem Bundestrainer (Bundeswehr), unterstützt. Als Head of Team war Holger Wunderlich für alles Organisatorische verantwortlich.

Die medizinische Betreuung lag in den Händen von Dr. Christian BÄUML. Als Physiotherapeut kümmerte sich Ralf HEMKEN um das körperliche Wohl der deutschen Kaderathleten.

Vom Präsidium der Deutschen Taekwondo Union war neben dem Präsidenten Stefan Klawiter auch Vizepräsident Gerd Kohlhofer und Generalsekretär Andreas Rahn in Kazan, um das deutsche Team zu unterstützen und die Belange der DTU vor Ort zu vertreten.

An jedem der vier Wettkampftage wurden auf vier Kampfflächen jeweils zwei Gewichtsklassen bei den Damen und den Herren durchgekämpft. Die Finalkämpfe wurden sowohl vom russischen als auch vom türkischen Fernsehen live übertragen Die Siegerehrungen wurde an allen vier Wettkampftagen pünktlich um 17 Uhr begonnen, da die vom russischen und vom türkischen Fernsehen live übertragen wurden.

Mit drei gewonnenen Bronzemedaillen – Rabia Bachmann und Madeline Folgmann bei den Damen und Alexander Bachmann bei den Herren – wurde vom deutschen Nationalteam das angestrebte Minimalziel erreicht.

Nachfolgend die "bayerischen" Wettkämpfe im Einzelnen:

Damenklasse bis 49 kg
In der mit 18 Teilnehmerinnen besetzten Klasse gewann Ela AYDIN ihren ersten Kampf gegen Maddison MOORE aus Großbritannien mit 8 zu 6 Punkten. Im Achtelfinale unterlag die Sportsoldatin gegen Kristina TOMIC, der späteren Europameisterin mit 5 zu 17 Punkten.

Damen bis 62 kg
Im Achtelfinale musste Rabia BACHMANN, vielen besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Rabia Gülec, gegen Ivana BABIC aus Kroatien antreten. In der ersten Runde ging die Kroatin in fünf Punkten in Führung. Zwei Runden lang startete die Sportsoldatin eine Aufholjagd - und konnte mit dem Schlussgong den entscheidenden Paltung zum 6-zu-5-Sieg anbringen.

Im Viertelfinale gegen Yulia TURUTINA aus Russland lag Rabia lange Zeit knapp in Führung. Kurz vor Ende der dritten Runde schaffte die Russin einen 7-zu-7-Ausgleich. Der Golden Point ging dann aber an Rabia, die sich damit schon mal einen Platz auf den Siegertreppchen sicherte.

Im Halbfinale hatte es Rabia mit Irem YAMAN, der Weltmeisterin 2015 und 3-fachen Europameisterin aus der Türkei, zu tun. Nach drei Runden gewann die Türkin den Einzug ins Finale mit 0 zu 8 Punkten. Das hohe Resultat täuscht ein wenig, denn während der gesamten drei Runden war der Kampf relativ ausgeglichen. Ein ganz leichter Kopftreffer und mehrere Verwarnungen besiegelten am Ende die Niederlage von Rabia. Trotzdem, herzlichen Glückwunsch zur Bronzemedaille!

Damen bis 67 kg
Vanessa KÖRNDL musste in ihrer mit 18 Teilnehmern besetzten Damenklasse gegen Tetiana TETEREVIATNYKOVA aus der Ukraine antreten. In den ersten zwei Runden verlief der Kampf relativ ausgeglichen. In der letzten Runde drehte die Deutsche dann auf und gewann am Ende mit 7 zu 0 Punkten.

Im Viertelfinale kam für Vanessa KÖRNDL das vorzeitige Aus. Wie erwartet, musste die Deutsche im Viertelfinale gegen Nur TATAR, der amtierenden Weltmeisterin und Vizeweltmeisterin 2015 aus der Türkei, antreten. Nach der ersten Runde lag die Türkin mit acht Punkten in Führung. In der dritten Runde gewann die Türkin vorzeitig mit 20 zu 0 Punkten.

Damen bis 73 kg
Gleich im ersten Kampf musste Alema HADZIC in der mit 18 Teilnehmerinnen besetzten Gewichtsklasse gegen ihre Teamkameradin Yanna SCHNEIDER - die sich mit einem dritten Platz beim letzten Presidents Cup in Athen nachträglich für die Europameisterschaft nominieren konnte - antreten. Das deutsch-deutsche Duell konnte sich Nürnbergerin Alema HADZIC nach drei Runden relativ deutlich mit 11 zu 3 Punkten für sich entscheiden.

