Manfred Stadtmüller gewinnt Bronzemedaille auf der Weltmeisterschaft in Korea!

GOYANG - Mit der Nominierung als Bundeskaderathleten zur Taekwondo Weltmeisterschaft Technik 2022 in Goyang geht für einige ein Traum in Erfüllung!

Der Ostersonntag beginnt dieses Jahr für unsere Bayernkadersportler etwas anders als gewöhnlich. Bereits zur Mittagszeit trifft sich das deutsche Taekwondo-Nationalteam am Frankfurter Flughafen zur gemeinsamen Reise nach Seoul – alle mit verpflichtendem negativen PCR-Test. Mit an Bord sind Emir Can Erdemir, Tilman Gothner, Patrick Lebens, Bärbel Reiner, Manfred Stadtmüller, Physiotherapeut Markus „Joey“ Wittek und Bundestrainerin Daniela Koller.

Nach einem holprigen 12-Stunden-Flug, einem langen Umweg um die Ukraine und kaum Beinfreiheit landet das deutsche Team müde und trotzdem voller Vorfreude zur Mittagszeit in Süd-Korea. Am Flughafen wird erst einmal ein weiterer PCR-Test durchgeführt und die letzten Formulare ausgefüllt, bevor das Team nach einer Stunde Busfahrt im Stanford-Hotel in Seoul einchecken kann. Erste internationale Kollegen treffen die Jungs und Mädels dort auch bereits. Der erste Tag auf koreanischem Boden endet dann nach kurzen Besichtigungstrips des Hotel-Viertels.

Am Dienstagmorgen betreten die Bayern gemeinsam mit den anderen Nationalkadersportlern zum ersten Mal den Ort des Geschehens. Das Kintex Korea International Exhibition Center in Goyang bietet auf einer Indoor-Fläche von knapp 54.000 Quadratmetern Platz für fünf große Messehallen. Eine riesige Warm-up-Area, eine Lounge-Area mit gemütlichen Sitzsäcken, WLAN für bis zu 150.000 Geräte – da rutscht den Sportlern das Herz doch gleich mal in die Hose bei diesem Anblick. Während bereits die ersten Teams auf den aufgebauten Matten ihre Freestyle-Formen mit Akrobatik-Elementen üben, sind andere mit dem letzten Schliff an der Synchronität beschäftigt. Auch für unsere Sportler steht eine Stunde Training auf dem Programm. Nach einem herzhaften Mittagessen geht die Reise ins Kukkiwon – dem Head Department des Taekwondo, dem Mekka der koreanischen Kampfsportart. Das Glück ist auf ihrer Seite, denn gerade ist das Demo-Team am Trainieren mit Bruchtestbrettern in Schwindelerregenden Höhen und Sprüngen, die für uns nur mit dem Trampolin möglich wären. Am Ende dürfen ein oder zwei Fotos mit dem Kukkiwon-Präsidenten nicht fehlen.

Auch der Mittwoch wird weiter für die letzten Anpassungen und Perfektionen genutzt. Für zwei Stunden darf das Team in einem angemieteten Dojang in Seoul trainieren. Während die Sportler sich wieder auf den Rückweg ins Hotel machen, steht für die Coaches und Bundestrainer am Nachmittag das Head of Team-Meeting auf dem Programm.

Donnerstag – der Start der World Taekwondo Poomsae Championships 2022 in Goyang! Bereits um 7.15 Uhr steht das Team bereit zur Abholung. Eine halbe Stunde später sitzen alle auf den Rängen in der Messehalle. Überall Kameras, mächtige, auf die Flächen gerichtete Scheinwerfer und die Fläche für die Finalläufe – erhöht auf einem Podest, das über drei Stufen erreicht wurde. Und als Sahnehäubchen werden die Finalläufe im koreanischen Fernsehen übertragen!

Emir Can macht für die bayerischen Sportler den Anfang. Er geht im Team mit seinen Kollegen Leon Pfaffl aus Niedersachsen und Patrick Kuzenko aus Baden-Württemberg an den Start. Wegen der hohen Anzahl Starts werden die 20 Teams in der Vorrunde in zwei Gruppen aufgeteilt. Im Cut-off-System können sich Emir Can und sein Team in Gruppe A behaupten und mit den Top fünf pro Gruppe ins Semifinale einziehen. Auch dort sind die Jungs weiterhin im Cut-Off-System nicht aufzuhalten und können als achtes Team den Einzug ins Finale feiern. Dieses muss jedoch wegen Verzögerungen auf den nächsten Tag verschoben werden.

Am Abend wird groß zeremoniell die Weltmeisterschaft eröffnet. Das Demo-Team präsentiert Sprünge, Techniken und zerbrechende Bretter, während der Bürgermeister von Goyang und der World-Taekwondo-Präsident eine Ansprache halten – oder es zumindest versuchten. Für den Präsident ist es schlichtweg zu dunkel, um seine Rede vorlesen zu können, was er auch offen bedauert. Hierfür gibt es gleich einen großen Sympathiepunkt durch das Publikum.

