Vizepräsident Georg Streif: "Die nächste Generation vorbereiten!"

Foto: Alfred Castano (links) und Georg Streif.

Seit vielen Jahren stellen die bayerischen Kadermitglieder bei nationalen und internationalen Turnieren ihr Können unter Beweis. Die Erfolgsbilanz ist jedes Jahr beeindruckend. Die Basis für diese Erfolge ist nicht nur die hervorragende Trainingsarbeit in den Vereinen, sondern auch Leistungssportkonzept der BTU. Jedes gute Konzept muss von Zeit zu Zeit neu angepasst werden. 

Im Gespräch mit Peter Bolz erläutert BTU-Vizepräsident Georg Streif, mit welchen Änderungen der bayerische Kader in die neue Saison gestartet ist.

BTU:
Das Leistungssportkonzept der BTU wurde in diesem Jahr aktualisiert und neu angepasst. Welche wesentlichen Änderungen wurden denn vorgenommen?

Georg Streif:
Wir haben uns personell neu aufgestellt und die Aufgaben aufeinander abgestimmt. Neu bei uns im Boot ist jetzt auch Alfred Castano, der den administrativen Part übernimmt. Mit seiner Arbeit wird es für uns einfacher, die Rahmenbedingungen bestmöglich zu gestalten.

BTU:
Um welche Themenbereiche kümmert sich denn Alfred Castano vorwiegend?

Georg Streif:
Alfred Castano wird den administrativen Bereich bis zum Jahresende immer mehr übernehmen. Es ist geplant, dass er bis zum Jahresende die Transparenz bei der Jahresplanung erhöht und die aktualisierten Ranglisten und Kaderlisten auf der BTU-Homepage veröffentlicht. Alfred ist eine sehr wichtige Stütze, der bereits in kürzester Zeit neue Akzente gesetzt hat.

Mittlerweile werden die aktualisierten Ranglisten nach jedem Turnier veröffentlicht. Außerdem wurden von ihm die Kaderlisten neu gestaltet und die Teilnahmen der BTU-Teams mit gemeinsamen Busfahrten organisiert. Die ersten Bereiche werden also bereits erfolgreich umgesetzt. Nachdem Alfred Castano in Nürnberg wohnt, hat er kurze Wege zu unserem Landesstützpunkt und zu den Landestrainer. Das ermöglicht schnelle Abstimmungen. 

BTU:
Wird Alfred Castano für sportliche Bereich eingesetzt?

Georg Streif:
Nein, die Zuständigkeit für die sportlichen Umsetzung unseres Leistungssportkonzepts bleibt bei unseren bestens bewährten Landestrainern Nurettin Yilmaz, der den Schwerpunkt auf das Training in der Bertolt-Brecht-Schule legt, und Özer Gülec, der sich vorwiegend um das Stützpunkttraining kümmert. Beide werden intensiv von den Assistenz-Trainern Aykut Yilmaz, Regionalstützpunkttrainer Mustafa Gürel, Sergej Kolb, Demirhan Aydin und Regionalstützpunkttrainer Alexander Berghammer unterstützt.

Zusätzlich wollen wir so oft wie möglich auch den medizinischen Bereich, den Dr. Frank Düren und Dr. Markus Geßlein leiten, und das Serviceangebot des Olympia Stützpunkt Bayern mit einbinden.

BTU:
Wie sieht es denn mit der Organisation der bayerischen Turniere aus?

Georg Streif:
Die Turniere, vor allem die Challenge Cup’s, die Bayernpokale, die Bayerische Meisterschaft und - als internationales Aushängeschild - die Bavaria Open, die wir jedes Jahr anbieten, haben einen hohen Stellenwert. Hier präsentieren wir uns in der Öffentlichkeit und unsere Athleten können sich entwickeln.

Die Organisation der Turniere liegt im Aufgabenbereich von Kampfrichter-Referent Abdullah Ünlübay, der ständig daran arbeitet, alles noch besser und professioneller umzusetzen. Um dem Ausrichter die Arbeit zu erleichtern, fährt Abdullah mit einem eingespielten Team zum Turnierort und baut dort, mit der Unterstützung der Vereinshelfer, die Kampfflächen und das komplette Equipment auf. Dieser Aufbau wird dem Ausrichter im neuen Turniervertrag zugesichert. Dadurch wird der Arbeitsaufwand für die Ausrichter enorm vereinfacht. 

BTU:
Wer übernimmt denn das Tagesgeschäft beim Landesstützpunkt?

Georg Streif:
Um die alltäglichen Arbeiten, die mit dem Landesstützpunkt zusammenhängen, kümmert sich Hasim Celik. Für mich ist das eine große Erleichterung, da er damit einen sehr großen Bereich bestens abdeckt. Hasim ist auch ein weiteres Bindeglied zur DTU.  

BTU:
Und was ist Dein Part beim Leistungssportkonzept?

