Georg Streif: "Die Förderung der Kaderathleten steht im Leistungssport-Team an erster Stelle."

Neben seiner Aufgabe als Vizepräsident der BTU war Georg Streif auch als Vorsitzender und Trainer bei der Taekwondo Gemeinschaft Allgäu engagiert. Darüber hinaus arbeitet der Allgäuer bis zum Ende des Jahres  auch noch als Sportdirektor bei der DTU. Im Gespräche mit Peter Bolz erklärt Georg Streif, wie seine Pläne für das kommende Jahr ausschauen.

BTU:
Vor über einem Jahr haben Sie bei der DTU die Aufgabe des Sportdirektors übernommen. Ende diesen Jahres läuft Ihr Vertrag aus. Kommt bei Ihnen schon langsam so was wie Wehmut auf?

Georg Streif:
Als Wehmut würde ich das nicht bezeichnen. Wenn sich ein Projekt, in das man viel Energie gesteckt hat, dem Ende nähert, sind natürlich auch Gefühle im Spiel. Ende 2022 wurde ich vom Präsidium der DTU gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Aufgabe des Sportdirektors zu übernehmen. Dabei gab es klare Absprachen über die Ziele. Bei diesen Gesprächen wurde auch vereinbart, dass der Vertrag bis zum Jahresende nach den Olympischen Spielen gehen würde.

BTU:
Um welche Ziele ging es denn?

Georg Streif:
Der Dreh- und Angelpunkt war und ist natürlich, optimale Voraussetzungen zu schaffen, um bei der Olympiade 2024 in Paris so gut wie nur möglich dabei zu sein.


BTU:
Wenn Sie heute zurückblicken, sind Sie mit Ihrer Arbeit als Sportdirektor zufrieden?

Georg Streif:
Bei so einem großen Aufgabenbereich gibt es immer Komplexe, bei denen man nicht alle Erwartungen erfüllen konnte. Ein großes Sorgenkind war und ist leider noch immer der Herrenbereich, bei dem seit der Corona-Krise die „großen Ergebnisse“ fehlen. Auch der hoffnungsvolle Nachwuchs konnte hier noch nicht greifen. Eventuell kommt das jetzt etwas versetzt.

Dafür konnten sich aber die Erfolge bei den Damen sehen lassen. Neben Titel und Medaillen beim Grand Prix, der Weltmeisterschaft und der Europameisterschaft konnte sich Lorena Brandl über das Weltranking direkt für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris nominieren. Die Nominierung für Paris 2024 hatte für mich die oberste Priorität. Der 5. Platz und vor allem auch die Präsentation von Lorena waren das momentane Maximum. Das hat sie gut gemacht und man hat als Team gearbeitet.


BTU:
Waren Sie enttäuscht, dass Lorena Brandl in Paris keine Medaille gewinnen konnte?

Georg Streif:
Nein, von einer Enttäuschung kann man nicht sprechen. Natürlich macht man sich Hoffnungen. Und die waren ja auch durchaus realistisch. Lorena hat gegen Kuba toll abgeliefert und danach gegen die amtierende Weltmeisterin und Olympiasiegerin Althea Laurin verloren. In dem Kampf hat sich Lorena gut verkauft. Es gab ein paar knappe Entscheidungen, aber so ist das nun mal.

In der Trostrunde konnte Lorena gegen Tadschikistan glänzen, unterlag dann aber beim Kampf um die Bronzemedaille gegen Da-Bin Lee, die an Nummer 2 gesetzte Weltmeisterin aus Korea.

Wenn von einer Sportlerin vom größten Sportturnier zur besten Sendezeit mit einem Millionenpublikum vier Kämpfe live übertragen werden, dann kann man auch mal ein bisschen stolz sein. Lorena hat den fünften Platz gewonnen und dafür gebührt ihr jeder Respekt.


BTU:
Gibt es noch Pläne und Vorhaben, die Sie als Sportdirektor bis zum Ende des Jahres umsetzen wollen?

Georg Streif:Da würde es viel geben. Aber die Zeit ist vorbei. Es wurde noch die Vorbereitung zur Umsetzung des neuen Strukturplanes, den unsere neue Führung intensiv angehen will, bearbeitet. Auch müssen die Defizite aus der PotAS-Analyse systematisch abgearbeitet werden. Einige Vorbereitungen dafür sind noch erfolgt.


BTU:
Und wie schaut es nach Ihrer Zeit als Sportdirektor aus? Liegen Sie dann in der Hängematte?

