Euro 2024 in Belgrad: Lorena Brandl wird Europameisterin

Vom 9. bis zum 12. Mai 2024 wurde in der „Belgrade Fair“-Sporthalle in Belgrad / Serbien die Europameisterschaft für die jeweils acht Gewichtsklassen der Damen und Herren ausgetragen. Ohne deutsche Beteiligung wurden zeitgleich im Para-Bereich in der Klasse K 44 in den jeweils fünf Damen- und Herrenklassen die neuen Europameisterinnen und Europameister ermittelt.

Bei der Nominierung des diesjährigen Nationalteams ging der dafür zuständige Leistungsausschuss neue Wege. Während in der Vergangenheit in aller Regel der beste Deutsche in der jeweiligen Gewichtsklasse mit seiner Nominierung rechnen konnte, wurde dieses Mal im Vorfeld analysiert, welche Leistungen die in Frage stehenden Nominierungen in der letzten Zeit vorweisen konnten und ob bei der Euro in Serbien die Chance auf einen Medaillenplatz als realistisch eingestuft werden kann. Am Ende ging Deutschland in Belgrad mit nur acht Kadermitgliedern – fünf Damen und drei Herren – an den Start.

Das deutsche Damenteam wurde von Bundestrainer Balazs Toth betreut und das Herrenteam von Bundestrainer Marco Scheiterbauer. Beide wurden Sergej Kolb, dem Bundestrainer (Bundeswehr), und Bundesstützpunkttrainer Bernhard Bruckbauer betreut. Als Head of Team war Sportdirektor Georg Streif für alles Organisatorische verantwortlich.

Die medizinische Betreuung lag in den Händen von Verbandsarzt Luka Boban. Als Physiotherapeut kümmerte sich Anton Schönauer um das körperliche Wohl der Kaderathleten.

Vom Präsidium der Deutschen Taekwondo Union war neben dem Präsidenten Stefan Klawiter und Vizepräsident Jannis Dakos auch Generalsekretär Andreas Rahn in Belgrad, um das deutsche Team zu unterstützen und sich für die Belange der DTU einzusetzen.

An jedem Wettkampftag wurden pünktlich ab 9:00Uhr zwei Gewichtsklassen bei den Damen- und Herrenklassen bis zu den Finale auf vier Kampfflächen ausgekämpft. Die vier Finale fanden dann um 18:30 Uhr statt, um 19:30 Uhr wurden die Siegerehrungen durchgeführt. Der komplette Zeitplan klappte wie am Schnürchen.

Die Wettkämpfe wurden mit den elektronischen Kampfwesten und Kopfschützern (PSS) wurden der Firma KPNP durchgeführt. Abdullah und Rezzan Ünlübay wurden in das KPNP-Team berufen, dass in Belgrad an den Kampfflächen für einen reibungslosen Ablauf sorgte.

Die Wettkämpfe der bayerischen Teilnehmer im Einzelnen:

Anya Supharada Kisskalt – Damen bis 49 kg
Am ersten Wettkampftag gewann Anya Supharada Kisskalt in der mit 21 Teilnehmerinnen besetzten Damenklasse bis 49 kg ihren Auftaktkampf gegen Ingrid Gabriele Busuioc (Rumänien) souverän mit 2 zu 0 Runden. Anschließend gewann die Nürnbergerin auch ihr Viertelfinale gegen die Lokalmatadorin Milica Milic (Serbien) in zwei Runden und sicherte sich damit einen Platz auf dem Siegertreppchen.

Im Halbfinale unterlag Anya dann aber gegen die an Nummer 1 gesetzte spätere Siegerin Adriana Cerezo Iglesias (Spanien), die bei den Olympischen Spielen in Paris an den Start gehen wird. Mit ihrer erneut starken Leistung gewann Anya Kisskalt die Bronzemedaille.

Imran Özkaya – Herren bis 63 kg
Auch Imran Özkaya musste am ersten Tag auf die Kampffläche. In der mit 24 Teilnehmern besetzten Klasse bis 63 kg musste er gegen Dmitriy Nagaev (Israel) antreten. Der Neu-Ulmer konnte die erste Runde für sich entscheiden. Zum Ende der zweiten Runde warf der israelische Coach aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen entnervt das Handtuch.

Im Viertelfinale gegen Tobias Hyttel (Dänemark) musste Imran nach zwei Runden eine Niederlage akzeptieren.

Khaled Abdel Halim – Herren bis 58 kg

Am zweiten Wettkampftag konnte sich Khaled Abdel Halim in der mit 27 Teilnehmer besetzten 58-kg-Klasse bei seinem Auftaktkampf mit einem Zwei-Runden-Sieg gegen Hamza Bahtanovic (Bosnien-Herzegowina) durchsetzen.

Im Achtelfinale gegen Gashim Magomedov (Aserbeidschan) konnte der Dachauer die erste Runde knapp für sich entscheiden, verlor dann aber die beiden folgenden Runden.

Lorena Brandl – Damen über 73 kg

In der mit 15 Teilnehmerinnen besetzten Damenklasse über 73 kg gewann Lorena Brandl ihren ersten Kampf gegen Mariia Kuts (Ukraine) mit zwei Runden.

Im Viertelfinale gegen Tania Maria Castineira Etcheverria (Spanien) verlor die Altmannsteinerin die unentschieden gewertete erste Runde, konnte danach in dem recht ausgeglichenen Kampf die nächsten beiden Runden für sich entscheiden – und stand damit im Halbfinale.

Im Halbfinale musste Lorena die erste Runde an Kristina Adebaio (Russland) abgeben, gewann aber relativ deutlich die zweite Runde. Die entscheidende dritte Runde gewann Lorena Brandl mit 6 zu 2 Punkten – und stand damit im Finale.

Im Finale musste Lorena gegen Nafia Kus (Türkei) antreten. Auch dieses Mal unterlag Lorena in der ersten Runde. Aber auch dieses Mal bewies sie ihre Nervenstärke, gewann die nächsten zwei Runden – und den Europameistertitel!

Vanessa Körndl – Damen bis 67 kg

In der mit 21 Teilnehmerinnen besetzten Damenklasse bis 67 kg verlor Vanessa Körndl ihre erste Runde relativ deutlich an Jolanta Tarvida (Lettland). In der zweiten Runde lag die Altmannsteinerin lange Zeit mit vier Punkte vorne. Kurz vor dem Rundenende schaffte ihre Gegnerin den Ausgleich – und konnte damit auch die zweite Runde für sich entscheiden.


Text und Fotos:
Peter Bolz