Georg Streif:Ich führe jeden Monat Personalgespräche im Landesstützpunkt durch und binde dort teilweise auch andere Bereiche mit ein. Zeitweise fungiere ich auch als Head of Team zur Unterstützung von Alfred und unseren Trainern. Zu meinen Aufgabenbereichen gehört auch die Koordination zu meinen BTU-Vorstandskollegen, den Referatsleitern, zur BTU-Presse und zu den Serviceleistungen des Olympiastützpunkts. Ich führe unser Personal und sorge dafür, dass unser Konzept auch lebt. 

Gleichzeitig versuche ich, unterstützende Bereiche zu erweitern, wie beispielsweise die Videoanalysen von Klaus Haggenmüller oder das Sponsoring der Zahnarztpraxis Edelweiß (Hinweis: Dr. Markus Striegel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sport-Zahnmedizin)  und Supernatural (Hinweis: Nussmühlen). Eine Zentralisierung im Spitzenbereich verfolge ich auch schon lange.

Trotzdem soll der Nachwuchs auch dezentral in den Regionalstützpunkten in Dachau, Kirchseeon, Günzburg und Marktoberdorf unterstützt werden. Für die Möglichkeit der Umsetzung dieser Bereiche danke ich besonders unserem ehemaligen BTU-Präsident Rainer Hofer sowie unseren jetzigen Präsident Gerd Kohlhofer, unserem Personal und der Geschäftsstelle.  

BTU:
Was die Wettkampferfolge angeht, nimmt Bayern innerhalb der DTU sein vielen Jahren eine Führungsposition ein. Wurde die Zieldefinition für die kommende Saison neu justiert?  

Georg Streif:
Obwohl wir schon seit vielen Jahren in allen Kategorien in der Länderwertung an der Spitze stehen, reflektieren wir nach jeder Saison bei uns alle Bereiche sehr kritisch und versuchen, uns weiterzuentwickeln. Wir legen immer großen Wert darauf, die nächste Generation auf den Leistungssport vorzubereiten. Neben den Teilnahmen bei ausgesuchten G-Turnieren, bei denen wir mit einem BTU-Team an den Start gehen, ist das Bertolt-Brecht-Schulkonzept, das sehr strukturiert durch Nurettin und Aykut Yilmaz geführt wird, sehr hilfreich. Dort sichtet Sergej Kolb schon sehr frühzeitig nach neuen Talenten. Unsere Zielstellung bleibt der Spitzenplatz innerhalb der DTU und eine zentrale Struktur mit Bündelung in Nürnberg. 

BTU:
Aktuell gibt in Bayern vier Landesstützpunkte in Nürnberg, Dachau, Marktoberdorf und Sonthofen. Außerdem gibt es auch noch Bezirk-Stützpunkte in Schwaben und Oberbayern. Wird das Netz an Stützpunkten weiter ausgebaut?

Georg Streif:
Nein, das ist nicht vorgesehen. Die bestehenden Stützpunkte sollen gestärkt, ausgebaut und bestmöglich unterstützt werden, und zwar je nach Zielstellung. Wir wollen die klare und erfolgreiche Struktur beibehalten. Änderungen würden wir erst dann angehen, wenn sich neue starke regionale Verschiebungen geben würde. Wir beobachten das Ganze natürlich intensiv. 

BTU:
Wie oft müssen denn Kadermitglieder pro Woche bei einem Stützpunkt trainieren? Dürfen Sie sich den Stützpunkt selbst aussuchen?

Georg Streif:
Eine regelmäßige Anbindung der Kadermitglieder an die Stützpunkte muss gewährleistet sein, um eine hohe Qualität garantieren zu können. Nur durch einen Zusammenzug von motivierten Wettkämpfern sind ausreichend Sparringspartner, hochqualifizierte Trainer und hochwertiges Material vorhanden. Die Auswahl des Stützpunktes überlassen wir den Athleten und ihren Heimtrainern. Da funktioniert bisher meist sehr gut.

Um zukünftige Weltklasse hervorbringen zu können, müssen die Athleten über mehrere Jahre 8 bis 12 Trainingseinheiten die Woche in ihrem Verein und beim  Stützpunkt absolvieren.

BTU:
Was sind denn die Voraussetzungen, um in den bayerischen Kader aufgenommen zu werden?

Georg Streif:
In der Regel die Führenden aus der Rangliste. Weitere Detail sind in der Kaderordnung klar definiert. Diese ist unter: https://www.btu-online.de/fileadmin/btu-online.de/upload/Downloads/Regelwerke/Regelwerke-2021/Wettkampfordnung_2021.pdf zu finden. Sie wird in Kürze modernisiert und anschließend veröffentlichen. Also wieder ein Schritt in Richtung Zukunft.

BTU:
Werden die Wettkämpfer bzw. Wettkämpferin darüber informiert, dass sie in den BTU-Kader aufgenommen wurden?

Georg Streif:
Natürlich, solche ersten Grobinformationen werden bereits bei der Kontaktaufnahme nach einer Sichtung ausgetauscht. Vor den ersten Einsätzen werden dann die Details festgelegt. Den Rahmen dafür gibt übrigens die Kaderordnung vor. Diese sollten leistungssportorientierte Heimtrainer und Athleten gut kennen, um gut vorbereitet zu sein.

