Joerg Kohlenz: „Nachwuchsarbeit ist der Motor und die Basis für unseren Erfolg!“

Auch im vergangenen Jahr konnten die bayerischen Kadermitglieder sowohl beim Poomsae als auch beim Zweikampf mit zahlreichen Medaillen auf nationaler und auf internationaler Ebene auf sich aufmerksam machen. Die sportlichen Erfolge in beiden Bereichen haben nichts mit Zufall zu tun, sondern sind das Resultat einer langjährigen und professionellen Aufbauarbeit.

Wir haben Vizepräsident Joerg Kohlenz gebeten, im Rückblick auf die vergangene Saison einige Fragen zu den Erfolgen und zum sportlichen Konzept im Poomsae-Bereich zu beantworten. Hier sind seine Antworten.

BTU:
War das vergangene Jahr für Sie eine erfolgreiche Saison? 

Joerg Kohlenz:
Absolut! Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass wir als Bayern seit einigen Jahren unsere Spitzenposition im Ländervergleich halten können. Auch in der vergangenen Saison haben wir das wieder geschafft. Darüber hinaus haben wir auf nationaler und internationaler Ebene mit unseren Sportlerinnen und Sportlern beachtliche Erfolge feiern und unsere Kaderstärke weiter ausbauen können.

BTU:
Was waren die herausragendsten Momente in der vergangenen Saison?

Joerg Kohlenz:
Aus internationaler Sicht war das natürlich das Abschneiden unserer bayerischen Sportlerinnen und Sportler bei den Europameisterschaften in Antalya. Mit zehn Sportlern haben wir als BTU bereits die größte Gruppe an Sportlerinnen und Sportlern im Einsatz gehabt. Und unser Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen: Insgesamt zwei Europameister- und vier Vize-Europameistertitel sowie drei Bronzemedaillen. Ein wirklich herausragender Moment!

Aus nationaler Sicht war es die Deutsche Meisterschaft in Gehrden. Dort holten wir mit acht Deutschen Meistertiteln, sieben Deutschen Vize-Meistertiteln sowie zwölf Bronzemedaillen mit deutlichem Abstand den ersten Platz der Länderwertung. Unglaublich. 

Ebenfalls ein wirklich herausragender Moment war die Nominierung unserer Landeskampfrichterreferentin Dr. Marion Schrader als internationale Kampfrichterin bei den Europameisterschaften. Im Jahr zuvor war Marion bereits zu den Weltmeisterschaften eingeladen worden. Eine Glücksmoment für uns. Die Erfahrung und das Wissen, welches uns damit zukommt, bilden ein wichtiges Element in Aus- und Weiterbildung unserer Kampfrichterinnen und Kampfrichtern, aber vor allem auch zum Austausch mit unserem Landestrainerteam.  

BTU:
Ist der Technikbereich mit seinem Leistungssportkonzept optimal aufgestellt oder sind Änderungen geplant?

Joerg Kohlenz:
Wir haben uns Leistungssportkonzept bereits weiter überabeitet. Wie halten zwar, wie bereits erwähnt, im Ländervergleich unsere Spitzenposition als Bayern, aber darauf können wir uns nicht ausruhen. Äußere und innere Bedingungen ändern sich. Da gibt es keine Konstanz. Darauf müssen wir entsprechend reagieren, unsere Strukturen anpassen und unsere Ziele absichern.

Strukturell haben wir z.B. dem Bereich Freestyle einen besseren Rahmen und deutlich mehr Aufmerksamkeit gegeben. Ich bin sehr froh und stolz, dass wir im vergangenen Jahr Herman Betz als Landestrainer gewinnen konnten. Die bisherige Resonanz ist bereits vielversprechend. Hermann wird die Aufbauarbeit und Strukturentwicklung zum Aufbau eines Freestyle-Landeskaders vorantreiben.

Darüber hinaus werden wir die konzeptionelle Weiterentwicklung unserer Lehrgangsstrukturen und übergreifender Kadermaßnahmen angehen. Dies ist zwingend notwendig, wenn man bedenkt, das wir nunmehr neben dem Landeskader Senioren und Jugend einen eigenen Landeskader Freestyle haben werden. Absprachen und Übergaben sowie die Betreuung der Sportlerinnen und Sportler müssen optimiert werden.

BTU:
Welchen Stellenwert hat die Nachwuchsarbeit in Bayern?

Joerg Kohlenz:
Als ich vor einigen Jahren den Technik Bereich übernommen hatte, gab es eine enorme Nachwuchslücke und kein Konzept, wie wir da wieder herauskommen. Mit den damals vorgenommenen strukturellen Änderungen, dem Gewinn eines optimalen Leistungssportpersonals für den Jugendbereich und einem modernen und effektiven Nachwuchskonzept, haben wir in Deutschland eine Duftmarke gesetzt.

Insofern erübrigt sich fast die Frage, welchen Stellenwert die Nachwuchsarbeit für uns in Bayern hat. Sie ist für uns Motor und Basis für unseren Erfolg. Wer Jugend- und Nachwuchsarbeit vernachlässigt und nicht ernst nimmt, macht einen strategischen Fehler für die Zukunft. Negative Beispiele sieht man bei anderen Sportarten, wie z.B. Tennis, Rudern oder Skifahren. Plötzlich bleiben Erfolge aus, weil einzelne Leistungsträger ausscheiden.

Für uns bedeutet das, dass wir uns auf Bestehendem nicht ausruhen dürfen. Gerade im Nachwuchsbereich haben wir einen sich ständig wandelnden Kontext, welcher uns immer wieder vor Herausforderungen stellt. Deshalb werden wir in den kommenden Jahren unser vorhandenes Modell zur effektiven Jugend- und Nachwuchsförderung weiterentwickeln. Das bedeutet, wir werden zusätzlich die Themen Perspektive- und U19-Kader angehen.

BTU:
Wo liegen die sportlichen Schwerpunkte im nächsten Jahr?

Joerg Kohlenz:
Es stehen im Mai 2020 die Weltmeisterschaft in Dänemark an. Hierbei gibt es noch aussichtsreiche Sportlerinnen und Sportler, welche auf eine Nominierung hoffen können. Diese müssen sich über die noch vorher verfügbaren Turniere empfehlen. Darüber hinaus ist für uns natürlich eine enorme Arbeit, um an die Erfolge der letzten Deutschen Meisterschaften anzuknüpfen. Ebenso wollen wir auf Platz 1 oder 2 beim deutschen Jugendcup hinarbeiten.

BTU:
Welche Ziele stehen denn sonst noch für das nächste Jahr an?

Joerg Kohlenz:
Bei unseren Turnieren werden wir in 2020 erstmalig immer die Disziplin „Family Poomsae“ anbieten. Dabei kann ein Elternteil oder beide Eltern mit einem oder mehreren Kindern antreten. Die Anzahl der Familienmitglieder ist beliebig. Voraussetzung ist lediglich, dass es Generationen-übergreifend ist. Der erste Test dieser Disziplin beim letzten BTU-Technik-Cup in Wackersdorf war mehr als positiv und das Feedback war toll.

Darüber hinaus werden wir unser mobiles Stützpunkttraining über das gesamte Gebiet in Bayern weiterhin so umfangreich anbieten, um möglichst viel Wissen in die Vereine und an die Heimtrainer zu transferieren. Hierzu zählt insbesondere auch Wissen für die Arbeit im Heimatverein zur Disziplin Freestyle.

BTU:
Vielen Dank für das Gespräch.