Extra Europameisterschaft in Bari / Italien

Ela Aydin und DTU-Präsident Stefan Klawiter

Lorena Brandl

Lorena Brandl und DTU-Präsident Stefan Klawiter

Siegerehrung Damen über 67 kg mit Lorean Brandl

Anna-Lena Frömming

Hasim Celik

Vom 1. bis 3 November 2019 wurde in Bari/Italien die vom europäischen Verband WTE neu ins Leben gerufene „Extra Europameisterschaft“ ausgetragen. Gekämpft wurde neben den vier olympischen Gewichtsklassen auch in der Damenklasse bis 53 kg und der Herrenklasse bis 63 kg. 

Bei der Extra-Europameisterschaft handelt es sich quasi um ein Ersatzturnier für die European Games, die bereits im Juni 2019 in Minsk/Weißrussland stattfanden. In Europa wurden die European Games zum ersten Mal im Jahr 2015 veranstaltet. In Afrika, Asien und Pan Amerika gibt es diese „kontinentalen Olympischen Spiele“ bereits seit den 80-iger Jahren, im Pazifik seit 1995.

Die diesjährigen European Games standen für die Organisatoren unter keinem guten Stern. Die Games wurden zunächst an Holland vergeben. Wenige Tage später zog Holland die Zusage wieder zurück. Von Russland, die nach dem Rückzug von Holland als Favorit für die Austragung galten, wurde die Bewerbung ebenfalls zurückgezogen. Erst im Oktober 2016 gab das Europäische Olympische Komitee den Zuschlag als Ausrichter der zweiten European Games an Minsk in Weißrussland. 

Aus nicht bekannten Gründen war Taekwondo nicht auf der Liste der dort ausgetragenen Sportarten. Neben Taekwondo ereilte auch Sportarten wie Fechten, Schwimmen, Volleyball und Wasserspringen das gleiche Schicksal.

Die kontinentalen Games wurden vom Weltverband als G4-Turnier eingestuft. Dies bedeutet, dass die Goldmedaillengewinner 40 Rankingpunkte für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen erhalten und die nachfolgend Platzierten jeweils sechzig Prozent vom Vorplatzierten. Um die Ausgewogenheit des Rankingsystems weiter zu gewährleisten, kreierte der europäische Verband WTE die Extra-Europameisterschaft.

Übrigens, Europa war der erste Kontinent, in dem das Rankingsystem bei Turnieren eingeführt wurde. Weltweit wurde zum ersten Mal bei der Europameisterschaft 2012 in allen Gewichtsklassen nach dem Rankingsystem der von Peter BOLZ (dem Autor dieses Artikels) gegründeten TaekwondoData die besten acht in jeder Gewichtsklasse gesetzt.

Mit Stolz hat Peter BOLZ zur Kenntnis genommen, dass der Weltverband vom Seeding System ganz offensichtlich so begeistert war, dass er einige Jahre später ein eigenes Ranking mit einem anderen Berechnungsmodus entwickelte. Erst seit 2017 werden die Wettkämpfer bei allen G-Turnieren gesetzt.

Das deutsche Nationalteam reiste mit sieben Kadermitgliedern nach Bari, vier davon aus bayerischen Vereinen.

Am ersten Wettkampftag konnte sich Ela AYDIN in der Damenklasse bis 49 kg mit Siegen gegen Ukraine und Kroatien ins Halbfinale vorkämpfen. Dort bezwang sie dann auch noch Elizaveta RYADNINSKAYA, die Jugend-Olympiasiegerin aus Russland, mit 15 zu 10 Punkten. Im Finale gegen Rukiye YILDIRIM, dreifache Europameisterin und 24-fache Open-Tournament-Siegerin, musste die Dachauerin zwar eine Niederlage akzeptieren, bekam aber für ihren zweiten Platz die Silbermedaille und zusätzlich auch noch wichtige 24 Rankingpunkte gutgeschrieben.

Iordanis Konstantinidis verlor in der Herrenklasse bis 63 kg seinen Auftaktkampf gegen Ungarn mit 10 zu 18 Punkten.

In der Damenklasse bis 57 kg kam Anna-Lena FRÖMMING nach Siegen gegen Ungarn und Italien ins Viertelfinale. Dort unterlag sie dann denkbar knapp mit 4 zu 5 Punkten gegen Marta CALVO GOMEZ aus Spanien.

Für Lorena BRANDL lief an diesem Tag in der Damenklasse über 67 kg alles nach Maß. Im Auftaktkampf konnte sie sich mit 18 zu 14 Punkten gegen Alexandra KOWALCZUK, der amtierenden Europameisterin aus Polen durchsetzen. Nach diesem Sieg bezwang die Sportsoldatin auch noch Nafia KUS, die Weltranglistenvierte aus der Türkei. Im Finale gegen Bianca WALKDEN, 3-fache Weltmeisterin aus Großbritannien, hatte Lorena das Nachsehen. Ihre Ausbeute kann sich aber sehen lassen: Vizeeuropameistertitel, Silbermedaille und 24 Rankingpunkte.

Für Hasim Celik, der bei den zeitgleich ausgetragenen European Open Para Championships in der mit 22 Teilnehmern besetzten Herrenklasse K44 über 75 kg an den Start ging, lief es nicht ganz so gut. Bereits im Auftaktkampf gegen Kasachstan, den er in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft bereits knapp bezwingen konnte, musste er eine schmerzhafte 9-zu-24-Niederlage einstecken. „Natürlich bin ich enttäuscht. Aber so ist das im Hochleistungssport, wenn’s nicht läuft, dann läufts halt manchmal nicht,“ analysierte Hasim Celik seine Niederlage.

Von der Niederlage lässt sich Hasim nicht unterkriegen. Der Blick des sympathischen Franken ist bereits wieder nach vorne gerichtet. Am 19. April 2020 geht es für ihn in Mailand um die europäische Qualifikation für die Paralympischen Spiele.

Die BTU gratuliert allen zu den tollen Erfolgen!