BTU:
Was sind denn die Vorteile, wenn man Mitglied des BTU-Kaders ist?

Georg Streif:
Die bayerischen Kadermitglieder können viele unterschiedliche Angebote in Anspruch nehmen, zum Beispiel die Schulung über unsere Stützpunkte und Landestrainer, bei passender Leistung Einsätze im BTU-Team, einheitliche Einkleidung bei Kadermaßnahmen, Serviceleistungen beim Olympia-Stützpunkt (OSP), die Unterstützung bei der Zentralisierung, höhere  Chancen bei der Aufnahme in die Bertolt-Brecht-Schule, falls gewünscht auch Unterstützung bei Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr, Vergünstigungen bei Sponsoren, gemeinsame Busreisen zu Turnieren, Finanzierung von Kadermaßnahmen und Vieles mehr.

BTU:
Welche Erwartungen werden denn in die Wettkämpfer und den Verein gesetzt?

Georg Streif:
Wir erwarten uns eine kontinuierliche positive Weiterentwicklung der Wettkämpfer durch die Nutzung unserer Förderungsmöglichkeiten, eine leistungssportorientierte duale Lebensplanung und natürlich auch vorbildliches Verhalten.

BTU:
Nach welchen Kriterien werden die Kadermitglieder für ein G-Turnier im Ausland nominiert?

Georg Streif:
Eine Nominierung richtet sich vor allem nach dem aktuellen Leistungsstand bis zum Juniorenalter und der aktuellen Rangliste. Weitere Kriterien sind, dass Vorgaben umgesetzt wurden und Leistungen passend präsentiert werden, und zwar nicht nur im Training, sondern auch unter Turnierstress. Darüber hinaus kümmern wir uns darum, dass wir unsere bayerischen Kaderathleten bei internationalen Turnieren an den Start schicken, damit sie die notwendigen Credit-Punkte sammeln können, um für DTU-Nominierungen in die engere Wahl zu kommen.

BTU:
Bekommen Kadermitglieder, die mit ihrem Verein zu einem G-Turnier anreisen, die gleichen Ranglistenpunkte wie die nominierten Kadermitglieder?

Georg Streif:
Ja. Zusatzpunkte gibt es nur bei Länderkämpfen, die mit dem BTU-Team absolviert werden.

BTU:
Vor drei Jahren wurde das Konzept Talentstützpunkt in Bayern eingeführt. Damit wollte man Vereine auszeichnen, die sich für den Nachwuchsleistungssport einsetzen. Hat sich dieses Konzept bewährt?

Georg Streif:
Die bestehenden Stützpunkte haben sich bewährt und werden ausgebaut. Die Empfehlungen an den Landesstützpunkt funktionieren immer besser.

BTU:
Um die Suche nach Talenten zu kanalisieren, wurde von der BTU ein Talentsichtungskonzept ausgearbeitet. Sind die dort aufgelisteten Beurteilungs- und sportartspezifische Kriterien zielführend bei der Talentsuche?

Georg Streif:
Klar, deshalb haben die Landestrainer dieses Konzept ja eingeführt. Es kommt gut an und bietet eine zusätzliche Sichtung und frühe Unterstützung bei der Entwicklung von Talenten. Mittlerweile hat sich da Talentsichtungskonzept zu einem wichtigen Bindeglied entwickelt.

BTU:
Wird die Suche nach Talenten in der BTU nach der Coronakrise wieder aktuell vorgenommen? Wenn ja, wie wird das praktisch umgesetzt?

Georg Streif:
Die Talentsuche war und ist immer ein wichtiges Element in unserem Förderkonzept, egal ob bei Turnieren, Prüfungen oder auf Vorschläge von Heimtrainern. Ob dann tatsächlich eine Förderung erfolgt, wird immer im Leistungsausschuss entschieden.

BTU:
Viele Landestrainer sind auch Assistenz-Bundestrainer. Führen diese Doppelfunktionen bei Turnierüberschneidungen zu Problemen? 

Georg Streif:
Da dies durch ihren Einsatzplan gut koordiniert ist, gibt es keine Probleme, sondern nur ein paar Herausforderungen Ich sehe die Einsätze als Assistenz-Bundestrainer eher als Vorteil, da die Landestrainer dabei intensive internationale Erfahrung sammeln können. Für sie ist das eine „gute Fortbildung“, da sie immer auf dem Laufenden bleiben.

BTU:
Seit Anfang diesen Jahres sind Sie nicht mehr als Bundestrainer tätig. Sind Sie deshalb in das berühmte Loch gefallen oder widmen Sie sich jetzt anderen Aufgaben?

Georg Streif:
Ja, aktuell stehen bei mir andere Prioritäten im Vordergrund. Ich führe wieder vermehrt meine Seminare durch, und zwar mit internationalem Schwerpunkt in Kroatien, Österreich und Thailand durch. Außerdem habe ich jetzt etwas mehr Zeit fürs Privatleben. Ein Loch zum Reinfallen gab es keines, eher aufatmen und weiterhin Ora et labora…….


Fotos: Peter Bolz