Freitag – ein großer Tag der Entscheidungen für die Bayern. Das Finale findet in Form von Battles statt. Im Team der Herren unter 30 ist die Anspannung sichtlich groß, denn sie starten nicht nur auf einer Fläche, die auf einem Podest erhöht ist, sondern direkt gegen den Endgegner: Korea! Die Kicks sind hoch, die Techniken stark, die Synchronität einmalig. Leider reicht das immer noch nicht gegen die Könige des Sports und das spätere Weltmeisterteam. Trotz allem dürfen sich Emir Can, Leon und Patrick über einen WM-Platz-5 freuen! Wie haben sie ihre Läufe empfunden? “Der Start in das Turnier fiel uns nicht ganz einfach, doch nach der Vorrunde haben wir uns gefunden und konnten uns sowohl im Halbfinale als auch im Finale souverän behaupten.“, so Emir Can im Nachhinein.

Auch Bärbel Reiner hat einen harten Kampf vor sich. Das erste Battle lässt sie mit einem Freilos hinter sich. Im zweiten Battle muss sie sich der starken Mexikanerin stellen. Sie fühlt sich gut vorbereitet, Nervosität ist auch weniger ein Hindernis. Warum hat es dann trotzdem nicht gereicht? “Mexiko war stark, keine Frage. Aber meine Augen wollten zu Beginn der ersten Form einfach nicht mitspielen. Das Licht hat geflimmert und mit schlechter Sicht läuft es sich eben auch nicht optimal.” Auch hier ist es knapp und beide Damen kämpfen um den Sieg. Am Ende muss sich Bärbel dennoch mit Rang 9 geschlagen geben.

Nervosität im Team um Patrick Lebens, Tilman Gothner und Binh Duong aus Hessen? „Also auf einer Skala von 1 bis 10 war ich im Semifinale definitiv bei 9! Der erste Lauf war ein halber Blindflug.“, so Patrick Lebens. Entspannt wirkt dagegen Tilman Gothner. „Nervosität ging eigentlich ab der zweiten Poomsae, die wir laufen mussten.“ Auch das Herren-Team über 31 zieht ins Finale ein - sogar als viertes Team! Hier macht die Atmosphäre den Sportlern zu schaffen. Das Podest, die Scheinwerfer und die Live-Übertragung im öffentlichen koreanischen Fernsehen - “Da bekommt man Gänsehaut.”, so Tilman. Am Ende muss sich das Team gegen die USA im Viertelfinale mit 0,06 Punkten haarscharf geschlagen geben. Die Enttäuschung ist zu Beginn groß, aber die Gleichwertigkeit der Gegner macht es beinahe wieder Wett.

Während sich die meisten Bayern am Samstag schon entspannen können, ist Manfred Stadtmüller noch voll fokussiert. Am Sonntag darf er den krönenden Abschluss bilden. Im Semifinale lässt er fast alle seine Gegner hinter sich und zieht als dritter in das Battlefinale ein. Im ersten Battle gewinnt Manfred gegen Schweden und hat damit schon mal eine Medaille sicher. Wie Emir Can muss sich Manfred im zweiten Battle Korea stellen. Er gibt alles: hohe Kicks, starke Armtechniken, saubere Stellungen! Am Ende setzt sich Korea durch. Und Manni? Er darf das Treppchen erklimmen und bekommt in der Siegerehrung vor aller Augen die WM-Bronzemedaille überreicht! „Für mich ging ein Traum in Erfüllung. Mit der Nationalmannschaft, ein tolles Team, im Ursprungsland Korea, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen und als Krönung eine Medaille mit nach Hause zu bringen – gigantisch“, so Manfred nach der Siegerehrung.

Auch Daniela Koller ist sehr stolz auf ihre bayrischen Sportler. Herzlichen Glückwunsch an alle!

Ein Großer Dank geht an Joey Wittek, der uns nicht nur aus physiotherapeutischer Sicht, sondern auch mental den Rücken gestärkt hat.

Kampfrichter-Referentin Dr. Marion Schrader ist ebenfalls von der WT als International Referee nominiert und kann viele neue Erfahrungen auf internationaler Ebene mitnehmen, die sie später an die bayrischen Kampfrichter gewinnbringend weitergeben kann.

Am Montag Früh geht es wegen einer kleinen Fehlplanung des Veranstalters bereits drei Stunden früher als nötig zum Flughafen, womit die Zeit mit Schlaf, Entspannung und Eindrücke verarbeiten überbrückt wird. Um 20.00 Uhr landet der Flieger mit den Weltmeistern der Herzen in Frankfurt.