Georg Streif:
Natürlich werde ich mir jetzt auch mal die Zeit nehmen, um durchzuschnaufen und den Kopf freizubekommen. Viel Zeit bleibt mir dazu aber nicht, denn ich werde mich in der BTU auch weiter voll als Vizepräsident Zweikampf einbringen. Für uns geht es darum, dass wir unsere Führung innerhalb der DTU festigen. Viele Jahre lag der Nürnberger Stützpunkt als Bauprojekt auf meinem Schreibtisch. Darum ist es mir auch immer wieder eine Freude, unseren Stützpunkt zu besuchen. Wenn ich daran denke, wie sich das Ganze nach über einhundert Sitzungen entwickelt hat, ist das für mich ein großartiges Gefühl.

Zeitlich nimmt mich auch meine Aufgabe als Vorsitzender und Trainer der Taekwondo Gemeinschaft Allgäu e.V in Anspruch. Unser Verein hat aktuell 330 Mitglieder.

Zu guter Letzt will ich auch meine Firma Sportmanagement Streif wieder aufleben lassen, meine Seminare in Österreich, Kroatien, Slowenien und Thailand anbieten und in der Trainerausbildung mitwirken. Nach dem Amtsantritt als Sportdirektor habe ich diese Dinge stark zurückgestellt.


BTU:
Wie zu hören ist, soll es ab dem nächsten Jahr bei den Meisterschaften keine Verbandswertungen mehr geben, sondern nur noch Länderwertungen. Dies bedeutet, dass die Punkte bei Bundesländern mit zwei Verbänden addiert werden. Muss sich Bayern schon bald mit dem zweiten Platz zufriedengeben?

Georg Streif:
Solche Regeländerungen führen natürlich dazu, dass es aus bayerischer Sicht schwieriger wird, die Spitze zu verteidigen. Da sich Bayern aber auch vor der Aufspaltung einiger Landesverbände immer wieder behaupten konnte, mache ich mir keine große Sorgen.

Wir haben in Bayern aber weitaus weniger Wettkampfvereine, was ich gerne ändern würde. Wir müssen alles versuchen, um mehr Vereine für den Zweikampfbereich zu begeistern. Mir ist klar, dass das immer schwerer wird und mehr Zeit benötigt.


BTU:
Waren Sie als Vizepräsident der BTU mit den Leistungen und Ergebnissen zufrieden?

Georg Streif:
Mit den Ergebnissen war ich sehr zufrieden. Wie bereits erwähnt, würde ich mir aber mehr Basis wünschen, also mehr Vereine, die an Wettkämpfen teilnehmen. Auch soll unsere Spitze noch mehr individuelle Betreuung durch die Landestrainer erhalten. Konzepte dafür sind vorbereitet.


BTU:
Wo liegen denn die bayerischen Schwerpunkte für die nächste Saison?

Georg Streif:
Wir wollen die Nachwuchs-Turniere mehr aktivieren und in mehreren Regionen die sogenannten Wettkampftage und Regionalturniere einführen. Ein Vorbild ist dabei Oberbayern. Dort haben wir in Kirchseeon den ersten regionalen Stützpunkt eingeführt und danach die Wettkampftage, die von Alexander Berghammer mit seinem Team schon lange mit sehr großem Erfolg umgesetzt werden.

Mittlerweile haben wir mehr oder weniger intern auch in der Allgäuer Region solche Wettkampftage angeboten. Das Interesse war und ist recht groß und zeigt, dass ein klarer Bedarf vorhanden ist.


BTU:
Sind weitere regionale Stützpunkte geplant?

Georg Streif:
Ja, wir wollen in den Regierungsbezirken weitere einführen. Danach wollen wir dort auch Wettkampftage anbieten und eventuell auch Regionalturniere durchführen.


BTU:
Gibt es dazu schon konkretere Pläne?

Georg Streif:
Es gab schon die ersten Gespräche für Niederbayern. Wenn alles wie geplant umgesetzt werden kann, werden wir in Niederbayern den nächsten regionalen Stützpunkt eröffnen. Dieses Thema werden wir beim Trainertreff am 12. Januar 2025 beim Landesstützpunkt in Nürnberg auf die Tagesordnung setzen.


BTU:
Sind im Zusammenhang mit dem Leistungssport noch weitere Maßnahmen geplant?

Georg Streif:
Die Förderung der Kaderathleten steht im Leistungssport-Team natürlich immer an erster Stelle. Dort wurden auch einige andere Konzepte neu ausgearbeitet. Zum Bespiel wollen unsere Landes- und Assistenztrainer unsere Spitze noch mehr individuell betreuen, wie vorher schon erwähnt. Die meisten unserer bayerischen Spitzensportlern konnten sich zwar jetzt schon bei den Europa - und Weltmeisterschaften sowie der Olympiade erfolgreich durchsetzen, aber da soll noch mehr gehen. Unser gesamtes Team ist da sehr zuversichtlich.

Mit Freude werde ich da mit ihnen zusammen auch weiterhin „Vollgas“ geben.  


BTU:
Vielen Dank für das Gespräch.