Im Viertelfinale musste Alema gegen Arina ZHIVOTKOVA aus Russland antreten. Bereits in der ersten Runde zeigte sich, dass die Russin sehr gut auf die Deutsche eingestellt war und ebenfalls viel mit dem vorderen Bein kämpfte. Zwei Runden lang war der Kampf recht ausgeglichen. In der dritten Runde konnte die Russin einen Treffer anbringen. Alema versuchte ihr Glück im Dauerangriff, verlor am Ende aber mit 5 zu 10 Punkten.

Damen über 73 kg
In der mit 14 Teilnehmerinnen besetzten Klasse kam für Lorena BRANDL das vorzeitige Aus bereits nach dem ersten Kampf. In dem drei Runden lang recht ausgeglichenen Kampf musste die Sportsoldatin gegen Sude BULUT aus der Türkei eine 5-zu8-Niederlage akzeptieren.

Herren bis 54 kg
In der mit 20 Teilnehmern besetzten Klasse bis 54 kg gewann Hüseyin-Alperen CANAN seinen ersten Kampf gegen Antreas GIANNAKOU aus Zypern vorzeitig mit 32 zu 3 Punkten.

Im Achtelfinale gegen Martijn WILLEMSEN aus Belgien wurde Hüseyin zehn Mal verwarnt und verlor die Begegnung vorzeitig mit 23 zu 35 Punkten.

Herren bis 58 kg
In der mit 26 Teilnehmern besetzten Herrenklasse bis 58 kg unterlag Abdullatif SEZGIN, Mitglied der Sportkompanie in Sonthofen, im ersten Kampf gegen Emircan TURAN aus der Türkei knapp mit 10 zu 12 Punkten. Der Türke konnte seinen Siegtreffer in der letzten Sekunde anbringen.

Herren bis 63 kg
Im ersten Kampf musste Mehmet YORULMAZ in der mit 29 Teilnehmern besetzten Klasse gegen Pavel ANDRIENKO aus Russland, dem U21-Europameister 2016 und Gewinner des PresidentsCup 2018, antreten. In dem engen und ausgeglichenen Kampf konnte sich der Nürnberger am Ende knapp mit 22 zu 21 Punkten durchsetzen.

Im Achtelfinale gegen Jaouad ACHAB, Weltmeister 2015 und zweifachen Europameister aus Belgien, musste Mehmet eine 6-zu-21-Niederlage akzeptieren. 

Herren bis 68 kg
Für Malik GÜLEC kam das vorzeitige Aus bereits nach dem ersten Kampf. In der mit 32 Teilnehmern besetzten Klasse musste der Nürnberger Sportsoldat gegen Christian McNEISH, dem US-Open Sieger 2018 aus Großbritannien, antreten. In allen drei Runden dominierte der Brite, der den Kampf vorzeitig mit 22 zu 0 Punkten für sich entscheiden konnte und sich am Ende auch noch den Europameistertitel holte.

Herren bis 80 kg
Auch Tahir GÜLEC hatte 28 Teilnehmer in seiner Gewichtsklasse. Im ersten Kampf musste der Nürnberger gegen Davide BORGAGNI aus San Marino auf die Kampffläche. Nach zwei Runden gewann Tahir vorzeitig mit 30 zu 0 Punkten.

Im Achtelfinale gegen Denys VORONOVSKYY aus der Ukraine sah es bis zum Ende der dritten Runde recht gut für den Sportsoldaten aus. In dem relativ ausgeglichenen Kampf stand es kurz vor dem Kampfende noch 7 zu 7. Kurz darauf ging der Ukrainer mit einem Paltung in Führung. Am Ende unterlag Tahir knapp mit 8 zu 9 Punkten.

Statement Georg Streif, Bundestrainer Herren:
„Da klar war, dass der neue Modus für die starken Nationen mehr Startplätze einbringen wird, haben wir uns besonders darauf vorbereitet und zum Jahresanfang zahlreiche Kadermaßnahmen und Turniere bestritten. Zwei Titel bei der Club-Europameisterschaft in der Türkei ließ einige Hoffnungen aufkommen.

Wir konnten mit Testreihen zum Beginn und Ende der Aufbauphase eine gute Verbesserung erreichen. Leider konnten wir trotz dieser Leistungssteigerungen in Kazan nicht mehr als eine Bronzemedaille, ein Viertelfinale und sechs gewonnen Kämpfe erreichen.

Bei einigen recht jungen Kämpfern, die erstmalig bei einer Europameisterschaft teilgenommen haben, war die Nervosität noch nicht ideal bewältigt. Wir werden nun die Euro im Detail weiter analysieren und bei der nächsten Kadermaßnahme bekannte Defizite schnellstmöglich angehen. Darüber hinaus will ich die Zusammenarbeit mit den Stützpunkten weiter forcieren und Absprachen in allen Bereichen treffen.

Ich bedanke mich bei allen die hier unterstützen. Der Weg bis Tokio wird schwer. Aber wir scheuen ihn nicht.“ 

Text und Fotos:
Peter Bolz